California Boys (Magcon FF)

Kapitel 50: Ehrlich währt am längsten

"IHR HABT WAS?"

Kylie hüpfte mit aufgerissenen Augen von meinem Bett auf und schlug sich dabei ihren Kopf an dem schrägen Balken meiner Zimmerdecke ein.
Einen kurzen Moment atmete sie laut hörbar die Luft zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen ein, doch ein paar Sekunden darauf verkniff sie sich ihren Schmerz und widmete sich wieder meiner Anwesenheit.

Kylie und ich hatten uns noch am selben Nachmittag bei mir Zuhause getroffen, um zu plaudern.
Natürlich hatte ich gemeinsam mit Nash mein Nachsitzen noch am selben Schultag ausgesessen.
Mrs Chesterman war zwar stinksauer, aber ich hatte es mir schlimmer vorgestellt.

Was ich mir jedoch weniger schlimm vorgestellt hatte, war Kylies Reaktion nachdem ich ihr von unserem Kuss erzählt hatte. Eigentlich hatte sich bei mir auch noch lange nicht alles entspannt, Ich zitterte immernoch am ganzen Leib voller Gänsehaut, wenn ich daran dachte, wie er seine Lippen auf meine gelegt hatte.

Für mich war es ein schönes Gefühl, doch Kylie benahm sich so, als hätte ich gerade eine Bank ausgeraubt...
Oh, stimmt ja.
Dafür ist ja sie zuständig.

"AMBER! SAG MIR, DASS DAS NICHT PASSIERT IST! SAG MIR, DASS DU IHM NOCH RECHTZEITIG AUSGEWICHEN BIST!"

"Was redest du da?"
Wieso freute sie sich denn nicht für mich?

Langsam setzte sie sich auf den weißen Sessel an meinem Schminktisch und sah mir durchdringend in die Augen.

"Amber...", fing sie vorsichtig an und ich bekam ernsthaft Angst, dass sie jeden Moment komplett explodieren könnte.
"Hör mir jetzt genau zu. Du schilderst mir jetzt genau, wie ihr auf den Kuss gekommen seid und wann ihr euch entschieden habt... aufzuhören und zurückzukommen."

"Wieso?"

"Tu es einfach!"

Ich legte meine Stirn in Falten. "Okay." Ich rückte ein Stück näher an sie heran. "Also, irgendwie bin ich darauf gekommen, dass ich mich frage, wie er keine Freundin haben kann. Immerhin sieht er so gut aus. Und dann hat er mir auf sehr romantischer Art gestanden, dass er in mich verliebt ist. Da war ich natürlich vollkommen baff und konnte nichts machen. Er hat dann einfach nicht auf eine Antwort gewartet und mich geküsst."
Mir kribbelte es in den Fingerspitzen, wenn ich daran dachte.
Es war so... anders, als wie beim ersten Mal.

"Und dann?" Meine beste Freundin starrte mir neutral in die Augen. Keine Emotion. Kein Lächeln. Rein garnichts.

"Dann... haben wir uns geküsst. Ich glaube so zwanzig Sekunden lang. Ich habe nämlich die Sekunden gezählt."
...was ein bisschen komisch war, wenn man im Nachhinein darüber nachdachte.

"Und dann?"

"Dann...haben wir uns gelöst und sind in peinlichem Schweigen zurück zur Schule gefahren, als-"

"Warte mal eine Sekunde."

"Was denn?"

"Ist Cameron euch nicht begegnet?"
Cameron?

"Nein. Wieso sollte er?"

"Er und Carrie haben euch gesucht."

Er und Carrie also...
Ich blickte zu Boden.
"Achso. Nein."

"Am."

"Wieso sollten wir ihnen begegnen?" Meine Stimme begann zu beben, ohne dass es mir auffiel.

"Am!"

"Ich glaube ja nicht einmal, dass sie uns gesucht haben, geschweige denn sich die Mühe gemacht haben loszufahren!"
Ich wurde unbewusst lauter.

"Amber!"