Beat
»Noch eine Runde!«, protestiert Drew.
»Nein, akzeptier es doch endlich: Du hast verloren!«, keift Georgine triumphierend.
Ich stöhne genervt und massiere mir die Schläfen. Von dem ganzen Geschrei bekomme ich Kopfschmerzen! Lane neben mir scheint es ähnlich zu gehen, seinem schmerzerfüllten Gesichtsausdruck nach zu urteilen. Als unsere Blicke sich treffen, verdrehen wir beide die Augen.
»Wir hätten Drew und Georgine niemals miteinander bekannt machen dürfen.«
»Definitiv nicht«, pflichte ich ihm bei.
Unsere beiden besten Freunde liefern sich seit etwa einer halben Stunde ein Mario-Kart-Duell nach dem anderen. Anfangs haben wir noch zu Viert gespielt, doch die beiden sind so kompetitiv, dass wir es irgendwann einfach nicht mehr ertragen konnten.
Wildes Gebrüll lässt mich so heftig zusammenfahren, dass ich fast von Georgines Bett falle. Im letzten Moment halte ich mich an Lane fest, während sie und Drew eine Diskussion darüber anfangen, welche Piste sie als nächstes befahren wollen.
»Wenn ich noch einmal die Musik von Luigi's Mansion hören muss, steche ich mir beide Ohren aus«, zische ich. Lane brummt apathisch: »Danach darfst du gern meine mit ausstechen.«
Entweder die zwei haben uns nicht gehört, oder wollen uns bewusst ärgern – ich tippe ja auf Letzteres – denn jetzt flackert die Vorschau für ebenjene Strecke über den flachen Bildschirm an der Wand. Entschlossen klopfe ich auf Lanes Oberschenkel und erhebe mich. Da wir ohnehin in einer Dreiviertelstunde bei meinem Dad sein müssen, sollten wir vermutlich ohnehin gehen. »So, ich würde sagen, wir packen's dann mal.« Er steht ebenfalls auf und wir verabschieden uns flüchtig von den beiden Streithähnen, doch ich glaube nicht, dass sie uns überhaupt hören.
Sobald ich die Tür hinter uns schließe, atme ich erleichtert auf. »Puh, das war...«
»... anstrengend? Oh ja.«
Ich lache leise. »Aber irgendwie freut es mich ja auch, dass sie sich so gut verstehen.«
Er grinst. »Geht mir genau so. Aber Beat: Bitte versprich mir, dass wir von jetzt an nie mehr zu so einem Mario-Kart-Nachmittag breitschlagen lassen.«
Feierlich nicke ich, während wir den Flur entlang auf den Ausgang zulaufen. »Darauf kannst du sowas von wetten.«
Lane räuspert sich. »Wie geht es Georgine eigentlich? Wegen ihrem Freund und der Trennung... du weißt schon.« Ich seufze. »Nicht besonders gut. Deswegen bin ich umso dankbarer dafür, dass Drew sie gerade ein bisschen ablenkt.«
»Ja, da sagst du was. Aber dabei sein muss ich trotzdem nicht, wenn sie sich wegen irgendwelcher blauen Panzer kurz vor der Ziellinie anschreien.«
»Scheiße ja, da kann ich dir nur zustimmen«, entgegne ich trocken.
Als wir nach draußen treten und kühle Herbstluft uns entgegenschlägt, bin ich in Gedanken schon weitergezogen – Lane scheinbar jedoch nicht.
»Hey, ähm... ich bin mir nicht ganz sicher, ob es mir zusteht, das zu fragen, aber... weißt du, warum Georgine und ihr Ex sich getrennt haben?«
Ich verziehe den Mund. »Klar darfst du fragen und: Der Grund war, dass sie das mit der Fernbeziehung einfach nicht mehr auf die Reihe bekommen haben. Zumindest sagt sie das. Ich glaube, es gab auch noch andere, kleinere Gründe, die ihr selbst im Moment noch nicht einmal so richtig klar sind. Fernbeziehungen an sich können nämlich entgegen des allgemeinen Glaubens durchaus funktionieren.«
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Beat
ChickLitBeatrice Keller, genannt ›Beat‹, denkt nicht nach, bevor sie redet - sondern schlägt zu. Lane denkt mehr, als er spricht. Zumindest, bis er Beat begegnet. Als diese aufgrund ihrer aggressiven Verhaltensweisen vom Studiendekan ein Ultimatum gestellt...