Kapitel 14 - Zwischen Stühlen und Gefühlen!

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Wir warteten noch zwei weitere Wochen auf einen Brief von Anton. Ludmilla war schon bald überzeugt, dass Anton sie für immer verlassen hatte. Ich versuchte gleichzeitig, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Anton war ein guter Kerl, er würde Ludmilla nicht einfach ghosten. Aber man konnte sich auch in manchen Menschen täuschen, wie ich schon bald schmerzhaft erfahren würde.

Arthur unterbrach Ludmillas und meinen Nachmittag, den wir mit Sticken verbrachten. Ja, ich konnte es auch nicht glauben, dass ich mit einem kreisförmigen, hölzernen Rahmen auf dem Schoß da saß und mir von Ludmilla erklären ließ, wie ich die kleine Nadel so durch den dünnen Stoff stecken sollte, dass dabei nachher eine schöne Rose herauskam. Ich verzweifelte fast. Ich war handwerklich einfach nicht begabt. Sogar an der Strickliesel war ich früher schon gescheitert.

"Fräulein Isa, der Graf verlangt nach Ihnen.", teilte Arthur uns mit. Überrascht stieß ich mir die Nadel in den Finger. Zum Glück war sie nicht allzu spitz. Nicht, dass ich noch zu Dornröschen wurde.

"Mein Vater verlangt nach Isa?!", hakte auch Ludmilla nach, als wäre das eine ganz abstrakte Sache. Arthur nickte bedächtig.

"Jetzt sofort?", fragte nun ich und sah auf mein Stick-Kunstwerk Schrägstrich Monstrum. Der Faden hatte sich schon wieder von alleine verknotet, ohne dass ich meine Hände überhaupt bewegt hatte. Ich seufzte und nickte. Ich hatte keine Ahnung, warum der Graf mich sehen wollte. Was hatte ich jetzt schon wieder angestellt?

"Arthur, kam heute ein Brief für mich an?", fragte Ludmilla nochmal den Butler. In ihren Augen glänzte ein hoffnungsvoller Schein.

"Nein, Gräfin. Es tut mir leid."

Ludmilla versuchte, sich die Enttäuschung nicht ansehen zu lassen. Aber ich kannte ihre Gesten und Mimik mittlerweile ganz gut und konnte erkennen, dass sie die Fassade nur mit Mühe aufrechterhielt. Ich drückte ihre Hand kurz und kräftig.

"Lass dich nicht von ihm einschüchtern, Isa.", sagte Milla zu mir, bevor ich Arthur folgte und den Raum verlassen wollte. Seit dem streitvollen Abendessen vor zwei Wochen war Milla gar nicht mehr gut auf ihren Vater zu sprechen. Kurz vor der Tür drehte ich mich noch einmal um.

"Ludmilla, wie spreche ich deinen Vater am besten an?" Ich hatte bis jetzt leider immer noch nicht gelernt, wie man die höflichen Anreden richtig verwendete.

"Das ist doch ganz einfach, Isa. Du sprichst ihn mit "Ihr" an. "Sie" oder "Du" wären nicht angebracht. Das kann er auch gar nicht leiden."

"Und was ist mit diesem Dero? So hat er doch den Marquis genannt."

"Himmel, nein! Das "Dero" ist nur für wirklich fürstliche Personen. Obwohl Vater sehr dick aufgetragen hat bei diesem Marquis. Fürstlich ist der nun wirklich nicht!"

Gut, dann wusste ich Bescheid. Bereit, dem Grafen Ludwig gegenüberzutreten, fühlte ich mich deshalb aber keinesfalls.

"Guten Tag, Eure Grafschaft. Ihr wolltet mich sprechen?" Vorsichtig ging ich kurze Zeit später einen Schritt in die rauchige Dunkelheit des Arbeitszimmers hinein. Ich spüre, wie ich auf meiner Lippe herumkaute, wie immer, wenn ich besonders nervös war.

"In der Tat. Sie wissen schon, dass Sie nur aus einem einzigen Grund hier sind?", begann der Graf und irgendwie kamen mir seine Worte bekannt und vor. "Sie sollen auf die Gräfin aufpassen."

Ich nickte langsam. Ich hatte keinen Plan, was er von mir wollte, denn ich hatte die gesamten letzten zwei Wochen nur mit Milla verbracht. Und da diese ja mit Anton Streit hatte, konnte ich mit Sicherheit sagen, dass sie sich auch nachts nicht davongeschlichen hatte.

"Sie erinnern sich doch noch an das Versprechen, dass Sie mir gegeben haben?", fragte der Graf weiter.

Eine kleine Panik überkam mich, als ich mich tatsächlich zu erinnern versuchte, was ich dem Grafen genau versprochen hatte. Dann fiel es mir siedend heiß wieder ein. Ich hatte versprochen, Ludmilla vom Marquis zu überzeugen. Leider hatte ich das erfolgreich verdrängt. Zu viel war in der letzten Zeit passiert.

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