Kapitel 48: Roses are red, violets are blue...

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Ambers Sicht

"Ein bisschen weiter nach rechts...", kommandierte uns Mrs Chesterman auf der Bühne herum und dabei ähnelte sie einem wildgewordenen Orchesterdirigenten.

Der Stress lag klar erkennbar in der Luft und alle Schüler hüpften durch den Theatersaal und trugen in ihren Händen riesige Plastikbäume, Pappsäulen oder andere Requisiten für die passende Kulisse.
Das Theatermusical stand für diesen Freitag bevor und keiner hatte auch nur eine Ahnung, was wohin platziert werden musste oder wann man mit proben dran war.
Es war ein riesiges Durcheinander. Dabei beginn die Vorstellung schon in drei Tagen!
Und mittendrin standen ich und Nash, hilflos, mit einer gigantischen, weißen Pappsäule in den Händen.
Wir gingen zwei Schritte in die rechte Richtung und endlich nickte unsere Lehrerin.

"Ja perfekt!", rief Mrs Chesterman und wir ließen die Säule erschöpft auf den Boden nieder.

Doch kaum hatte sie das ausgesprochen, war sie auch schon wieder bei den Kostümarbeiten und kümmerte sich um eins der anderen, unzähligen, Problemen. Der Regisseur aus Los Angeles war nämlich nicht mehr dabei und auch unser Schulleiter hatte sich zurückgezogen, sodass die gesamte Arbeit an unserer Lehrerin hängenblieb. Die letzten Tage verliefen für sie sowieso nicht allzu entspannend. Denn nach dem skandalösen Vorfall auf unserem Klassenausflug, stand ihr Job auf dem Spiel.
Die Chesterman ist ein äußerst perfektionistischer Mensch, deswegen achtete sie bei den Vorbereitungen des Musicals immer auf fehlerfreie Arbeit.
Es muss ja schließlich alles perfekt sein.

"Ich denke, das wird noch eine riesige Katastrophe.", stellte Nash schnaufend fest und massierte seine gescheuerten Hände. Wir schoben hier schon seit gefühlten zwei Stunden irgendwelche Gegenstände durch den Saal.

"Das kannst du laut sagen." Ich wischte mir eine Schweißperle aus dem Gesicht.

"Freust du dich nicht schon auf die Premiere?" Er setzte sich auf die Bühnenkante und ich ließ mich neben ihm nieder.

"Doch, eigentlich schon." Abgesehen vor dem riesigen Lampenfieber, dass ich immer erlitt, wenn ich vor vielen Leuten sprechen musste, war alles perfekt. Autsch. Bauchweh.
"Und du?"

"Naja. Als Mönch..."

Ich musste lachen. "Das wird sicher das Lustigste am Stück sein. Nash in einem langen Kleid und einer Halbglatzenperücke."

Scherzhaft boxte er mir gegen den Oberarm. "Hör auf! Nur zum Verständnis: Das nennt man Kutte!" Er musste schließlich auch über die Vorstellung lachen. "Ich werde mich so blamieren."

"Ach Quatsch." Ich nahm einen Schluck aus meiner Wasserflasche, die ich zum Glück noch vor der Schule eingepackt hatte.

"Sagt die Hauptdarstellerin."

"Ich hab den meisten Text und sogar einen Singpart. Wenn hier einer große Chancen auf Patzer und Pleiten hat, dann ich."

Er nickte nur einsehend und blickte dann kurz auf seine Armbanduhr.
"Amber?"

"Mhm." Ich packte meine Wasserflasche wieder zurück in den Rucksack.

"Unternehmen wir was?"

Ich sah auf. "Was?"

"Lass uns was unternehmen."

Mein Herz machte einen kleinen Sprung. "Warum?

"Ich glaube, den Leuten hier würde es sowieso nicht auffallen, wenn wir kurz weg sind und außerdem ist mir aufgefallen, dass du zwar schon etwas länger hier in Santa Barbara wohnst, aber noch nie wirklich rumgekommen bist. Außer am Strand und in der Schule natürlich. Ich würde sehr gerne was mit dir unternehmen und dich rumführen."
Eine seltsame Mischung aus Schmetterlingem und Übelkeit macht sich in meinem Bauch bemerkbar.

California Boys (Magcon FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt