Samira, Recke der Orni

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"Könntest du mir erklären, wie du als Hylianerin ohne Plattform von so weit oben fallen kannst?" Das war eine gute Frage. Raja wusste ja selbst nicht wie das zustande kam. Von einem Moment zum Anderen war sie plötzlich in der Luft und zielte gerade Wegs auf den Okku-See zu. "Um ehrlich zu sein, weiß ich es auch nicht", antwortete sie letztendlich ehrlich.

Der Orni schien zu überlegen. Schnell kam sie auf eine scheinbare Antwort. "Die Shiekah hatten bestimmt ein Fehlprogrammierung beim teleportieren. Kann man ja nicht anders erwarten von ihnen." Sie klang genervt, wenn nicht auch wütend. Von der Freundlichkeit von eben konnte man nichts mehr sehen. So als wäre sie einfach ausgewechselt worden.

"Eigentlich bin ich nicht wirklich teleportiert. Denke ich." Raja war sich sicher, dass es auf keinen Fall Teleportation war. Es fühlte sich anders an. Auch war das Orni-Dorf ein ganz anderes. Zeitreisen war das erste, was sie dachte. Die Nachfahren sind ja ebenfalls aus der Zukunft gekommen, um ihnen bei der Schlacht gegen die Verheerung zu helfen.

Die Unbekannte legte ihren Kopf schief und starrte die Recke verwirrt an. Davon, dass sie nicht fragte was teleportieren war. Die Shiekah hielten jede Forschung und jeden Durchbruch geheim und nur die königliche Familie, wie auch die Recken durften davon wissen. "Du weißt was das ist?"

Raja wusste nicht, ob die Orni-Dame sie auf den Arm nehmen wollte oder es wirklich ernst meinte. Normalerweise war sie es gewohnt, dass alle ihr die Technologien gaben, welche sie verstehen oder etwas damit anfangen sollte. Aus diesem Grund verstand sie nicht wieso sie so eine Reaktion zeigte, als sie eine Funktion des Shiekah-Steines erwähnte.

Die Recke nickte auf die Frage hin und wollte es erklären, als ein männlicher Orni mit gräulichem Gefieder zu ihnen lief. "Die Shiekah fordern Euch auf umgehend zum königlichen Forschungsinstitut aufzubrechen. Sie klangen sehr erzürnt." Der weiße Orni rollte genervt die Augen. Sie war es leid immer wieder zu ihnen fliegen zu müssen, nur weil sie diejenige war, die am schnellsten ankommen würde.

"Gut. Dann gehe ich los und sehe mir an, was sie dieses mal verbockt haben und dabei bringe ich dich zurück." Die Augen von Raja weiteten sich. Es würde heißen, dass sie fliegen würden. Das wollte sie um jeden Preis vermeiden. "Ach komm schon. So schlimm wird das nicht. Wir sind in vielleicht 15 Minuten dort." Schon wurde die Recke, mitsamt der Decke, auf ihren Rücken gezerrt und mit einem Aufwind flogen die Beiden ruckartig in die Luft und flogen nach Südost.

Glücklicherweise trug die Orni-Dame eine Schulterpanzerung und konnte somit nicht spüren wie fest Raja sich da rein krallte. Auch schloss sie ihre Augen um das Schwindelgefühl zu umgehen, was zu ihrem Glück auch noch klappte. Jedoch stieg ihre Panik immer weiter und fing auch noch an zu wimmern. Durch den stark ausgeprägten Gehör der Orni konnte die Unbekannte es auch hören.

Um sie auf andere Gedanken zu bringen, versuchte sie ein Gespräch zu führen. "Ich habe ja vergessen zu fragen wie du heißt. Ich bin Samira." "Raja", antwortete sie hastig, damit sie sich weiter auf das Festhalten konzentrieren konnte.

Wie aus dem nichts kam ihr ein Gedanke in den Kopf. Der Name, die Fähigkeit, wie der Orni sie angesprochen hatte. All das wies darauf hin, dass sie diejenige war, von der in den Aufzeichnungen die Rede war. >Die Fähigkeit von Samira in den Vogel einbauen.< So oder so ähnlich war der Satz. Ist es möglich, dass sie diejenige warfen der gesprochen wurde? Aber dann sollte sie ja 10 000 Jahre in die Vergangenheit gereist sein.

Ist so eine lange Zeitspanne überhaupt möglich? Wenn ja, wieso sollte sie hierher gebracht worden sein? War es überhaupt eine Fehlfunktion von Terako? Oder hatte jemand das alles gezielt geplant? So viele Fragen und niemand konnte es ihr beantworten.

"Kann es sein, dass du eine Recke bist?", fragte Raja letztendlich nach. Sie brauchte die Gewissheit. Sie musste sich sicher sein, dass ihre Theorien, die sie gerade eben aufgestellt hatte richtig waren oder sie sich aus purer Angst nur alles zusammengereimt hatte, um nicht an das Fliegen zu denken.

"Ja, aber ich dachte das wusstest du schon." Raja war sich nun eindeutig sicher. Sie war durch die Zeit gereist. 10 000 Jahre zurück. Das war deutlich mehr, als die Zeitspanne, die die Nachfahren gereist sind.

Sofort musste sie an Noah denken. Er müsste dann hier auch sein. Lebendig. Er hat ja erzählt, dass er der Recke der Shiekah zu seiner Zeit war. Vielleicht konnte er ihr erklären was hier los war und wieso sie hier waren. "Wir sind gleich da. Ich sehe schon das Institut."

Raja traute sich ihre Augen mit einem kleinen Spalt zu öffnen und da stand das große Gebäude aus Stein. Es sah so ähnlich aus wie das aus ihrer Zeit. Hoffentlich hat sich nicht viel verändert. Sie wollte nicht, dass alles ihr fremd erscheinen würde. Es war ja immerhin ihr zu Hause gewesen.

So schnell wie die Beiden sich in die Lüfte gehoben haben, waren sie genauso schnell wieder auf festem Boden. Sofort stieg sie von Samiras Rücken runter und richtete wieder die Decke. Es glich schon einem Wunder, dass sie den ganzen Flug hielt. Etwas planlos stand sie mit triefender Kleidung da und wartete ab was gleich passieren mag.

"Es ist unverantwortlich, dass einer eurer Rasse in unser Labor eindringt. Wir haben, vor allem euch, den Eintritt verwehrt. Ich hoffe du hast eine plausible Erklärung dafür." Ein aufgebrachter, älterer Shiekah stapfte zu ihnen vor und es wirkte glatt, als würde er gleich auf den Orni losgehen wollen.

Der Mann merkte garnicht, dass sich noch eine weitere Person sich hier befand. Sauer stellte sich der Shiekah wenige Zentimeter vor Samira, die einfach entspannt ihm entgegen trotzte. Es verwunderte Raja, wie sich die Beiden überhaupt nicht aussehen konnten. Sie fragte sich wie es dazu kam.

"Das sagt genau der Richtige. Ich musste dieses Mädchen vor dem sicheren Tod bewahren. Sie flog geradewegs auf den See neben dem Hebra-Gebirge zu. Wie kann es sein, dass ihr nicht aufpassen könnt, dass sowas nicht passiert. Ich kann das der Prinzessin melden." Die Stimme der Orni klang ruhig und langsam, aber man konnte eine gewisse Angespanntheit im Unterton hören.

Verwundert sah der Mann zu Raja. Er hatte seine weißen Haare in einer Art Dutt zusammengebunden, so ähnlich wie der von Impa und seine braunen Augen zeigten nur wie sichtlich genervt er war. Er war sich nämlich sicher, dass das nicht möglich war. Bisher konnten sie sich nur zu den Türmen, wie auch den Titanen teleportieren. Zufällig in der Luft ist nicht möglich, da dort sich kein Teleportationsstein befand.

"Humbug. Das ist nicht möglich und außerdem ist der Zugang zu unsere Technologie für Hylianer strengstens verboten." Sein Ton klang abfällig. Das war Raja genug. So redet keiner über sie. "Ich bin zur Hälfte Shiekah", wehrte sie sich. Das klang in ihrem Kopf irgendwie besser.

Der Shiekah hob eine Braue hoch. Das war für ihn völlig unmöglich. Er war der Meinung nach, dass sich keine Rassen vermischen dürften und sich auch keiner in die Angelegenheiten andere einmischen sollte. Mit langsamen Schritten ging er auf sie zu, was Raja etwas einschüchterte, aber sie kaum zeigte. Er war ungefähr einen ganzen Kopf größer als sie und dazu noch breiter gebaut.

"Das ist unmöglich", war das einzige was er zu sagen hatte. "Hol du das blaue Federvieh und ich unterhalte mich mit ihr." Kurz sah er zu Samira, um zu zeigen, dass er gerade mit ihr sprach. Sie verschwand auch gleich in das Gebäude und seine Aufmerksamkeit lag wieder auf der Recke. "Wer bist du und was bist du? Ein Spion?"

"Ich bin Raja, die Recke der Shiekah. Meine Lebzeit ist erst 10 000 Jahre später, wo die Verheerung erneut ausbrach." Ihre Antwort war knapp, aber es erklärte kurz und schnell das was er wissen wollte. Der Mann überlegte. Ihm war bewusst, dass sie an Zeitreisen gerade arbeiteten, aber hatten dennoch keine Erfolge erzielen können. Vielleicht wäre sie ja die Lösung dazu. "Wie bist du hergekommen?"

Zwei Ornis gingen aus dem Institut. Die eine war Samira, doch der andere war ein Stück kleiner und hatte blaue Federn. Rajas und seine Blicke traffen aufeinander. Endlich. Sie sieht jemanden, den sie kannte. "Revali?", schrie sie zu ihm und rannte geradewegs auf ihn zu. Den Mann komplett ignorierend, umarmte sie sofort den Orni und ließ auch die Decke dabei fallen. Raja konnte spüren, wie sich seine Federn aufplusterten.

"Ich freue mich ja auch, aber du machst meine Federn nass", nörgelte er wieder rum. Das hielt Raja, jedoch nicht auf, denn sie war mehr als glücklich zu wissen, dass es ihm gut ging. Ihr war in dem Moment relativ egal, dass auch andere sie gerade beobachteten.

"Ihr kennt euch?"

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