"Johann?", flüsterte ich mit zitternder Stimme. Ich ertrug die Stille zwischen uns nicht. Aber noch immer blieb er stumm, sah mit abwesendem Blick an mir vorbei. Ich wollte zu ihm gehen, ihn berühren, ihn umarmen, doch er drehte sich weg von mir. Er stellte sich an die Brüstung des Pavillons und starrte auf das Wasser. Mir brannten dagegen fast die Nerven durch.
"Johann! Nun sag endlich etwas!"
"Es geht nicht. Isa, es tut mir leid."
"Was geht nicht? Sprich mit mir, verdammt nochmal!", schrie ich ihn schon beinahe an.
"Ich habe dir doch erklärt, dass ich den Glauben in die Liebe verloren habe!" Nun erhob auch er seine Stimme.
"Was soll das denn überhaupt bedeuten? Die Welt ist doch kein Poesie-Buch!"
"Ich kann nicht lieben. Ich kann dir das nicht zurückgeben, was du für mich fühlst. Mir hat noch nie jemand so etwas gesagt."
"Das ist doch Unsinn.", empörte ich mich. "All die Dinge, die du zu mir gesagt hast...War unsere Zeit etwa nur ein Spaß für dich?"
"Ich dachte, dir wäre das bewusst gewesen. Schließlich habe ich dir gesagt, dass ich nicht an die Liebe glaube."
Ich glaubte ihm nicht. Ich wollte nicht glauben, dass alles was wir hatten für ihn nur ein Zeitvertreib gewesen war.
"Das heißt doch aber nicht, dass dich niemand lieben kann!"
"So ist es aber!"
"Johann, das stimmt doch nicht. Ludmilla liebt dich, dein Vater auch, auch wenn man es vielleicht nicht sehen kann, deine Mutter hat dich geliebt. Und ich... auch."
"Nein..."
"Kannst du das denn nicht sehen?", fragte ich leise. Ich kannte den Johann nicht, der hier vor mir stand. Er wirkte so verletzt, so unsicher, als wäre er ein ganz anderer Mensch. Ich hatte seinen Worten keine Bedeutung geschenkt, schließlich hatte er mir gezeigt, wie zärtlich und liebevoll er sein konnte. Mit jedem seiner Küsse, in jedem Gespräch, in jeder Nacht, die wir uns trafen. Ich verstand nicht, warum er sich nun vor mir verschloss, mich von sich fortstieß, nachdem ich ihm meine Gefühle offenbart hatte.
Johann reagierte nicht. Noch immer starrte er aufs Wasser, seine Hände umklammerten das Geländer der Brüstung fest. Wieder erhellte ein Blitz den Himmel, nur kurz darauf folgte der Donner. Das Gewitter kam näher. Es war fast, als würde das Wetter die angespannte Stimmung zwischen Johann und mir widerspiegeln.
"Es gibt nichts zu sehen für mich, Isa. Ludmilla wird mir nie wirklich verzeihen können, dass ich in den Krieg gezogen bin. Und Vater kümmert sich nicht. Du hast es ja selbst gesehen, wie er unser Vermögen verschwendet und nun Ludmilla ohne ihre Zustimmung verheiratet."
"Warum bist du denn dann überhaupt in den Krieg gegangen?", fragte ich. Ich kaufte es ihm nicht mehr ab, dass er nur etwas anderes sehen oder ein Abenteuer erleben wollte. Im Krieg erlebte man keine Abenteuer. Man kämpfte um sein Leben. Und Johann hatte sich wissentlich dafür entschieden.
"Isa, das ist kompliziert."
Ich stöhnte genervt auf. Ich konnte diesen Satz nicht mehr hören. Ich hatte genug von seinen Ausreden, seinem Ausweichen auf meine Fragen. Wenn er nicht reden wollte, würde ich gehen. Ich hatte ihm alles anvertraut, doch offensichtlich vertraute er mir nicht. Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und ging. Ich stand gerade auf der obersten Stufe, als Johann endlich den Mund aufmachte.
"Es war wegen dem Tod meiner Mutter." Langsam wandte ich mich zu ihm um und wartete, dass er weitersprach. "Damit hat alles angefangen."
Johann sah auf den Boden. Es fiel ihm sichtlich schwer, seine Worte auszusprechen. "Mein Vater war nicht immer so griesgrämig und schlecht gelaunt, wie er es heute ist. Und unser Haus war auch nicht immer so leer und einsam. Es gab mal eine Zeit..., da war es mit Leben gefüllt."
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My past resolutions
Tarihi KurguIsa könnte nicht glücklicher sein, als ihr langjähriger Schwarm sie endlich küsst. Und das an Silvester, genau um 0:00 Uhr. Schon immer hat sie davon geträumt, so in ein neues Jahr zu starten. Doch dieser meint es nicht ernst mit ihr und Isa ist zu...