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"Letzteres."

Mason lachte wieder auf und nickte, als ob ihn das schon klar gewesen wäre.

"Ich hasse mich nicht wirklich...Und gleichzeitig tue ich das doch. Es ist mein Leben, das ich in Moment hasse, aber ich bin ja für all die scheiße verantwortlich, also...", er ließ den Satz unvollendet, doch er brauchte auch nicht viel mehr zu sagen, da mir klar war auf was er hinaus wollte.

Gerne hätte ich jetzt meine Meinung dazu gegeben, beschloss aber, dass Mason noch nicht fertig mit Reden war und ich deshalb lieber die Klappe halten sollte.

"Ich bin aus dem Footballteam geflogen", sagte er bitter und ich sah ihn mit großen Augen an. "Warum weiß ich nicht mal so richtig, weil der Coach ziemlich schlüpfte Argumente genannt hatte."

Mein Herz blieb für einige Sekunden stehen, da die Chance, dass das mein Schuld war, ziemlich hoch stand.

"Ist doch nur Sport?", versuchte ich ihn kleinlaut aufzumuntern. Es war nie mein Ziel gewesen, dass es Mason so schlecht ging oder er gar aus dem Team flog.

Ich hatte eher damit gerechnet, dass der Coach ihn ein paar extra Runden laufen oder die Umkleidekabinen sauber machen ließ.

Masons geknickter Hundewelpenblick traf auf mich. Ach gottchen...

"Meine Chancen auf das Stipendium liegen bei null", frustierte schnaubend riss er ein wenig Gras aus dem Boden und warf es wieder hin, "Es hätte nächstes Jahr begonnen. In L.A."

Ein trauriges Lachen entschlupfte seiner Kehle. "Mom weiß davon nichts, aber Dad hat mir angeboten so lange bei ihm in Bell Air zu wohnen."

"Oh", machte ich und hörte das erste mal etwas von Masons Vater. Natürlich wusste ich, dass Lizzy und er sich getrennt hatten und mir war auch aufgefallen, dass es nirgendwo ein Bild mit Masons Vater gab, aber dass Mason seiner Mutter sogar verschweigen musste, wo er während des Stipendiums leben musste...

"Ja, 'Oh'." Wieder fing Mason an zu lachen und kriegte sich gar nicht mehr ein, doch da er gleichzeitig heulte wirkte es ziemlich psychiopathisch gruselig.

"Mason", hauchte ich leise und mit einer mitleidsvollen Stimme, da ich nachvollziehen konnte, wie er sich fühlte.

Sein Lachen ebbte langsam ab und er grinste nur noch, allerdings wirkte es nicht wirklich glücklich.

Oh man...das war jetzt wirklich meine Schuld.

Frustriert fuhr mein Stiefbruder sich durch dir Haare und legte den Kopf mit geschlossenen Augen in den Nacken. "Und wenn ich nach Hause komme, mache ich meiner Mutter weis, dass ich ein gutes Kind bin, während ich gleichzeitig mit deinem manipulativen Hass konfrontiert werde, gegen den ich einfach nicht ankommen kann; egal, was ich versuche. Du zerstörtst mein Leben und während ich versuche, dein genau so zu zerstören, mache ich meins noch mehr kaputt. Aber meine Mom bekommt davon nichts mit, weil ich so tue, als wäre nichts und wenn ich ehrlich sein soll, hasse ich deinen Vater noch mehr als dich", ein lautes Schluchzen entwich seiner Kehle, "Er versucht Dads Platz einzunehmen und tut so, als wären wir beste Freunde; als ob er zur Familie gehören würde. Ich habe nur Mom zu liebe so getan, als wäre er okay und dann kamst auch noch du und jetzt leben wir zusammen. Mom hat ihr Glück verdient und all das, aber kann sie nicht wenigstens ein wenig Rücksicht auf mich nehmen? Sich im Schlafzimmer, wenn ich nicht da bin, von deinem Vater...verführen lassen?"

Angewidert von dieser aufkommenden Erinnerung verzog ich den Mund, beschloss aber, dass es Karma gewesen sein musste, dass ich rein geplatzt war, da ich Masons Stipendium und das Treffen mit seinem Vater verdorben hatte. Und wie es aussah, hatte ich noch viel mehr getan...

"Und ich kann mit Mom nicht einmal darüber reden, weil ich Dad vermisse, aber sobald ich ihn erwähne blockt alles in ihr automatisch ab." Seine Stimme brach gegen Ende und er schaffte es wohl nicht mehr, weiter zu reden.

"Zienlich viel Hass, den du da in dir trägst", murmelte ich nachdenklich und sah mit zusammengezogen Augenbrauen auf den Boden.

"Mason", fing ich einer Idee folgen an und sah zu ihm hoch, "wie wäre es, wenn wir uns nicht mehr hassen?"

Der Kummerkloß lachte auf. "Du meinst einen Waffenstillstand? Der hat ja auch beim letzten mal so gut funktioniert." Die Ironie in seinem Ton war nicht zu überhören, doch ich ließ mich davon nicht beeinflussen und schüttelte, überzeugt von meiner Idee, den Kopf.

"Nein, nein! Kein Waffenstillstand, sondern volle Kooperation!", eröffnete ich ihm meine Plan und klatschte erneut in die Hände.

Mason wandte sich stirnrunzelnd mir zu. "Kooperation?", wiederholte er, als ob er nicht wüsste, was dieses Wort bedeutete.

"Ja, du hilfst mir uns unterstützt mich und ich tue das selbe."

Misstrauisch kniff er seine Augen zusammen und musterte mein optimistisches Gesicht. "Und wieso sollte ich mich auf diese Kooperation einlassen?"

"Weil du mit mir als Verbündete dein Stipendium wieder bekommen könntest", grinste ich ihn an und auch wenn ich nicht wusste, wie ich das schaffen sollte, so war ich mir dennoch sicher, dass ich es schaffen könnte.

Schließlich hatte Serah Starian schon immer alles erreicht, was sie wollte.

Und jetzt hatte ich tatsächlich in der dritten Person von mir selbst gesprochen...mit mir selbst...in meinem Kopf. Wow.

"Das traue ich dir zu", nickte Mason und musterte mich prüfend, "Aber was hast du von mir als deinen Verbündeten?"

Ich zuckte mit den Schultern und sah ich an. "Ich hätte zu Hause niemanden mehr, der mir das Leben schwer macht."

"Okay", lächelte Mason traurig und nickte zustimmend. "Dann sind wir ab jetzt ein Team."




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