Lane
Drew hat mich zu sich zum Essen eingeladen. Und wenn ich das sage, meine ich im Prinzip, dass wir nebeneinander auf seinem durchgescheuerten Teppich in seinem Zimmer sitzen und ›geiles Fast Food auf seinen Nacken essen‹, wie er es formuliert.
»Also«, setzt er nuschelnd mit vollem Mund an, »Was ist das jetzt für eine Nummer gewesen auf dem Gang?« Resigniert lasse ich meinen Burger sinken und schlucke meinen Bissen herunter. »Nichts. Tanya hat wieder versucht Probleme zu machen«, brumme ich und schiebe mir eine Pommes in den Mund. Drew deutet mit seinem halb aufgegessenen Burger auf mich. »Siehst du? Ich hab's dir gleich gesagt, dass diese Kuh euch nicht mehr in Ruhe lassen wird!«
»Ich habe keine Lust mehr darüber zu reden. Themenwechsel«, bitte ich nüchtern. Er verdreht die Augen. »Das war klar.« Kopfschüttelnd vertilgt er den Rest seines Burgers mit einem Bissen. Nachdem er gekaut und heruntergeschluckt hat, tut er mir jedoch den Gefallen und klatscht geschäftig in die Hände. »Also gut, Themenwechsel!«
»Danke.«
»Was ist bei deinen Eltern passiert?«
Ich ersticke fast an dem Chili-Cheese-Nugget, welches ich mir gerade zu Gemüte geführt habe. Ich krächze: »Wie kommst du darauf, dass etwas passiert ist?«
»Soll das jetzt eine Beleidigung meiner Intelligenz sein, oder was?«, schnaubt er. Als ich daraufhin nichts erwidere, erklärt er: »Seit du von deinem Trip in die Heimat zurück bist, wirkst du... anders. Ich weiß nicht genau, was dich stört, aber irgendwas ist da. Versuch gar nicht erst, mich vom Gegenteil zu überzeugen!«, warnt er, als ich bereits zum Sprechen ansetzen will. Ich klappe den Mund wieder zu und er fährt fort.
»Zuerst dachte ich, Beat hat dir irgendwie in die Suppe gespuckt, aber nach unserem letzten Gespräch ist der Groschen gefallen. Außerdem scheint sie dich nicht so sehr zu nerven, wie ich dachte. Auch bemerkenswert.« Der Blick, mit dem er mich jetzt bedenkt, ist kalkulierend. Durch seine offene, bisweilen auch aufgedrehte Art wird er von den meisten oft maßlos unterschätzt. Hinter seinem arglosen Grinsen verbirgt sich aber ein messerscharfer Beobachter.
Ergeben lenke ich schließlich ein. »Meine Eltern machen mir Druck, weil sie nicht mit meinem Lebensstil zufrieden sind«, seufze ich. Drew lacht. »Das klingt ja fast, als würdest du jedes Wochenende dein Geld in Vegas verprassen, Montag bis Freitag unter einer Brücke hausen und Crack verkaufen, um deine Chips fürs Roulette finanzieren zu können!«
»Wow, deine Fantasie kennt wirklich keine Grenzen.«
»Wem sagst du das? Ich hätte Drehbuchautor werden sollen, oder sowas.« Kurz geht sein Blick in die Ferne, als würde er sich besagte Karriere bildlich vorstellen. Dann konzentriert er sich wieder auf mich. »Warum sind deine Erzeuger nicht zufrieden?« Ich stoße einen tiefen Seufzer aus. Eigentlich habe ich keine Lust, das Thema wieder aufzuwärmen. Aber wer weiß, vielleicht könnte es doch ganz gut tun, darüber zu sprechen?
»Sie denken, dass ich nicht das Beste aus meiner Zeit mache und mich mit nichts anderem als meinem Studium beschäftige. Sie machen sich Sorgen, dass ich in meinem jungen Alter mein Leben vergeude. Sowas in der Art.«
Drew hebt eine Schulter. »Du tust tatsächlich sehr viel für dein Studium, aber es scheint dir ja Spaß zu machen.«
»Eben! Genau das ist der Punkt!«
»Trotzdem könnte es dir hin und wieder ganz gut tun, mal aus deiner Komfortzone rauszukommen.« Genervt schnaube ich und brumme: »Toll.« Er hebt beschwichtigend die Hände. »Hey, krieg das nicht in den falschen Hals! Ich bin auch gleichzeitig der Meinung, dass du weißt, was du tust. Und wenn es dich glücklich macht, die ganze Zeit Zahlen in deinem Kopf herumzuwälzen und dir dabei Vanille Cola hinter dir Binde zu kippen, dann soll es so sein.«
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Beat
ChickLitBeatrice Keller, genannt ›Beat‹, denkt nicht nach, bevor sie redet - sondern schlägt zu. Lane denkt mehr, als er spricht. Zumindest, bis er Beat begegnet. Als diese aufgrund ihrer aggressiven Verhaltensweisen vom Studiendekan ein Ultimatum gestellt...