Natürlich fand Ludmilla die Idee gut. Schließlich war es meine gewesen. Ich wollte wirklich nicht zu Höhenflügen ansetzen, aber es war endlich meine Chance, Freundschaft mit Ludmilla zu schließen.
Gleich nach unserem Gespräch setzte Ludmilla sich an ihren Sekretär und schrieb einen neuen Brief. Genau diesen trug ich jetzt in meiner Rocktasche, auf dem Weg ins Dorf zum Markt. Ich hatte Magda überreden müssen, mich mitzunehmen und diese hatte wiederrum Ludmilla das Versprechen abgenommen, dass sie sich nicht aus ihrem Zimmer bewegte.
"Jede Woche kürzt der Graf das Geld mehr. Dieser alte Geizhals. Wie soll ich denn da genügend Essen für alle kaufen?", beschwerte sich Magda, während wir nebeneinander den Weg zum Dorf entlang liefen. Jetzt, bei Tageslicht, war er mir wesentlich weniger ungeheuer.
"Vielleicht spart er für die Hochzeit.", witzelte ich.
"Was? Welche Hochzeit?" Geschockt blieb Magda stehen und packte mich am Ärmel. "Was weißt du?"
"Oh, ich dachte, du wusstest davon. Der Graf will Gräfin Ludmilla verheiraten. Mit einem Markgrafen. Vielleicht schon im April diesen Jahres."
"Meine Güte, das arme Ding. Aber warum sagt mir niemand etwas? So etwas muss doch geplant und vorbereitet werden."
"Ich glaube, Ludmilla wäre nicht sehr erfreut, wenn du sie jetzt fragen würdest, welches Kleid sie anziehen will und welche Farbe die Servietten haben sollen."
"Da hast du wohl Recht..."
"Magda, du wusstest von Ludmilla und Anton, oder?"
Magda lächelte traurig. "Sicher. Das gab einen großen Ärger letztes Jahr. Ich habe den Graf noch nie zuvor so wütend gesehen. Die Gräfin hat Schande über ihre Familie gebracht und so auch Anton über seine." Sie atmete tief aus. "Ich habe sie einige Wochen zuvor schon gemeinsam im Stall erwischt. Aber ich habe nichts gesagt. Das Mädchen hat ein wenig Liebe und Spaß verdient. Wenn sie schon die ganze Zeit in diesem verlassenen Haus eingesperrt ist."
"Und das sagst du trotzdem, dass sie dich herumscheucht und schlecht behandelt?"
"Ich bin nur ihre Angestellte. Aber ja, ich sage das, weil ich weiß, dass die Gräfin auch ein sehr liebenswerter Mensch sein kann. Wenn sie bloß etwas mehr als nur Abneigung von ihrem Vater erfahren würde."
Darauf wusste ich keine Antwort. Ich konnte Magdas Worten nur zustimmen. Ich kannte Ludmilla vielleicht noch nicht so lange wie sie, aber ich wusste, dass Magda Recht hatte.
Das Dorf war schon von einer regen Betriebsamkeit erfüllt, als wir ankamen. Fasziniert betrachtete ich alles und saugte die Eindrücke nur so in mich auf. Jetzt bei Tageslicht entdeckte ich natürlich viel mehr. Und ich erkannte auch Dinge wieder. Das alte Schulgebäude, der Kirchturm, das Rathaus und der Dorfbrunnen. Alles Häuser und Bauten, die es in meiner Zeit auch noch gab. Aus einem mir unbekannten Grund beruhigte das mein aufgewühltes Inneres ein wenig.
Magda wurde von vielen Leuten gegrüßt, während ich meistens komische Blicke zugeworfen bekam. Der Marktplatz war der kleine Dorfplatz vor dem Rathaus und bestand gerade aus drei, vier Tischen, auf denen einige Bäuerinnen ihre Ware ausgebreitet hatten. Ich entdeckte viel Gemüse, vor allem Kartoffeln, Kohl und Karotten. Eine Frau verkaufte aber auch frische Milch und Eier, eine andere herrlich duftendes Brot. In einem kleinen Innenhof feilschten einige Männer um Hühner und Ziegen. Es war laut und ein wilder Trubel, aber irgendwie liebte ich es.
"Siehst du die vier da drüben?", fragte Magda mich leise und zeigte heimlich auf besagte vier junge Männer. Ich nickte. Drei von ihnen waren klein und stämmig, alle mit dunklen Haaren und Bärten, nur einer war hochgewachsen und schlank und hatte eine blonde Haarpracht auf dem Kopf. "Die vier sind Brüder. Aber den Blonden nennen alle "Ribaldus", weil er nicht aussieht wie seine Brüder. Manche munkeln, dass er der Bastard eines Landstreichers ist."
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My past resolutions
Ficción históricaIsa könnte nicht glücklicher sein, als ihr langjähriger Schwarm sie endlich küsst. Und das an Silvester, genau um 0:00 Uhr. Schon immer hat sie davon geträumt, so in ein neues Jahr zu starten. Doch dieser meint es nicht ernst mit ihr und Isa ist zu...