"Isa, ich kann noch gar nicht fassen, was da vorhin passiert ist! Wie du diesen Butler bedroht hast-", ereiferte sich Ludmilla. Wir saßen bereits in der Kutsche und zurück auf dem Heimweg.
"Ich wollte ihm gar nicht wehtun. Ihn nur einschüchtern. Damit er redet und alles zugibt."
"Das war so mutig von dir. Ich hätte das nicht gekonnt." Ludmilla hielt inne. "Aber... geht es dir gut?"
"Mir? Ja. Warum?"
"Nun. Weil er dich so... unsittlich berührt hat, meine ich." Sie sah wirklich besorgt aus. Ich fand es nett, dass sie sich um mich sorgte. "Und das alles an deinem Geburtstag."
Ich lachte auf. "So was. Diese Tatsache hatte ich irgendwie komplett verdrängt."
"Also bist du dir sicher, dass es dir gut geht?"
"Mir fehlt nichts. Ich glaube, ich konnte nicht vor dem Schlimmsten retten.", antwortete ich, auch wenn mich beim Gedanken an die feuchten Küsse des Butlers immer noch eine schreckliche Gänsehaut überkam.
"Wie weit er mit Helena allerdings gegangen ist, kann ich nicht sagen. Die Arme."
"Ich hoffe nur, dass sie sich schnell davon erholt."
"Ich weiß nicht, ob man sich von so etwas wieder erholt. Das ist schließlich keine Krankheit, Ludmilla."
"Ich weiß doch. Ich meinte nur - Ich bin froh, dass es dir gut geht. Und Helena hoffentlich bald auch. Und wenn es dir nicht gut geht, dann... dann können wir gerne darüber reden, wenn du willst, natürlich. Du kannst mit mir reden."
Gerührt ergriff in ihre Hand. So viel Einfühlungsvermögen hatte ich gar nicht von ihr erwartet. Aber ich wusste es zu schätzen. "Danke."
Als wir wieder auf Haus Barthold-Voreck ankamen, war es schon früher Abend. Ich war müde und wollte am liebsten direkt ins Bett fallen, doch es gab noch Arbeit zu tun. Ich half Arthur beim Auftischen des Essens, nachdem wir gemerkt hatten, dass es zu zweit viel schneller ging als alleine. Danach half ich Ludmilla beim Entkleiden.
"Isa, ich habe tolle Nachrichten! Die Einladung zum Spätsommerball kam tatsächlich an. Wir sind zu einem Fest des Herzogs eingeladen! Ist das nicht wunderbar?"
"Wann ist denn dieser Ball?", fragte ich zögernd. Ich wusste noch nicht genau, ob ich das so wunderbar fand.
Ich hatte mich heute bei Eleonora und ihren Freunden zwar wohlgefühlt, doch am Anfang war ich etwas fehl am Platz. Ich streckte meinen kleinen Finger nicht so abstrakt ab, wenn ich einen Schluck Tee trank, noch sprach ich so gehoben wie die Mädchen. Ich kam nicht aus dieser Zeit, ich wusste nicht, wie man sich korrekt verhielt. Außerdem konnte Ludmilla mich nicht allen als ihre Großcousine aus Italien vorstellen.
Und außerdem - ein Ball war keine Silvester-Party!
"Im September, erst. Aber bis dahin haben wir noch viel zu tun.", antwortete Ludmilla. Ich atmete erleichtert aus. Das war ja noch eine ganze Weile hin. Wie viel wir aber bis dahin zu tun hatten, sollte ich erst am nächsten Morgen erfahren.
🌹
"Isa, kannst du eigentlich tanzen?"
Ludmilla erwartete mich voller Elan am nächsten Morgen. Ich dagegen bewegte mich so träge wie ein Faultier. Ich hatte in der vergangenen Nacht nicht gut geschlafen - unschöne Alpträume hatten mich gequält. Der Übergriff des Butlers hatte mich doch mehr mitgenommen, als ich es mir eingestehen wollte.
"Naja, einen Disco Fox kriege ich vielleicht gerade noch so hin. Oder Salsa."
Stolz begann ich, den Grundschritt vorzuführen. Einen Schritt nach hinten. Schließen. Nach vorne. Schließen. Ludmilla starrte mich erschrocken an und schüttelte schon fast angewidert den Kopf.
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My past resolutions
Ficción históricaIsa könnte nicht glücklicher sein, als ihr langjähriger Schwarm sie endlich küsst. Und das an Silvester, genau um 0:00 Uhr. Schon immer hat sie davon geträumt, so in ein neues Jahr zu starten. Doch dieser meint es nicht ernst mit ihr und Isa ist zu...