Kapitel 27 - Eins und Eins gibt Böse!

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"Na los, beeile dich!"

"Ich mache so schnell ich kann. Aber das Seil will einfach nicht halten."

"Er rennt bestimmt gleich weg. Du musst den Knoten richtig fest ziehen."

"Ich kann das nicht, Ludmilla!"

"Herrgott. Hier, gib mir die Zügel."

Seufzend überreichte ich sie ihr. Monsieur wieherte. Das Pferd verstand unsere Aufregung nicht. Ludmilla hatte ihre Stute natürlich schon ordnungsgemäß festgebunden. Ich war mal wieder zu doof dafür. Aber wir hatten es auch wirklich eilig. Wir mussten zurück zum Haus, um den Marquis auf frischer Tat zu ertappen.

"Fertig. Lass uns zurückgehen.", sagte Ludmilla.

"Dass uns bloß niemand sieht.", erwiderte ich.

"Ach nein, es denken doch alle, wir sind ausreiten. Uns wird niemand erwarten."

Hoffentlich, dachte ich stumm. Denn wenn uns jemand entdeckte, war unser gesamter Plan für den Eimer. Der Plan, den Ludmilla und ich mehrere Tage geschmiedet und ausgearbeitet hatten. Nachdem Ludmillas Tränen unter dem Tisch im Speisezimmer endlich versiegt waren, gingen wir beide zu Bett und begannen dann gleich am nächsten Morgen mit den Vorbereitungen. Unser Ziel war ganz klar: den Markgrafen Theodore loswerden. Und zwar für immer, damit Ludmilla ihn nicht heiraten musste. Wir wollten ihn nicht töten, nein, aber wenn ich ehrlich sein musste, stand kurz die Idee im Raum, ihn zu vergiften.

"Ich kenne aber gar kein Gift, das einen Menschen töten könnte...", hatte ich zweifelnd eingeworfen.

Ludmilla hatte abgewunken. "Ach, da gibt es so einiges. Seidenbast zum Beispiel. Die Beeren sehen aus wie Johannisbeeren. Dann gibt es noch Tollkirsche, Rizinus oder Eisenhut. Haben wir alles im Garten." Ich hatte Ludmilla perplex angesehen und einige Schritte Abstand genommen. Ich wollte besser nicht wissen, woher sie das alles wusste.

Zum Glück entschieden wir uns aber gegen diesen Plan, da wir beide mit der korrekten Dosierung keine Erfahrung hatten. Nicht, dass der Marquis das Gift am Ende noch überlebte. Nein, wir mussten eine andere Möglichkeit finden. Die Idee dazu hatte erneut Ludmilla, die überraschenderweise nicht nur ein Meister in Giftpflanzenkunde sondern auch ein Meister der Manipulation zu sein schien. Also legte sie zuallererst den Ring ab, den der Marquis ihr zuvor geschenkt hatte.

Schon beim Tee am gleichen Tag fiel es ihm auf. Vielleicht gestikulierte Ludmilla aber auch ein bisschen zu wild mit ihren Händen.

"Liebste Gräfin, wo ist denn dein Ring?", hatte der Marquis gefragt und ihre Hand genommen.

Ludmilla blinzelte ihn lächelnd an." Ich habe ihn abgelegt. Zur Vorsicht! Er ist so wunderschön und ich bin so ein Tollpatsch. Ich würde es mir nicht verzeihen können, ihn zu verlieren."

"Ich sähe den Ring trotzdem lieber an deiner Hand als auf deiner Kommode.", erwiderte Theodore und sah Ludmilla eindringlich an.

"Aber der Ring liegt doch nicht einfach nur auf meiner Kommode. Ich habe ihn an einen Ort gelegt, an dem ich alle Dinge aufbewahre, die mir etwas bedeuten."

"So?", fragte der Marquis und zog die Augenbrauen hoch. "Und wo ist das?"

Ludmilla ließ sich mit der Antwort Zeit und lächelte ihn einfach nur an. Dann beugte sie sich vor und flüsterte leise in sein Ohr.

"Kann ich Euch vertrauen? Ich benutze eine kleine Holzkiste mit dem wertvollsten Schmuck, den meine Familie besitzt. Auch den Schmuck meiner Mutter. Ich verstecke sie in der hintersten Ecke meines Schranks. Aber das dürft Ihr niemanden erzählen."

"Ich bin ein ehrenhafter Mann, Ludmilla. Ich gebe dir mein Wort." Damit lehnte er sich zufrieden zurück. Ich, die neben der Tür stand und jedes Wort hören konnte, musste mir ein genugtuendes Lächeln verkneifen. Der erste Köder war gelegt. Doch der zweite musste gleich danach folgen.

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