Kapitel 19 - Nächtliche Gespräche sind besser als morgendliche Aufregung!

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"Du bist der erste, dem ich diese Wahrheit erzählt habe."

"Wirklich?" fragte Johann. Nun hatte er seinen Blick auf meine Narben gerichtet. Er streckte die Hand aus, als wolle er sie berühren, doch er hielt sich zurück. Ich nahm seine Hand und führte sie ganz langsam, bis er meine Haut berührte. Mein Körper kribbelte, doch die Situation hatte nichts Sexuelles an sich.

"Wie hast du das nur überlebt?"

"Ich weiß nicht. Mein Vater war immer an meiner Seite. Das hat mir Kraft gegeben."

Johann runzelte die Stirn. "Der Vater, der dich wegen seinen Schulden hier her geschickt hat?" Ich biss mir auf die Lippe. Ich hatte völlig vergessen, dass Johann dachte, ich käme aus Italien. Diese Person aus Italien, die ich spielte, war wegen den Schulden ihres Vaters hierher geschickt worden. So hatte es Maria mir erzählt. Nun hatte meine Geschichte eine Lücke. Mist.

Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, ohne mich noch tiefer in Lügen zu verstricken, zuckte ich einfach mit den Schultern und lächelte.

Johann schüttelte ungläubig den Kopf und nahm mein Gesicht in beide Hände. "Du bist so unglaublich stark."

"Ich? Aber nein."

"Doch. Sieh nur, was du alles überlebt hast. Das bewundere ich."

"Oh-ich...", stammelte ich überfordert. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll."

"Sag einfach gar nichts. Lass dich einfach von mir verwöhnen." Und dann küsste er mich so plötzlich, dass mein überraschtes "Oh!" ganz unterging.

Ich schloss die Augen. Ich vertraute Johann. Ich hatte das Gefühl, ihm alles erzählen zu können. Schließlich hatte ich ihm mein tiefstes Geheimnis erzählt. Seine Hände fuhren über meinen Körper, berührten meine Taille, meine Hüfte. Nie hätte ich gedacht, dass mich jemand so berühren konnte. Dass ich jemandem erlauben würde, mich so zu berühren.

Ich hatte lange mit meinen Narben gekämpft. Ich hatte sie gehasst, sie verwünscht, wollte sie entfernen und alles aus meinem Gedächtnis löschen. Doch das ging leider nicht. Nachdem ich das Krankenhaus nach langer Zeit der Schmerzen und Genesung verlassen hatte, schleppte mein Vater mich zum Therapeuten. Am Anfang erzählte ich meinem Vater noch von meinen Alpträumen. Er wollte mir helfen, die Geschehnisse zu verarbeiten. Irgendwann erzählte ich ihm nicht mehr davon. Denn ich wusste, dass er sich Sorgen um mich machte. Und ich wollte nicht, dass er sich um mich sorgte.

Mein Feuer-Trauma hatte ich mit meinem Therapeuten jahrelang aufgearbeitet. Doch es hatte lange gedauert, bis ich verstanden hatte, warum meine Mutter mir das angetan hatte. Oder besser, bis ich akzeptieren konnte, dass es dafür keine Erklärung gab. Es war einzig und allein ihre Krankheit gewesen.

Ich hatte gelernt, damit zu leben und meine Narben zu akzeptieren. Nun sah ich sie als ein Teil von mir. Jedoch hatte ich immer Angst davor gehabt, anderen davon zu erzählen. Wie gesagt, noch nicht mal meiner besten Freundin Liz hatte ich die Wahrheit erzählt. Ich hatte lange genug um meine eigene Akzeptanz gekämpft, ich konnte nicht auch noch um die Akzeptanz von anderen kämpfen. Doch Johann akzeptierte mich. Er hatte auch Schmerzen ausgehalten, die sich die meisten noch nicht einmal vorstellen konnten. Körperliche und seelische Schmerzen.

Mehr konnte ich nicht mehr denken, denn in diesem Moment umgriff Johann meine Hüfte und hob mich hoch. Automatisch schlang ich meine Beine um ihn. Ich fühlte mich leicht und sicher, von ihm getragen zu werden. Er war stark und ich trug nicht mehr als mein Korsett und Chemise. Doch ich zweifelte nicht einen Moment daran, dass er mich ebenso mühelos getragen hätte, würde ich all meine Röcke tragen.

Johann trug mich zu seinem Bett und legte mich vorsichtig darauf ab. Ich zog ihn mit mir, hielt ihn ganz nah bei mir. Ich hatte nicht gedacht, dass es möglich war, doch unser Kuss wurde noch intensiver. Johann war zwar immer noch sanft, doch er drängte und forderte mich.

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