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Beat

Mir kommen Zweifel.

Ja, ich zweifle daran, ob das eine gute Idee war, dieses verdrehte Abkommen mit Lane einzugehen. Auf dem Papier weiß ich zwar, wie alles laufen wird. Doch wie es dann in der Realität aussieht? Keine Ahnung.

Einerseits halte ich meine Bedenken für erstens, reichlich verspätet, und zweitens, durchaus berechtigt. In Filmen geht sowas doch immer in irgendeiner Form schief.

Andererseits könnte das gleichzeitig ein wirklich genialer Plan sein – sowohl er als auch ich profitieren davon... sofern alles eben läuft wie es laufen soll.

Was ist das Schlimmste, das passieren könnte? Ich schätze, dass wir uns nicht helfen können und unsere Vorhaben nicht so aufgehen wie wir das gern hätten. Es könnte sich herausstellen, dass wir uns viel mehr auf die Nerven gehen als erwartet. Oder dass Lane doch nicht fähig dazu ist, mich vor dem Zuschlagen zu bewahren. Richtig übel wäre es auch, wenn unser Schwindel mit der Fake-Beziehung irgendwie auffliegen würde... und peinlich obendrein.

Mein Handy klingelt schrill und ich zucke zusammen, unsanft aus meinen Gedanken gerissen. Da ich die Nummer nicht kenne, die mich anruft, zögere ich. Schließlich hebe ich doch noch ab.

»Hallo?«

»Hi, hier ist Lane... Rye. Ich bin –«

»Gott, ich weiß wer du bist«, unterbreche ich ihn augenrollend. Was denkt dieser Kerl, dass ich ein Sieb anstatt eines Hirns im Kopf habe?

»Äh, ja. Natürlich, ich weiß. Ich rufe an, weil...« Kurz glaube ich schon, dass die Verbindung abgebrochen ist, da nichts mehr kommt. Doch als ich sein knisterndes Atmen durch die Leitung höre, weiß ich, dass er noch dran ist.

»Weil?«, helfe ich ihm auf die Sprünge.

»Weil ich dich was fragen wollte.«

Meine Brauen schießen in die Höhe. »Dann frag.«

»Hast du Lust, zum See rauszufahren?«

Verwirrt blinzele ich. Das habe ich jetzt nicht erwartet. »Warum das denn?«, will ich verwundert wissen. Eine Sekunde später bereue ich es schon, da es doch eine Spur entgeisterter geklungen hat, als beabsichtigt. Lane räuspert sich.

»Keine Ahnung, ich dachte mir, vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn wir uns ein bisschen besser kennenlernen, bevor wir... naja, du weißt schon. Mehr miteinander zu tun haben.« Ich weiß wirklich nicht, wie ich darauf reagieren soll. Das mag daran liegen, dass ich nicht weiß, was ich will. Einerseits erscheint mir das Vorhaben, mit Lane Rye zusammen an den See rauszufahren, reichlich absurd. Andererseits könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es ganz nett wird.

Als ich nach einer ganzen Weile Schweigen immer noch nichts darauf entgegne, sagt er: »Tut mir leid, es war nur so ein spontaner Einfall. Wir sehen uns dann demnächst, tschü –«

»Moment!«, rufe ich gedehnt aus.

»Äh. Ja?«

»Jetzt mach mal langsam, ich habe nicht Nein gesagt. Ich musste nur kurz nachdenken.«

»Das waren dreiundzwanzig Sekunden. Besonders kurz war das nicht.« Ich rolle mit den Augen. »Halt die Klappe und hör mir zu.« Ich seufze lautlos. »Danke fürs Angebot. Ich finde eigentlich, das ist eine gute Idee – lass uns an den See rausfahren!«

»Was? Wirklich?«, entfährt es ihm. Ich frage mich, wie viele schlechte Erfahrungen dieser Typ in seinem Leben gemacht haben muss, um so verwundert zu reagieren, wenn jemand was mit ihm unternehmen will. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass mir das verdammt leid tut für ihn. Ob ich ihn jetzt sonderlich mag oder nicht – das hat er gewiss nicht verdient.

BeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt