Kapitel 16 - Tee beruhigt die Nerven!

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Interessiert knabberte ich an meinem Keks. Meine Augen huschten hin und her, als ich versuchte, dem Gespräch der Mädchen zu folgen. Ich war so froh, dass die Kammergesänge ein Scherz gewesen waren, denn das hier war so viel interessanter.

Die Mädchen tauschten sich über den letzten Klatsch und Tratsch aus, wer mit wem geknutscht und wer wen geheiratet hatte. Wen der jungen Herren man im Bordell entdeckt hatte und wer in der letzten Zeit abserviert wurde. Ich hatte ja keine Ahnung gehabt, wie das gesellschaftliche Leben im 18. Jahrhundert abgegangen war.

"Habt ihr gehört, dass der Markgraf Christoph von Baden-Durlach verstorben ist?", fragte das Mädchen mit dem gelben Kleid gerade.

"Und jetzt?", erwiderte die im rosa Kleid und nippte uninteressiert an ihrem Tee.

"Seine Frau, Marie, soll schon wieder mit einem neuen Mann gesehen worden sein! Am gleichen Tag der Beerdigung! Man sagt, es war der Stallmeister."

Ich lachte leise auf. "Das nenne ich mal Trauerbewältigung." Ich hatte nicht die Absicht gehabt, das Gespräch zu unterbrechen, doch wieder sahen mich alle an. Mir war es fast unwohl, bis die anderen auch zu grinsen begannen.

"Na, als verwitwete Markgräfin kann sie nun tun, was sie will. Sie kann noch einmal heiraten, sie kann sich aber auch mit dem Stallmeister vergnügen."

"Das ist aber schon etwas makaber, Helena!", warf das Mädchen im rosa Kleid ein.

Gelbes Kleid - Helena, machte ich mir stumm in meinem Kopf die Notiz.

"Na, wahrscheinlich wird das keine Hochzeit aus Liebe gewesen sein, Elisabeth. Von den Baden-Durlachs hat man sowieso nie viel gehört."

Rosa Kleid - Elisabeth.

"Apropos, Hochzeit.", mischte sich nun Eleonora in das Gespräch ein. "Gibt es etwas bei euch etwas Neues?" Grinsend zog sie die Augenbrauen hoch und ließ ihren Blick über die Gesichter ihrer Gäste wandern. Ich sah unauffällig zu Ludmilla hinüber, um zu sehen, was sie tat. Obwohl ich mir schon fast sicher war, dass sie ihre unfreiwillige Verlobung lieber für sich behalten würde.

"Ich habe Neuigkeiten!", sagte Rosa neben mir plötzlich. Ihren Namen konnte ich mir komischerweise sofort merken. Obwohl es trotzdem einfacher gewesen wäre, hätte sie auch ein rosa Kleid getragen. Alle Blicke richteten sich auf sie.

Plötzlich nahm sie die Hand unter dem Tisch hervor und streckte sie in die Mitte. Es war nicht zu übersehen, was sie uns zeigen wollte. An ihrem Ringfinger glitzerte ein Ring - ein wunderschöner, mit funkelnden Steinen besetzter Verlobungsring. Die Mädchen quietschten unisono vor Freude auf.

"Du bist verlobt, Rosa? Aber das ist wunderbar! Ich freue mich so für dich. Erzähl uns alles. Wie ist es dazu gekommen?", löcherte Eleonora sie sofort mit Fragen.

Rosas Wangen wurden rot. "Es war vor einer Woche. Henri und ich waren spazieren. Und dann im Garten, unter einer kleinen Laube, hat er mich gefragt, ob ich ihn heiraten möchte."

Verliebte Aaah's und Oooh's erfüllten den Raum. Rosa nickte selig.

"Ich bin so glücklich. Henri ist der Mann meiner Träume. Ich kann es kaum erwarten, ihn zu heiraten." Die anderen Mädchen gratulierten Rosa. Meine Gedanken dagegen schweiften ab. Rosa war nicht älter als ich, und doch schon verlobt und bald verheiratet. Ich wusste, ich durfte nicht vergessen, dass das eine andere Zeit war, und trotzdem fand ich es absurd.

"Die Hochzeit wird nächsten Monat stattfinden. Ich lade euch alle ein!"

Ich fand es aber auch faszinierend, dass Rosa ihren Seelenverwandten anscheinend schon gefunden hatte. Ihre Augen leuchteten und glitzerten, als sie von ihrem Zukünftigen erzählte. Sie freute sich wirklich, das war nicht zu übersehen. Wie schön es sein musste, mit der Liebe seines Lebens zusammen zu sein. Meine Gedanken drifteten zu Johann.

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