Für einige quälende Sekunden war es totenstill im Speisezimmer. Dann ging alles ganz schnell. Wir hörten ein metallisches Klicken, Ludmillas erschrockenes Luftschnappen und das überhebliche Lachen des Marquis. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Vorsichtig schob ich die Tür zum Speisezimmer etwas weiter auf und spähte hindurch. Beinahe hätte ich aufgeschrien.
Der Marquis stand mit gezogener Pistole mitten im Raum und hielt Graf Ludwig den Waffenlauf an den Kopf. Er trug einen eleganten schwarzen Anzug mit roten Innenseiten. Graf Ludwig stand mit dem Rücken zu mir, sodass ich sein Gesicht nicht sehen konnte, aber allein sein Körper zitterte vor Erstaunen und Angst gleichzeitig. Daneben an der Seite standen Johann in einem schönen grauen Anzug und weißen Hemd sowie Katharina in einem meiner- ihrer Kleider. Was tat sie denn hier? Sie hatte auf dieser Hochzeit mal so gar nichts verloren! Auch wenn die Hochzeit von Marquis Theodore erzwungen worden war.
"Marquis... Theodore. Was soll das? Wir sind doch Freunde.", sagte Graf Ludwig ganz langsam. Er hatte seine Hände gehoben, als wolle er den Marquis damit beschwichtigen. Doch dieser warf nur lachend den Kopf in den Nacken.
"Zwischen Freunden und Geschäftspartnern liegt ein großer Unterschied, mein lieber Ludwig." Er atmete theatralisch aus. "Können wir diesen unschönen Teil nun endlich hinter uns lassen und heiraten? Bevor es noch so richtig hässlich wird?"
"Vater!", flehte Ludmilla. "Das darfst du nicht zulassen. Er hält dir eine Pistole an den Kopf. Glaubst du mir denn nicht?"
"Ist es wahr, was Ludmilla sagt? Ihr habt mich bestohlen?"
"Und Isa die Schuld in die Schuhe geschoben!", fügte Ludmilla hinzu. Mir wurde kurz warm, weil sie für mich einstand.
Der Marquis seufzte. "Nun gut, es ist wohl zu spät, die Wahrheit weiter zu verleugnen. Es war nicht die Hexe, die gestohlen hat. Es war Euer Butler, Arturo."
"Arthur?!"
Ich schnappte hinter der Tür empört nach Luft. Der Marquis war doch deutlich überführt. Doch anstatt es zuzugeben, schob er die Schuld von einem zum nächsten.
"Es war alles seine Idee. Er erzählte mir von den Geldreserven in Eurem Haus. Ich wollte ihn davon abhalten, schließlich war das eine Straftat. Man könnte uns die Hände abschneiden, sollte man uns erwischen. Aber er bestand darauf."
"Wieso sollte er das tun?"
"Wusstet Ihr, dass Arturo aus Italien stammt? Dort hat er noch immer Familie. So wie ich. Er hat mit dem Geld seine Familie unterstützt. Die müssten ja mittlerweile in Reichtum und Prunk leben. Den Rest des Geldes hat er großzügigerweise mir zukommen lassen. Was hätte ich da tun sollen?"
"Ihr habt mich schon einmal belogen. Wie kann ich Euch nun glauben? Arthur war mir immer ein treuer Angestellter."
"Nun, wie man sich in Menschen täuschen kann. Ich überlasse es Euch, mir zu glauben oder nicht. Ich möchte jetzt heiraten. Herr Pfarrer, wenn wir nun fortfahren könnten.", antwortete der Marquis und blickte zurück zum Pfarrer. Der stand wie erstarrt da und verfolgte die absurde Diskussion mit Unglauben. Der Marquis schenkte ihm ein unechtes Lächeln und richtete die Pistole plötzlich auf ihn. "Ich kann mich auf Euer Beichtgeheimnis verlassen, nicht wahr?"
Plötzlich kreidebleich und zitternd nickte der Pfarrer. "J-j-ja. N-n-natürllllich."
"Marquis, Ihr werdet meine Tochter nicht ehelichen. Nicht heute, nicht morgen, niemals. Das ist mein letztes Wort.", sagte Graf Ludwig plötzlich. Ich ballte erfreut die Hände. Endlich stand der Graf auf der Seite seiner Tochter. Er fiel ihr nicht mehr in den Rücken. Er schien erkannt zu haben, dass der Marquis von Grund auf bösartig war.
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My past resolutions
Fiksi SejarahIsa könnte nicht glücklicher sein, als ihr langjähriger Schwarm sie endlich küsst. Und das an Silvester, genau um 0:00 Uhr. Schon immer hat sie davon geträumt, so in ein neues Jahr zu starten. Doch dieser meint es nicht ernst mit ihr und Isa ist zu...