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Beat

Lane und ich sehen uns noch immer an. Dass Fran irritiert seinen Blick zwischen uns hin und her wandern lässt, nehme ich fast nicht wahr. Ich merke, dass er irgendwann mit den Schultern zuckt, sich zurücklehnt und sein Handy rausnimmt.

»Es tut mir wirklich leid«, sagt Lane leise. Ich lese es mehr von seinen Lippen ab, als dass ich es höre. Ich seufze resigniert. Mir ist klar, dass einem manchmal etwas rausrutscht, wenn man wütend ist. Ich weiß, dass man hin und wieder Dinge sagt, die wirklich verletzend sind. Doch genau dann entspricht zumindest ein Kern davon der Wahrheit. In diesem Fall ist es vermutlich sogar mehr als nur ein Kern.

Ich weiß, dass Lane mich nie besonders leiden konnte, zumindest am Anfang nicht. Und ich weiß ebenfalls, dass sich das mit der Zeit ein wenig geändert hat. Doch da ich mich angefangen habe, in seiner Gegenwart wirklich wohlfühlen und Spaß mit ihm zu haben, ist mir etwas ganz Wesentliches entfallen: dass das meine Empfindung war.

Ich will gar nicht bestreiten, dass sich Lanes Einstellung mir gegenüber ins Positive gewandelt hat. Aber ich habe für eine ganze Weile nicht sehen wollen, wie unterschiedlich wir dennoch sind. Wenn ich also tief in mich gehe, muss ich mir eingestehen, dass ich nicht sauer bin, dass Lane gesagt hat, was er gesagt hat. Ich bin sauer, dass er nicht so gern in meiner Gesellschaft ist, wie ich in seiner. Und dafür kann ich ihm eigentlich nicht böse sein, da er am Ende des Tages schließlich nichts dafür kann.

Nachdem einige angespannte Sekunden verstrichen sind, in denen wir uns fest in die Augen gesehen haben, nicke ich deshalb und antworte ebenso leise: »Schon gut.« Ich sehe ihm deutlich an, wie die Anspannung förmlich von seinen Schultern fällt. Er setzt bereits dazu an, etwas zu erwidern, doch ein Klopfen am Türrahmen reißt uns aus dem Moment. Rissa informiert uns lächelnd, dass das Essen bald fertig sein würde. »Ich hoffe, ihr seid ordentlich hungrig!« Wir bejahen alle drei.

»Am liebsten würde ich mich jetzt schon zu euch setzen, aber Tom benötigt meine Hilfe in der Küche. Wenn du irgendwas brauchst, Beat, melde dich einfach, ja?«

»Werde ich machen, vielen Dank.« Sie legt den Kopf schief und sieht Lane an. »Willst du Beat nicht die Schmetterlingssammlung deines Großvaters zeigen? Die ist wirklich wunderschön!«

Er streicht sich den weinroten, schlichten Pulli über der Brust glatt und murmelt mit gesenktem Kopf: »Kann ich machen, dann zeige ich ihr gleich das Haus.« Als er sich erhebt, meidet er meinen Blick immer noch. Was ist denn jetzt los?

Etwas irritiert erhebe ich mich ebenfalls und folge ihm aus dem Wohnzimmer. Als ich an seiner Mutter vorbeigehe, zwinkert sie mir zu. Mit brennenden Wangen bringe ich ein schiefes Lächeln zustande. Gott, ich will mir gar nicht ausmalen, was sie vermutet, dass er und ich tun werden.

Als sie außer Hörweite ist, schließe ich zu Lane auf und raune ihm zu: »Ich glaube, deine Mom denkt, wir suchen uns ein stilles Eckchen zum Rummachen.« Augenblicklich bereitet sich eine sanfte Röte auf seinen Wangenknochen aus und er grummelt: »Sie ist manchmal etwas schräg.«

»Ich mag sie«, sage ich. »Und deine restliche Familie auch.« Er schnaubt, als wir die Treppen nach oben betreten. »Was, meine ganze Familie? Du kennst doch nicht mal alle.« Ich verdrehe die Augen. »Witzig, witzig. Abwesende natürlich ausgeschlossen.«

Wir betreten das erste Obergeschoss und Lane wirft einen Blick über die Schulter zu mir, fast, als würde er sichergehen, dass ich mich nicht in Luft aufgelöst habe.

»Also, das hier ist das Stockwerk, in dem Fran und ich unsere Zimmer haben.« Einige Schritte später öffnet er eine Tür zu seiner Linken, auf der ein Holzschildchen mit seinem Namen in geschwungener Schreibschrift drauf hängt. »Willkommen in meinen bescheidenen vier Wänden...«

BeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt