Kapitel 8.3

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~Cleo


Nachdem ich Seth noch eine Weile doof hinterhergesehen hatte, verließ ich ebenfalls den Trainingsraum und ging hinaus ins Freie. Zeke war ein Albino- die ganze Zeit über war er das gewesen und ich hatte nicht die leiseste Ahnung gehabt. Verrückt. Warum war mir das nie aufgefallen? Er sah in Wahrheit vollkommen anders aus, aber ich hatte es nie gemerkt. Immerhin wusste ich nun, weshalb er selbst im Sommer äußerst winterreif gekleidet war. Als ich über den Campus lief, schob sich die Sonne durch die Wolken und tauchte den Campus in ein warmes Licht. Ich schob die Hände in die Hosentaschen und ließ meinen Blick über den Campus gleiten, als ich einen weißen Haarschopf erblickte. Rev. Wie ironisch, das Zeke alles daran setzte, dass niemand seine weißen Haare zu Gesicht bekam, während Rev seine in genau dieser Farbe färbte. Als Rev mich erblickte, winkte er und eilte auf mich zu. ,,Hi Cleo", sagte er begeistert und zog mich in eine feste Umarmung.

,,Hi Rev", röchelte ich.

Als er mich losließ und meine Lunge wieder mit Sauerstoff versorgt wurde, konnte ich die Graswolke riechen, die ihn umgab. Das hieß wohl, dass Rev gerade besonders gut drauf war.

,,Gehst du mit mir Einhörner suchen?", fragte er und strahlte mich an.

,,Äh..."

,,Das freut mich!" Er nahm meine Hand und sprang wie ein junges Rehkitz neben mir her. Oh Götter, er schien seine tägliche Dosis Gras erhöht zu haben. Vielleicht sollte ich Angst haben. ,,Ich bin mir nicht sicher, ob wir hier welche finden", warf ich vorsichtig ein.

Daraufhin blieb Rev unvermittelt stehen und sah mich an, als hätte ich ihn geschlagen. Seine Unterlippe bebte. ,,Aber... - aber... "

Na super. Ich seufzte. ,,Ich meinte natürlich, dass wir im Wald vielleicht mehr Erfolg haben", beeilte ich mich zu sagen und zog ihn schnell weiter.

,,Da hast du vermutlich Recht." Revs Mundwinkel hoben sich und er sprang wieder glücklich neben mir her. Unwillkürlich musste ich grinsen. Rev schien nie etwas von dem Elend dieser Welt mitzubekommen. Seine andauernde Unbeschwertheit war irgendwie erfrischend. Als ich den Kopf hob, erblickte ich auf einer Bank weiter vorne, Rune, den Wikinger. Er schärfte mit einem Stein die Schneide seiner Axt und sah irgendwie unwirklich aus. Als gehöre er nicht in diese Mythologie, diesen kitschigen Garten voller Blumen, die selbst im Spätherbst noch blühten.

,,Meinst du, er will uns helfen Einhörner zu suchen?", fragte Rev und deutete auf Rune.

,,Das bezweifle-", setzte ich an, aber da war Rev auch schon losgehoppelt und blieb vor Rune stehen. Bei den Göttern, irgendwann würde ich eine Leine für ihn organisieren. Seufzend folgte ich ihm. Rune sah erst auf, als Rev ihm auf die Schulter tippte. Ich dankte den Göttern dafür, dass Rune ihm nicht reflexartig den Kopf abschlug. ,,Hiii", sagte Rev.

Der Wikinger richtete seine unheimlichen, bernsteinfarbenen Augen auf uns. ,,Also, wir waren auf der Suche nach Einhörnern", erklärte Rev. ,,Möchtest du mitmachen?"

Rune blinzelte.

,,Rev", schaltete ich mich ein. ,,Ich glaube nicht, dass..."

,,Doch, doch" unterbrach Rev mich energisch. ,,Er will bestimmt. Er guckt so begeistert!"

Er guckte nicht begeistert. Eigentlich hatte sich in seiner Mimik nicht viel verändert, seit Rev ihn angesprochen hatte, er sah lediglich etwas irritiert aus. ,,Ich...-", setzte er an.

,,Das freut mich!" Rev griff nach Runes Hand und zog ihn hoch.

,,Spiel mit", raunte ich ihm zu. ,,Sonst weint er."

Nummer 13 - Todessohn IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt