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Lane

Ich kann es Beat an der Stelle überhaupt nicht verübeln, dass sie den Brokkoli-Auflauf in ihrem Mund fast quer über den Tisch gespuckt hätte. Wild hustend erholt sie sich noch von dem Schock, während ich müde den Kopf in Richtung meiner Mutter schüttele, die sich vor Lachen förmlich auf ihrem Stuhl biegt.

»Wirklich, Mom? Ich würde Beat gerne noch eine Weile in meinem Leben behalten, wenn's dir recht ist.« Hellhörig geworden, hebt meine ›Freundin‹ den Kopf und sieht, noch immer leicht hustend und mit hochrotem Kopf, zwischen meiner Mom und mir hin und her. Dann sackt sie erleichtert zusammen. »O Gott, und ich dachte schon, du willst, dass wir uns jetzt gegenseitig den Ring an den Finger stecken.«

»Du liebe Güte, nicht doch! Ich will euch zu gar nichts drängen, ihr kennt euch ja gerade mal eine Sekunde. Ihr heiratet, wann es sich für euch richtig anfühlt – falls ihr das überhaupt wollt. Ich denke, heute hat man mal wieder gesehen, dass ich einen fiesen Sinn für Humor habe.«

»Du hast dich selbst übertroffen«, murmelt Dad stirnrunzelnd in sein Weinglas, doch um seine Mundwinkel zuckt es. Fran schüttet sich unterdessen geradezu aus vor lachen. Ich denke, ich muss nicht weiter ausführen, dass ich diesen Humor nicht unbedingt teile. Beat unterdessen ringt sich zumindest ein paar Lacher ab, doch ich kenne sie mittlerweile gut genug um ausmachen zu können, dass ihr der Kontrollverlust der Situation ebenfalls nicht besonders gefallen hat.

Trotzdem kann ich gar nicht anders, als zumindest ein bisschen zu lächeln. Die Atmosphäre hier erinnert mich an die Zeit, bevor meine Eltern angefangen haben, sich unnötige Sorgen um mich und mein Sozialleben zu machen. Und auch, wenn Beats und meine Beziehung ein Fake ist, sorgt diese dafür, dass ich mich deutlich wohler am Tisch fühle, dass ich tatsächlich gern bei meiner Familie bin. Dieses Gefühl habe ich vermisst.

»Und, wie geht es deinem Dad so?«, fragt mein Vater sie irgendwann. »Ich habe mitgekriegt, dass ihr euch schon früher kanntet, richtig?«, sagt Beat. Meine Mutter schaltet sich ein: »Ja, das stimmt! Wir sind ständig auf Doppeldates zum Bowling gegangen mit ihm und Bianca. Hach, das waren Zeiten!«

»Richtig, damals war Bowling noch ›In‹. Heute ist es schon ›Retro‹«, merkt Dad schmunzelnd an. Keiner der am Tisch Anwesenden merkt, dass Beat bei der Erwähnung ihrer Mutter leicht blass um die Nasenspitze wird. Ich weiß, dass ihr Tod in etwa zwei Jahre zurückliegt, was noch gar nicht so lange her ist, wenn man es recht bedenkt. Kurz befürchte ich schon, dass meine Eltern auf ihren Tod zu sprechen kommen, doch sie umschiffen das Thema Gott sei Dank elegant.

»Was studierst du?«, wollen sie dann von ihr wissen. »Wirtschaftswissenschaften am Community-College in der Nähe der Ravensen«, entgegnet sie. Mein Dad nickt anerkennend. »Dieses College ist wirklich eine gute Wahl, auch wenn manche das vielleicht anders sehen würden. Die Studiengangwahl ist sowieso top, aber von der Einrichtung an sich habe ich bisher auch nur Gutes gehört.«

»Ging mir genau so. Leider kann sich mein Vater noch immer nicht ganz mit der Idee anfreunden, da er es lieber gehabt hätte, wenn ich an der Ravensen studiere, wo er ja unterrichtet.«

»Aber du wolltest lieber deinen eigenen Weg gehen und dich etwas von ihm lösen, richtig?«, fragt Mom. Beat nickt zaghaft. »Das klingt zwar hart, aber ja, es stimmt. Außerdem bin ich trotzdem noch oft genug an der Ravensen, schließlich habe ich dort einen Job als Reinigungskraft.«

Mein Vater nickt anerkennend. »Das finde ich wirklich toll. Mir gefällt es, dass du dir nicht zu schade dafür bist, dein eigenes Geld zu verdienen. Ich kann mir vorstellen, dass das sicher kein einfacher Job ist.«

Beat wird bei seinem Kompliment etwas verlegen. »Vielen Dank. Und ja, es ist tatsächlich keine einfache Angelegenheit, aber durchaus machbar. Mir war es wichtig, in jeder Hinsicht unabhängiger zu werden und auch mal etwas härtere körperliche Arbeit gemacht zu haben, bevor ich mit meinem Abschluss irgendwann mal beruflich in einem Büro sitzen werde.«

BeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt