Beat
Ich glaube nicht, dass ich Lane jemals so außer sich vor Nervosität erlebt habe. Ehrlich, er wirkt, als würde er gleich in Ohnmacht fallen. Das gibt mir zu denken.
»Lane? Was war die zweite Sache, die du mir sagen wolltest?«, hake ich vorsichtig nach. Seine grünbraunen Augen huschen für den Bruchteil einer Sekunde zu mir, danach weicht er meinem Blick weiterhin gekonnt aus. »Lane!«, zische ich, jetzt definitiv ungehaltener. Er zuckt zusammen und sieht mich danach schließlich mit angespanntem Kiefer widerwillig an.
»Ich denke, wir sollten uns nicht mehr sehen.«
Mir klappt die Kinnlade herunter. »Moment... Meinst du, unsere Fake-Beziehung auflösen, den Plan abblasen, oder...?«
»Ich meinte, dass wir keinen Kontakt mehr haben sollten.«
In mir gefriert alles. Mir wird heiß und kalt zugleich. Plötzlich fühlt sich diese Situation einfach nur surreal an.
»Das... kann nicht dein Ernst sein. Bitte sag mir, dass das nicht dein Ernst ist.« Meine Stimme ist erstaunlich fest. Die Tonlosigkeit in ihr zeigt jedoch, wie nah mir das Ganze geht. Erst in diesem Moment spüre ich, wie wichtig er mir tatsächlich geworden ist. Er wendet sich ab, um mir nicht länger in die Augen schauen zu müssen. Plötzlich packt mich seit langer Zeit wieder eine scharfe Welle der Wut, sodass ich ihn an der Schulter packe und zu mir herumreiße.
»Lane Rye, du wirst mich verdammt nochmal nicht fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, weil es dir gerade so passt! Ich habe deine Freundin gespielt und bin sogar zu deiner Familie gefahren, nachdem du mich kurz davor noch wie einen verfickten Fußabtreter behandelt hast! Also, wehe du kommst mir mit so einer Scheiße!« Gegen Ende hin ist meine Stimme schon so laut, dass über unseren Köpfen ein Schwarm Tauben aus einer der Baumkronen emporsteigt.
»Beat, ich weiß, dass es–«
»Einen Scheiß weißt du! Wieso habe ich mich überhaupt auf diesen Mist eingelassen? Ich bin so dumm! Du hast die emotionale Tiefe einer Regenpfütze und jetzt wundere ich mich, dass–«
»Hey, einen Augenblick mal!«, unterbricht er mich. Ich registriere, dass sich auf seinen Wangenknochen rote Flecken gebildet haben. »Du hast überhaupt kein Recht dazu, mich zu verurteilen! Ich war noch nicht einmal fertig und habe dir gar nicht gesagt, warum ich denke, dass es das Beste ist, wenn wir uns nicht mehr sehen!« Er fährt sich in einer aufgebrachten Geste durch die Haare. »Stattdessen bist du mir direkt über den Mund gefahren! Denkst du wirklich, ich treffe so eine Entscheidung leichtfertig? Nach Lust und Laune? Du müsstest mich mittlerweile etwas besser kennen.«
Mit zusammengepressten Lippen bedeute ich ihm, fortzufahren. »Also schön, dann sag mir doch deine Gründe! Ich bin ganz Ohr!«, rufe ich hämisch.
»Ich... es ist alles viel zu kompliziert!« Lane wirkt überfordert und ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass da mehr ist, als er mir sagen will. Ein tonnenschwerer Seufzer entschlüpft ihm. »Beat, das war von Anfang an eine absolut hirnrissige Idee. Ich hätte das gar nicht vorschlagen dürfen und es tut mir leid, dass wir meinen Teil der Abmachung noch nicht einmal begonnen haben. Aber... es geht einfach nicht. Ich kann das nicht mehr.«
Fassungslos sacke ich in mich zusammen und nehme nur am Rande wahr, wie ich mit dem Rücken leicht gegen mein Auto pralle. »Es... ich... verstehe das nicht, Lane.« Mit brennenden Augen blicke ich zu ihm auf. »Warum willst du mich überhaupt nicht mehr sehen? Wir können diesen bescheuerten Pakt auflösen und trotzdem–«
»Nein«, unterbricht er mich resolut. »Es tut mir leid.«
»Aber... warum?«
»Ich kann nicht.«
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Beat
ChickLitBeatrice Keller, genannt ›Beat‹, denkt nicht nach, bevor sie redet - sondern schlägt zu. Lane denkt mehr, als er spricht. Zumindest, bis er Beat begegnet. Als diese aufgrund ihrer aggressiven Verhaltensweisen vom Studiendekan ein Ultimatum gestellt...