Beat
Lane aus der Fassung zu bringen wird mein neues Hobby, beschließe ich.
Nach meiner Aussage, dass ich mit ihm Spaß haben will, ist er so tiefrot geworden, dass er vermutlich sogar im Dunkeln als rote Ampel durchginge. Leider kann ich mein Lachen nicht länger zurückhalten, was ihn natürlich merken lässt, dass ich ihn auf den Arm nehme. Deshalb entspannt er sich auch sogleich und rollt mit den Augen. Das ist wirklich schade, ich hätte ihm gern noch etwas länger beim Leiden zugesehen.
Nachdem ich meine Supermarkteinkäufe und meinen Rucksack auf die karierte Picknickdecke gelegt habe, krame ich die Mische mit Kirschgeschmack heraus und werfe sie Lane zu. Dieser fängt die Dose noch im allerletzten Moment. Anerkennend pfeife ich durch die Zähne. »Nicht schlecht, gute Reflexe, Mister.« Er reibt sich verlegen den Nacken. »Äh, danke.«
Ich klopfe auffordernd neben mich auf die Decke. »Komm schon, ich beiße auch nicht.«
»Sicher?«, neckt er. Ich lege kokett das Kinn auf die Schulter und grinse. »Was höre ich denn da? Lane Rye macht Spaß?« Im selben Moment hätte ich mir fast selbst eine saftige Ohrfeige verpasst. Flirte ich mit ihm? Das ist ja ekelhaft! Natürlich lasse ich mir nichts von diesem inneren Monolog anmerken.
Er grummelt nur irgendwas unverständliches und schreitet mit gesenktem Kopf auf mich zu. Als er sich zur mir setzt, tut er dies mit etwa einer Armlänge Abstand, was mich fast dazu bringt, ihn genervt am Revers zu packen und zu mir zu ziehen. Natürlich unterlasse ich das, meine hirnlose Performance gerade eben war schon genug des Guten.
»Na, wie ist das Wetter da drüben?«, spotte ich stattdessen. Er öffnet nur wortlos sein Getränk und führt es sich an die Lippen. Bedauernd stelle ich fest, dass ich ihn vermutlich etwas vergrault habe. Er ist sehr sensibel. Ich bin das zwar auch, allerdings auf eine andere Art und Weise. Mir war von Anfang an klar, dass das mit uns nicht so einfach werden würde. Wir sind viel zu verschieden...
»Hey, das ist wirklich gut!«, merkt er an und studiert das Etikett. Ein Gefühl der Zufriedenheit durchströmt mich. Ich öffne meine Dose und nehme ebenfalls einen Schluck. »Hm, tatsächlich. Meins ist mir nur ein bisschen zu süß«, stelle ich fest, während sich der Brombeergeschmack langsam auf meiner Zunge ausbreitet. »Aber im Abgang ist es nicht schlecht. Irgendwie fruchtig«, lenke ich schließlich doch ein.
Lane hebt den Kopf und mustert die Dose, die ich in meiner Hand halte. Er deutet darauf und blickt mich fragend an. »Darf ich mal?« Ich nicke. »Klar.« Ich reiche ihm die Dose und strecke ihm Gegenzug die Hand nach seiner mit Kirschgeschmack aus. Er gibt sie mir wortlos und wir trinken beide gleichzeitig. Der Gedanke, dass das Metall, welches sich kühl an meinen Mund presst, noch kurz vorher auf seinen Lippen gelegen hat, ist irgendwie merkwürdig. Ich schüttle diesen Gedanken ab und gebe ihm seine Dose zurück. Kurz darauf kriege ich auch meine wieder.
»Und, was ist besser?«, frage ich ihn um mich abzulenken. »Definitiv meins«, sagt er bestimmt und ich lache. »Wusste ich doch, dass du ein Kirschtyp bist.« Er runzelt die Stirn. »Ein was?«
»Ein Kirschtyp. Das ist einfach dein Ding.« Lane sieht mich immer noch verständnislos an. »Naja, du betrachtest jemanden und überlegst dir, welcher Geschmack am besten zu dieser Person passen würde.«
»Verstehe... und das ist dann Kirsche bei mir?«
»Ja, definitiv!« Lane sieht nicht überzeugt aus. Ich verdrehe die Augen und lache. »Vergiss es einfach.« Zu meiner Überraschung schüttelt er jedoch den Kopf, eine steile Falte zwischen den Brauen. »Nein, ich will es verstehen. Wie genau geht man bei dieser Einschätzung vor?«
»Wie gesagt: Du siehst jemanden an und –«
»Aber wie genau kommt man zu einem Ergebnis? Woran macht man das fest?«, will er wissen.
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Beat
ChickLitBeatrice Keller, genannt ›Beat‹, denkt nicht nach, bevor sie redet - sondern schlägt zu. Lane denkt mehr, als er spricht. Zumindest, bis er Beat begegnet. Als diese aufgrund ihrer aggressiven Verhaltensweisen vom Studiendekan ein Ultimatum gestellt...