Kapitel 13 - Von Geld kommt Streit!

496 24 0
                                    

Manchmal gibt es Tage, da kann man nicht zuhören. Ich kannte das aus der Uni, wenn die Vorlesung so langweilig war, dass die Ohren auf Durchzug schalteten oder der Kopf schon so voll war, dass er nichts mehr aufnehmen konnte. Oder man war mit seinen Gedanken einfach irgendwo anders, bei jemand anderem. Und plötzlich steht man in einem Stall vor einem Pferd und hat keine Erinnerung mehr daran, wie man hier her gekommen war.

"Isa, kannst du bitte dein Pferd satteln! Wir müssen so schnell wie möglich zu Anton!", holte mich Ludmilla in die Gegenwart zurück. Der braune Vierbeiner vor mir schnaubte mir mitten ins Gesicht. Er war so groß, dass seine Schnauze sich auf Höhe meines Kopfes befand. Sofort wich ich erschrocken zurück.

"Nun beeil dich doch! Monsieur tut dir nichts!"

"Es tut mir leid, aber ich kann das nicht. Ich weiß nicht, wie so was geht."

Ludmilla seufzte. Ich hielt sie wohl auf, dabei wusste ich noch nicht einmal, warum sie so im Stress war. Sie band ihr Pferd noch einmal fest und begann, mein Pferd zu satteln. Ich stand daneben wie ein nutzloser Trottel. Haha, mein Pferd... Noch nie hatte ich auf einem solchen gesessen. Ich hielt immer einen schönen Mindestabstand.

"Anton wird sicher so wütend sein. Wie konnte ich das nur vergessen?", murmelte Ludmilla immer wieder vor sich hin. Ich runzelte die Stirn. Anton war sauer? Was hatte Ludmilla vergessen?

Dann fiel er mir plötzlich wieder ein. Das Candle-Light-Geburtstags-Picknick! Anton und Ludmilla wollten sich in der Nacht treffen, er hatte zugestimmt, alles für sie vorzubereiten. Doch Ludmilla war gestern Abend direkt ins Bett gegangen, viel zu aufregend war der unerwartete Besuch des Markgrafen Theodore gewesen. Wenn ich ehrlich war, hatte ich auch nicht mehr daran gedacht. Ich war völlig abgelenkt gewesen, von-

"Ludmilla, was macht ihr da?", ertönte plötzlich eine Stimme. Ich fuhr herum und sah Johann direkt in die Augen. Meine Gedanken brachten mich sofort zurück zu gestern Abend. Seine Lippen auf meinen. Wir hatten uns geküsst, verdammt nochmal! Und danach waren wir beide schlafen gegangen, als wäre nichts gewesen. In getrennten Betten versteht sich.

Es war wohl unnötig zu behaupten, ich hätte in der letzten Nacht besonders viel geschlafen. Nein, meine Gedanken hielten mich wach, mein Kopfkino spielte einen Film nach dem anderen und ständig hatte ich sein Gesicht vor Augen. Kein Wunder also, dass ich Ludmillas Problemen mit Anton bisher nicht viel Beachtung schenken konnte.

"Wir werden ausreiten. In Ordnung, fertig. Isa, du kannst aufsitzen.", antwortete die Gräfin ihrem Bruder und zog den letzten Gurt fest. Mein Blick wich erschrocken zu ihr. Wie sollte ich denn da hoch kommen?

"Milla, ich kann nicht reiten!"

"Was? Das soll wohl ein Scherz sein."

"Nein! Wenn ich schon kein Pferd satteln kann, liegt es wohl nahe, dass ich auch nicht reiten kann. Ich bin noch nie auf einem Pferd gesessen."

"Wo bist du denn aufgewachsen? In einem Kloster?", stellte sie mir die rhetorische Frage, doch ich fühlte mich ein klein wenig vor den Kopf gestoßen. "Johann, hilf Isa bitte aufzusitzen."

"Ich möchte zuerst wissen, wo ihr hin wollt!"

"Einen einfachen Ausritt machen, Bruder! Das Wetter ist schön, ich will das nutzen."

"Es ist kalt und es weht ein starker Wind.", erwiderte Johann trocken. Ich erschauderte. Keine optimalen Voraussetzungen für eine erste Reitstunde.

"Wenigstens regnet es nicht."

"Milla, du darfst das Haus doch gar nicht verlassen. Außerdem ist der Markgraf noch nicht abgereist."

"Ha, erstens bin ich meinem Vater doch völlig gleichgültig. Deshalb sind er und seine Anweisungen mir nun auch gleichgültig. Und zweitens sind wir längst wieder zurück, bevor der Markgraf abreist."

My past resolutionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt