Kapitel 4.2

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~Cleo

Nachdem Zeke gegangen war, grübelte ich den Großteil der Zeit weiter über Seths Göttlichkeit nach. Was das bedeutete. Es könnte den gesamten Krieg gegen die Vasanisten und Rebellen revolutionieren. Oder wurde ihm möglicherweise ein Platz auf dem Olymp zugesprochen? Würden die Götter versuchen ihn zu töten? Es gab genügend Momente, in denen ich Seth gerne einen Dolch in sein nicht vorhandenes Herz stechen würde, aber ich wollte trotzdem nicht, dass er umgebracht wurde. Dazu hatte ich diesen blonden Mistkerl mittlerweile ausversehen schon zu sehr in mein Herz geschlossen.

Als es allmählich Zeit wurde, sich fertig zu machen, schnappte ich mir den schwarzen Haufen Klamotten, der vor meinem Bett lag und ging damit ins Badezimmer. Dort zog ich mir die Kleidungsstücke der Uniform über. Es war nach wie vor seltsam, mich selbst darin zu sehen. Ich sah aus wie eine unterbelichtete möchtegern-Kriegerin aus einer Marvel-Serie. Vielleicht sollte ich die Uniform mit einem von Revs Einhorn-Aufnähern modifizieren, würde jedenfalls besser zu mir passen. Ich verließ das Bad, schnappte mir meinen Dolch vom Nachttisch -Seth war kein guter Einfluss für mich, ich fing auch schon damit an, überall meine Waffen herumliegen zu lassen- und ging hinaus auf den Gang. Als ich auf dem Campus ankam, dämmerte es bereits. Es war kalt und windig, aber immerhin regnete es nicht mehr. Es waren kaum noch Schüler zu sehen, die meisten waren zu diesem Zeitpunkt bereits drinnen und beschäftigten sich mit Netflix und anderen Dingen, die vermutlich spaßiger waren, als in der Kälte vor dem Internat herumzuhängen und gegen Vasanisten zu kämpfen. Warum hatte ich mich noch gleich von Zeke dazu überreden lassen? Während ich diesen Überlegungen weiter nachging, legte mir jemand eine Hand auf die Schulter. Ich zuckte zusammen und wirbelte, mit der Faust ausholend, herum. Dawson fing meine Faust ab und hielt mein Handgelenk fest. ,,Welch eine herzliche Begrüßung, Strafarbeit."

,,Für dich doch immer", murmelte ich, während mir das Herz noch immer bis zum Hals schlug.

Dawson ließ mein Handgelenk los, legte seinen Arm um meine Schulter und schob mich vorwärts. ,,Sitzt unser Göttchen noch in seinem Zimmer und schmollt?", fragte er mich. Verwirrt drehte ich den Kopf in seine Richtung. ,,Du weißt es?"

,,Natürlich", erwiderte Dawson. ,,Er hat mir vorhin zur Abwechslung mal gedroht, dass er mich umbringt und hinzugefügt, dass er mittlerweile aus dir anscheinend ebenfalls bekannten Gründen dazu in der Lage ist."

Er klang so...gelassen. Störte es ihn denn kein bisschen, dass sein Rivale plötzlich um hundert Level aufgestiegen war?

,,Und was... äh, denkst du darüber?"

,,Ich denke, diese Welt wird untergehen."

Wie optimistisch. Dawson und ich passierten das Tor und wurden von den Wachen nicht aufgehalten, was mich nicht weiter wunderte. Sie sahen Dawson wohl ebenfalls als würdigen Babysitter für mich an. Ein Schatten löste sich von der Wand des Internats und stellte sich, im Licht einer Laterne betrachtet, als Rev heraus. ,,Hi Cleo", sagte er begeistert und zerrte mich in eine Umarmung, in dessen Genuss Dawson ebenfalls kommen durfte. ,,Hallo Rev", keuchte ich und befreite mich aus seinen Armen.

,,Du hast echt anhängliche Freunde", raunte Dawson mir zu. ,,Ich lasse dir dann mal den Spaß und gehe zu den Erwachsenen. Bis später." Das war etwas, das Seth nie getan hätte, im Normalfall wich er mir draußen nicht von der Seite. Vermutlich, weil Estelle ihm den Kopf abhacken und über dem Eingang des Internats aufhängen würde, wenn mir irgendetwas zustieße.

,,Wo ist Zeke?", fragte ich Rev, als Dawson weg war. Dieser zuckte mit den Schultern. ,,Der hat spontan einen anderen Auftrag bekommen. Aber ich bin ja hier und kann dich trösten." 
Zum Glück, sonst wäre ich über diesen Verlust nie hinweg gekommen. Rev griff in seine Jackentasche und nahm ein Papier und seine Tüte mit 'Spezialkräutern' heraus, dann drehte er sich in aller Seelenruhe einen Joint und fuhr liebevoll mit den Fingern darüber. Meinen entgeisterten Blick ignorierte er geflissentlich, während er nach einem Feuerzeug griff, den Joint anzündete und fast schon erleichtert eine Wolke Rauch ausatmete. Ich zog die Augenbrauen hoch.  ,,Dein Ernst?"

Nummer 13 - Todessohn IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt