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"Ich will den extra großen Bueno-Eisbecher!", informierte ich Emilyán grinsend, der daraufhin nickte.

Zwar war er es, der seine Shorts gefunden hatte, aber ich hatte Geburtstag, weshalb Emilyán mir diesen Eisbecher so oder so gekauft hätte.

-

Nachdem Emilyán mit meinem Eisbecher zurück kam, weil ich mich nicht getraut hatte, zu bestellen, schüttelte er fassungslos den Kopf.

"Nicht, dass ich Geldprobleme hätte oder etwas für dich jemals zu teuer sei, aber zehn Euro sind definitiv übertrieben für ein Eis", sprach er mir aus der Seele und überreichte mir meine Bestellung, während er selbst sich dran machte seine zwei Kugeln Schlumpfeis zu essen.

Braver Gangleader.

Es wusste genau, dass ich nicht teilen würde.

Glücklich machte ich mich daran meinen Eisbecher auszulöffeln und betrachtete Emilyán mit zuckenden Mundwinkeln.

"Was?", hackte er amüsiert nach und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Es sieht komisch aus, wenn du Schlumpfeis isst", gab ich ehrlich zu und konnte nun mein Schmunzeln nicht mehr unterdrücken, womit ich Emilyán wohl ansteckte.

Auch wenn es bei ihm irgendwie gefährlich wirkte...

"Ich mag die Grausamkeit, die dahinter steckt."

Irritiert sah ich ihn an. "Das ist Schlumpfeis", sagte ich, da er wohl nicht verstand, dass dies das am wenigsten grausame Eis überhaupt war.

Obwohl ich nicht ganz verstand, wie ein Eis überhaupt grausam sein konnte.

"Ich weiß", grinste er amüsiert, "Schümpfe sind so liebreizende Wesen...Ich wette es war Gargamels Idee ein Eis aus ihnen zu machen."

Mit großen Augen sah ich erst ihn und dann die blaue Eiskugel an.

Wer hätte gedacht, dass Eis tatsächlich so grausam sein konnte?

-

"Ich kann nicht mehr", gab ich erschöpft zurück, da ich die letzten fünf Löffel ein in mich hinein gezwungen hatte.

Emilyán hatte sein Eis schon längst zu Ende gegessen und ich musste grinsen, als er mir seine blaue Zunge rausgestreckt hatte.

Da konnte man doch glatt vergessen, was er Beruflich machte.

"Du wolltest doch das extra große Eis", erinnerte er mich unfreundlicherweise an meine Worte, wofür ich ihm einen bösen Blick schenkte.

"Wenn ein Mann mit 'Du wolltest doch...' beginnt, endet das meistens nie gut", erklärte ich ihm brummend und erdolchte mein Eis mich meinen Blicken.

Plötzlich seufzte Emilyán resigniert auf und mein Eisbecher verschwand aus meinem Blickfeld, da es von jemandem über den Tisch gezogen wurde.

"Hiermkt gelobe ich feierlich, nie wieder einen Satz, der an dich gerichtet ist, mit 'Du wolltest doch...' zu beginnen", sagte er verzweifelt lachend, was mich grinsen ließ, während Emilyán den Rest meines Eisbechers aß.

-

Lächelnd biss ich mir auf die Unterlippe und betrachtete meine Hand, welche mit Emilyáns verflochten war.

Und auch, wenn vielleicht alles darauf hindeuten mochte, wir waren nicht zusammen.

Dennoch konnte ich nicht leugnen, dass Gesten wie diese, mein Herz schneller schlagen ließen und ich heute Nach wohl von ihm träumen würde -

"Hier." Plötzlich blieb Emilyán und als ich den Blick von unseren Händen hob, bemerkte ich, dass wir vor einem Laden stehen geblieben waren.

Aber nicht irgendein Laden. Sondern ein Jogging-Anzug-Laden.

Mit großen Augen betrachtete ich die verschiedenen 'Anzüge' im Schaufenster.

Und falls das noch nicht klar war, ich liebte Jogginganzüge!

Lächelnd blickte Emilyán auf mich herunter, und mein freudig aufgeregtes Gesicht zu betrachtet. Ich hatte nicht mal gewusst, dass es so einen Laden überhaupt gab.

"Ich hab ihn gekauft. Du kannst dir also alles umsonst holen - immer", verkündete er, woraufhin ich beinahe vergaß, zu atmen. "Auch wenn du das eigentlich gar nicht nötig hättest, bei deinem Kontostand."

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. "Ich habe kein Konto", erklärte ich ihm schlicht und nun war es an ihm, die Augenbrauen zusammen zu ziehen.

"Doch. Seit du in der Gang bist, habe ich dir einen einrichten lassen, so wie jedem, der Mitglied und noch minderjährig ist", sagte er langsam, als ob er sich nicht ganz sicher sei, ob ich alles verstand. Wobei 'minderjährig' in dem Fall bedeutete: Alles zwischen fünfzehn und achtzehn, da Emilyán keine vierzehnjährigen in der Gang haben wollte. Jugendfreundlich und so. "Wo dachtest du denn, geht das Geld für deinen Verdienst hin?"

"Äh, ich dachte du überweist das auf Dads Konto, weil ich das doch..."

"Nur einen Teil", unterbrach er mich, woraufhin ich ihn nun überrascht ansah. "Wie viel bekomme ich denn?", wollte ich wissen, da es mehr sein musste als gedacht, wenn Dad immer noch durch das Geld, mit welchem ich uns half, uns über Wasser hatte halten können.

"Auf dein Konto überweise ich dir monatlich dreitausend und dein Vater bekommt noch mal taudendfünfhundert", zuckte Emilyán mit den Schultern, als ob es nichts wildes wäre.

Sprachlos starrte ich ihn an. "Das...Das ist viel."

"Na ja, du bekommst genau so viel, wie Carlos, als mir nahestehende Person. Obwohl ich dir nochmal fünfhundert drauf zahle, seit du auch noch meinen Namen kennst."

Als er meknen Blick bemerkte, fügte er noch schnell hinzu: "Nicht, dass ich dir nicht vertraue...Das ist eher eine Art Schadenersatzgeld, wegen den Umständen der Entführung."

Langsam nickte ich und ließ mir noch einmal alles durch den Kopf gehen. Monatlich dreitausendfümfhunderd Euro...

"Und das schon mit achtzehn", murmelte ich fassungslos und konnte es selbst nicht wirklich fassen.

Mein Blick wandert zu dem Laden, der nun Emilyán gehörte, bevor ich mich abrupt zu ihm umdrehte, während er jede meine Bewegungen aufmerksam beobachtete. "Ich bin so krass!", informierte ich ihn.

Kurz wirkte er ein wenig irritiert, bevor er laut zu lachen begann. "Die Krasseste", stimmte er mir noch immer lachen zu, was mich nur fett grinsend die Augen verdrehen ließ.

"Ich hab gar keine Karte", erinnerte ich mich und sah Emilyán mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ja...Du hast nie gefragt", bedächtig nickte er, "Wir holen sie nachher. Jetzt kannst du dir erst einmal alles Jogginganzüge holen, die du möchtest."

Grinsen packten seine Hände mich an den Schultern und drehten mich so, dass mein Körper dem Laden zuwandt war.

Auch auf meinen Lippen breitete sich ein freudiges Grinsend aus, bevor ich Emilyán voller Elan hinter mir her zog.

Endlich konnte ich mal den leeren Platz in meinem Schrank füllen.






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