Den ganzen Schultag über, verhielt ich mich unauffällig im Hintergrund. Ich setzte mir meine Kapuze über, damit ich in der Pause von niemandem erkannt und beschimpft werden konnte.
Im Unterricht starrte ich nur stumm an die Tafel. Auch wenn ich von außen hin konzentriert und ruhig schien, brodelte es im Inneren von mir. Ich schaffte es nicht, auch nur einem Wort von dem, was Mrs. Chesterman erklärte, zuzuhören.Hin und wieder, glitt mein Blick zu Nash, der nur wie versteinert auf seinem Platz saß und auf die Tafel starrte. Er beachtete mich kein Stück.
Auch Cameron, neben mir, würdigte mir keine Aufmerksamkeit. Er saß nur still da, tief im Stuhl gerutscht und mit den Armen vor der Brust verschränkt. Sonst war er immer ganz hibbelig und nervte mich durchgängig mit seiner Schnorrerei, ob er ein Blatt oder einen Stift haben könnte, obwohl auf seinem Tisch ein voller Schreibblock lag, aber heute sagte er kein Wort."Mr. Dallas, gibt es dieses mal etwa nichts, das sie kommentieren wollen?", fragte nun Mrs. Chesterman und sah ihn verwirrt an. Sie war wohl genauso überrascht von Camerons Verhalten, wie ich.
"Nein.", sagte er mit monotoner Stimme. Dabei verzog er keine Mine.
Seine derartige Reaktion, brachte unsere Klassenlehrlehrerin wohl völlig aus dem Konzept.
"Ehm...Also gut...dann... lasst uns unser neues Thema beginnen." Sie klatschte entschlossen in die Hände.
Die ganze Klasse seufzte erleichtert auf. Erörterungen waren sterbenslangweilig, also konnte das neue Thema nur besser werden.
Begeistert zückte Frau Chesterman nach der Kreide und schrieb in geschwungener Schrift den Titel unseres neues Thema an die Tafel.
"Romeo und Julia."
Nein. Nein. Bitte nicht. Nichts mit Liebe. Nicht jetzt. Nicht in dieser Klasse.
Ich hörte Carmeron neben mir scharf die Luft einziehen.
Und auch Nash konnte ich, aus den Augenwinkeln, rot anlaufen sehen.
"Dazu, werden wir ein modernes Theaterstück für unser Thanksgivingfest organisieren."
Ein paar begeisterte Klassenkameradinnen quitschten erfreut auf. Ich konnte meinen Ohren nicht trauen.
Mrs Chesterman fuhr ungerührt mit einem breiten Grinsen im Gesicht fort.
"Dafür bereiten wir das Bühnenbild, die Musik und natürlich die Besetzung vor. Die Technik wird von unserem Hausmeister geleitet. Jeder wird eine Aufgabe haben, die natürlich rechtmäßig auch benotet wird. Die Schauspieler werden zunächst gecastet und dann auf eine Probenfahrt geschickt..."
Das wurde ja immer besser. Nicht.
Eine aufgeregte Lucy neben mir, fiel Frau Chesterman sofort ins Wort."WO FAHREN WIR HIIIIN?"
Mrs Chestermans Grinsen wurde immer breiter.
"Unser Schulleiter konnte uns ein ideale Probenunterkunft arrangieren in..." Sie machte eine Pause, um Spannung aufzubauen."...Los Angeles. Die Fahrt braucht nur zwei Stunden von hier."
Schon als der Name Los Angeles gefallen war, flippte die gesamte Klasse aus. Auch wenn wir hier in diesem kleinen Ort Sant Barbara lebten, ist ein Ausflug nach Los Angeles schon was verdammt großes.
Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Ich meine, hallo?! Ich habe in New York gewohnt. Ich bin größeres gewohnt.
"Wir werden zuerst die Aufgaben verteilen. Also...fangen wir mit dem Bühnenbild an..."
Sofort meldeten sich die begabtesten Künstler aus unserer Klasse.
Sie schrieb alle Namem auf."Alles klar...wer kümmert sich um die Musik?"
Marcus, der von Beruf Dj werden wollte, meldete sich sofort bereit.
Mrs Chesterman lächelte zufrieden. Sie schrieb ihn ebenfalls auf.
"....Kostüme und Maske?"
Viele Mädchen hoben die Hand.
War ja klar."Alles klar...kommen wir zur Besetzung."
Mrs Chesterman klatschte wieder in die Hände. Das konnte nichts gutes verheißen.
Ich hoffte inständig, dass am Ende welche über bleiben und diejenigen nichts machen müssten.
Sie warf einen Blick durch unsere Klasse.
Keiner meldete sich."Hey, nicht alle auf einmal!", spaßte sie ironisch und schüttelte dann skeptisch den Kopf.
"Keiner?"Alle Hände blieben unten. Niemand sagte etwas.
"Nagut...dann müssen wir wohl selbst die Besetzung bestimmen."
In aller Ruhe putzte sie sich ihre Brille.
"Hat jemand Vorschläge für eine Julia?" Sie sah fragend durch die Klasse.
Puh, zum Glück. Ich war in dieser Schule nicht besonders beliebt, da würde mich auch niemand vorschlagen.
Doch in meinem Leben kann man nur hoffen und nicht erwarten.Plötzlich ging eine Hand hoch.
Die Verwunderung war groß, als sich herausgestellt hatte, dass es sich um die von Cameron handelte."Ich schlage..." Sein Kopf wanderte zu mir.
Nein. Nein. Tu es nicht.
"...Amber vor."
Ich hasste ihn.
Doch bevor ich ihm noch meinen bösesten Blick zuwerfen konnte, sah er wieder nach vorne.
"Amber." Mrs Chesterman lächelte mich freundlich an und kritzelte dann meinen Namen an die Tafel.
"Noch irgendwelche Vorschläge? "
Eine pink lakierte Hand schnellte sofort nach oben.
"Ich schlage mich vor." Lucy grinste selbstverliebt nach vorne und warf dabei ihre blondierten Haare über die Schulter. Dabei klimperten ihre langen Ohrringe.Oh gott.
Lucy, als Julia? Hilfe nein.
"Sehr...schön." Mrs Chesterman versuchte angestrengt begeistert auszusehen, doch es misslingte unglücklich. Neben meinem Namen stand nun auch Lucys.
"Noch irgendwelche Julias?....Nein? Nagut...dann...Romeo!"
Die Jungs starrten angestrengt auf den Boden oder taten so, als ob es nichts interessanteres gab, als den Flusen ihrer Jacken abzuflicken.
"Romeo ist schwul.", platzte es aus Carter raus. Die ganze Klasse lachte.
"Herr Reynolds. Wenn ihnen der Charakter so interessiert, dann wollen wir sie doch mit auf die Liste schreiben. Schön, dass sie sich so arrangieren."
Unsere Lehrerin schrieb Carters Namen an die Tafel.Das Komische war, er lies es sich einfach so über sich ergehen.
"Romeo ist was für kleine Pissnelken mit Errektionsstörungen.", sagte Cameron plötzlich neben mir.
Die Klasse musste wieder lauthals loslachen.Mrs Chesterman wurde langsam unruhig.
"Nun, ist aber Schluss. Mr. Dallas, sie kommen mit auf die Liste."
Cameron blieb vollkommen gelassen. Er erwiederte nichts.
Ich beochbachtete, wie Nash angesäuert zwischen den beiden herschaute.
Plötzlich hob er vorsichtig seinen Arm.
Dabei starrte er Cameron direkt in die Augen. Oder mir? Ich konnte es nicht genau sehen."Ja, bitte Mr. Grier?"
Sie war kurz zum Platzen."Ich melde mich freiwillig, als Romeo."
Nun war Mrs. Chesterman total aus dem Konzept gebracht worden. Die ältere Dame lies sich seufzend auf ihren Stuhl fallen.
Nachdenklich rieb sie ihre Augen und sah dann wieder hoch.
Mit fester Stimme brüllte sie schon fast in die Klasse.
"WAS wird hier eigentlich getrieben?"Ja. Das fragte ich mich auch.
Was war hier los?
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(Foto : Cameron, Carter, Nash vl.)
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California Boys (Magcon FF)
FanfictionAmbers Vater hat eine wichtige Entscheidung getroffen und es heißt plötzlich: Leb wohl New York City und Hallo Kalifornien! Hallo neue Schule! Hallo neues Leben! Und dann sind da auch noch diese superanstrengenden Angeber Cameron, Nash und Carter...