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Müde öffnete ich meine Augen und starrte an die beigefarbene Zimmerdecke meines Schlafzimmers.

Wie ich hierher gekommen war konnte ich nur vermuten, da ich meines Wissens nach auf der ledernen Couch in Blakes Büro eingeschlafen war.

Erschöpft, weil ich mal wieder nicht den Schlaf bekommen hatte, den ich eigentlich brauchte, schlug ich die Decke auf.
Sofort spürte ich die kalte Luft um meine Beine und eine Gänsehaut überzog meinen Körper, während ich feststellen musste, dass ich keine Unterwäsche trug. Dafür aber hatte ich Blakes Shirt an.

Was ich als nächstes tat, schob ich einfach mal auf meine Hormone und die Tatsache, dass ich um diese frühe Uhrzeit nicht klar denken konnte.

Ich griff das Shirt am Ausschnitt und hob es zu meiner Nase. Er roch nach Blake.

Meine Augen, die ich zuvor genießerisch geschlossen hatte, öffneten sich wieder und ich sah mein Spiegelbild.

Oh Gott, was machte ich denn da?!

Roch ich ernsthaft an seinem Oberteil?

Über mich selbst den Koof schüttelnd stand ich auf und zog mir schnell Unterwäsche an. Als nächstes folgte ein grauer Jogginganzug und ich versteckte Blakes Shirt unter meinem Kopfkissen.

Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, schloss ich meine Zimmertür auf und sah, wie Dad hektisch sein Müsli zu Ende aß, bevor er die Schüssel abstellte, sich seinen Schlüssel schnappte und drauf und dran war zu verschwinden.

"Guten Morgen, Schatz. Meine Schicht fängt heute früher an, also kann ich dich nicht fahren. Dafür hol ich dich aber ab. Hab dich lieb, Mäuschen und viel Spaß in der Schule!"

Ich nickte und lächelte ich beruhigend an. Zeit, ihm etwas zu antworten, hatte ich keine, da bereits im nächsten Moment die Tür hinter im zu fiel.

Seufzend machte ich mich auf den Weg ist Bad und putzte mir die Zähne.

Wieso hatte Dad mich nicht früher geweckt, wenn er gewusst hatte, dass er mich nicht fahren konnte?
Der Bus war schon längst weg und wenn ich lief, würde ich zu spät kommen.

Ich beugte mich runter, um die Zahnpaster auszuspucken und mein Gesicht zu waschen. Kaum hatte ich mich wieder aufgerichtet, erblickte ich im Spiegel einen großen Fleck an meinem Hals. Ein Knutschfleck.

Also hatte es dich was gutes, dass Dad heute Morgen keine Zeit für mich gehabt hatte.

Genervt vom fieseligen Regen zog ich die Kaputze meines Oberteils tiefer in mein Gesicht.

Ich bereute es, keinen Regenschirm oder wenigstens eine Jacke mitgenommen zu haben.

Zu viel zum Wetterbericht mit: "Es wird ein sonniger, teils leicht bewölkter Tag."

Der Regen war gerade so stark, mir auf die Nerven zu gehen und gleichzeitig noch leicht genug, um mich nicht komplett zu durchnässen. Zusammen mit dem schlichten grauen Wolken und dem Umstand, dass ich zu Fuß gehen und zu spät zur Schule kommen würde, gab dieser Tag die perfekte Vorlage, um mich zu einer Depressionsgefährdeten zu machen.

Das Klingeln meines Handy schreckte mich aus meinem Gedankengang und ich holte das veraltete Modell aus meiner Hosetasche.

Ein Anruf von Blake. Da ich noch immer beleidigt war, ihm aber keine Lektion erteilen konnte, indem ich ihn kritisierte, drückte ich ihn kurz entschlossen weg.

Keine Sekunde später klingelte es ein weiteres Mal. Ich drückte ihn wieder weg. Kurz darauf folgte eine Nachricht.

Blake: Was soll das?

Blake: Princesa???

Blake: Ich weiß, dass du die Nachrichten ließt.

Blake: Ich wollte dir eigentlich anbieten dich zur Schule zu fahren, aber wenn du weiter du den Regen laufen willst ...

Ich: Stalker.

Daraufhin sperrte ich mein Handy und steckte es wieder weg.

In meiner Hosentasche bemerkte ich noch, wie es eon paar mal vibrierte, bevor Blake es anscheinend aufgegeben hatte, mir zu schreiben.

Zögerlich klopfte ich an der Tür zu meinem Klassenzimmer, woraufhin ein "Herein!" ertönte und ich die Klinke herunter drückte.

"Miss Starian?", fragte mein Leherer mich verwundert und sah mich mit erhobenen Augembrauen an.

"Entschuldigung für die Verspätung", leierte ich die typische 0-8-15-Entschuldigung herunter und beabsichtigt mich schleunigst zu dem Platz in der letzten Reihe, während beim Lehrer mit kritischem Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk sah.

"Die zweite Stunde ist in einer halben Stunde um", teilte er mir freundlicherweise mit, woraufhin ich gequält das Gesicht verzog.

Vielleicht hätte ich schneller laufen sollen, anstatt das ganze zu einem einsamen Spaziergang im Regen zu machen.

"Nun denn", fuhr mein Lehrer fort, kramte etwas aus seinem Pult und kam dann mit einem Heft in der Hand zu mir, "Die Arbeit, die ich in der letzten Stunde ausgeteilt habe. Unterschrift ihres Vaters und Berichtigung bis zur nächsten Stunde." Mit den Worten schmiss er mir das Heft aus den Tisch und ging dann wieder nach vorne, um mit dem Unterricht fortzufahren.

"Pssst, Serah!", flüsterte jemand, was total unnötig war, da dieser jemand direkt vor mir saß.

"Hm?", machte ich desinteressiert und holte meine Stifte und Bücher aus meinem Rucksack.

"Mason hat uns von gestern erzählt", flüsterte Raphael weiter ohne sich jedoch zu mir umzudrehen, da er wohl nicht vom Lehrer erwischt werden wollte.

"Aha.", war alles was ich dazu sagte. Was wollte er denn von mir hören? Ein freudiges Juhu? Oder dich lieber einen Freudensprung in dir Luft?

Ich denke, eher nicht.

"Kannst du ihm seine Arbeit geben?", hackte er nach und schmiss, ohne auf meine Antwort zu warten, einen Klassenarbeitsbogen auf meinen Platz auf dem in hässlicher Schrift Mason drauf gekrakelt war.

"Nein. Mach's doch selbst", brummte ich genervt und schmiss den Klassenarbeitsbogen zurück auf seinen Platz.

Von dem Geräusch wurde unser Lehrer kurz auf uns aufmerksam, weshalb wir das Gespräch beendeten. Ich tat einfach so, als ob ich gerade eins meiner Heft herausgeholt hätte, sodass unser Lehrer dachte, dass davon das Geräusch käme.

Er widmete sich wieder seinem Monolog über irgendwas, dem ich nicht folgen konnte und dachte überlegte, ob ich jetzt heulend zusammenbrechen sollte und in mein Heft kitzeln.

"Mason ist nicht da, also musst du es ihm geben", erklärte Raphael und ich musste mit einem leisen, aber deutlich genervtem Seufzen feststellen, dass dieses Gespräch doch noch nicht beendet war.

Ich war kurz davor zu fragen, wo Mason war, erinnerte mich allerdings noch rechtzeitig daran, dass Mason-das-Arschloch mir egal war, weshalb ich einfach sagte: "Ich muss gar nichts."

"Bitte, Serah!"

"Ne."

"Komm schon. Ich kann heute nicht, weil ich Training habe und die anderen auch. Er ist dich jzt so etwas, wie dein Bruder", versuchte er es weiter und ich hätte beim letzten Wort am liebsten gekotzt.

"Ein scheiß ist er." Wortwörtlich.

"Bitte, dann schulde ich dir auch was!"

Nach kurzem Überlegen nickte ich. "Okay."
Das Heft landete wieder auf meinem Tisch.
Eigentlich war mir das ganze total egal, aber es gefiel mir einfach, wenn Leute mir etwas schuldeten.

Außerdem konnte ich so Masons Note erfahren und ihn im Notfall an seine Mom verpetzen.

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