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Nervös standen Mason und ich vor seinem Zimmer und trauten uns nicht die Tür zu öffnen.

So standen wir einfach wie die letzten Waschlappen mitten im Flur vor einer geschlossenen Tür und sagen nichts, während wir die Tür so konzentriert anstarrten, als ob sie sich durch unsere bloßen Blicke öffnen würde.

"Mach die Tür auf", hauchte Mason vordernd, da er ebenso wie ich keine all zu lauten Geräusche machen wollte. Verständlich, wenn man daran dachte, dass der Typ, der ihn halb bis zum Tod hatte verprügeln lassen, in seinem Zimmer war – wie wir durch eine weitere Nachricht erfahren hatten.

Doch ich würde ganz bestimmt nicht die Tür aufmachen, weshalb ich etwas verwendete das, laut expliziten Nachforschungen, immer bei Jungs wirkte. "Öffne du die Tür, wenn du Eier hast", flüsterte ich also zurück und es dauerte einige Sekunden der Stille, bis er antwortete.

"Rein Biologisch gesehen, hast du die Eier, als Ladys First."

Ich schüttelte leicht den Kopf. "Mann vorran", gab ich zurück, was Mason genervt seufzend ließ.

Als er realisiert hatte, dass dieser Laut lauter war, als unsere gesamte Unterhaltung, sah er mich mit großen Augen an und bewegte sich keinen Millimeter, ebenso, wie ich.

Irrte ich mich, oder atmete Mason zu laut?

"Atme leiser, Serah", hatte er dann auch noch tatsächlich die Nerven mir zu sagen!

Am liebsten hätte ich missbillidgend geschnaubt, doch ich verkniff es mir und reduzierte meine Handlungen auf Augen zusammenkneifen. "Was kann ich dafür, wenn du wie ein Rhinozeross atmest?"

"Dann denk doch leiser", verdrehte er die Augen, was ich ihm nach tat.

"Existier doch leiser", äffte ich ihn noch immer im Flüsterton nach.

"Jetzt mach die Tür auf, es ist dein Freund!"

"Eigentlich sind wir gar nicht zusammen", gab ich schulterzucken zu, woraufhin mich fassungslos ansah.

"Und das sagst du erst jetzt?!", flüsterte er aufgebracht und machte wütende Vewegubgen mit den Armen.

"Hey, Kinder!", begrüßte uns Lizzy plötzlich von der Seite und Mason und ich zuckten zusammen, was Dads Freundin lachen ließ.

"Ich dachte ich bring euch was zu trinken rauf", erklärte sie ihr auftauchen und hob ein wenig das Tablett mit den vielen Kakaotassen hoch.

"Ach ,Lizzy, ist ja nett das du die alle für mich gemacht hast, aber was ist mit den anderen?", scherzte ich, musste allerdings noch überlegen, ob ich wirklich scherzte. Die Chancen, dass ich es ernst meinste standen 90/10.

Trotzdem lachte Lizzy nur und wollte Masons Zimmertür bereits mit dem Ellenbogen öffnen, als ich die Aufhielt. "Du kannst da nicht rein, Lizzy!", schrie ich beinahe schon, um sicherzugehen, dass Blake mich hörte.

9...

8...

7...

6...

"Eine besondere Frau wie du, muss die Tür aufgehalten bekommen", erklärte ich lächelnd, was Masons Mutter nur lächelnd mit den Augen rollen ließ.

4...

3...

"Lieb von euch, aber ich kann das auch selbst. Macht euch keine Umstände bei...Was auch immer ihr hier eigentlich macht."

2...

"Mason besteht darauf!", hielt ich sie wieder auf, was Lizzy verwirrt zu ihrem Sohn sehen ließ.

"Ja, das tue ich", erklärte er entschlossen und ließ sich nicht anmerken, wie verwirrt er von meiner Aktion war.

1...

Erleichtert atmete ich die Luft aus, da dies genug Zeit sein müsste, während Mason angespannt die Tür zu seinem Zimmer öffnete.

Mit einem lockeren Lächeln, dass nur ganz entfernt so verkrampft aussah, wie es eigentlich war, saßen Lio, Brian, Maik und Raphael in Masons Zimmer verteilt auf seinem Bett, Sofa und Schreibtischstuhl.

Weit und breit kein Blake.

"Meintest du nicht irgendjemand sei gegangen?", wandte ich mich mit verständnisloser Mine an Mason, der nur mit den Schultern zuckte.

"Ich kann halt auch nicht alles wissen", rechtfertigte er sich, auch wenn diese Aussage in meinen Augen keine Rechtfertigung war.

"Wie kann man so etwas nicht wissen?", wollte ich wissen, doch Mason flüsterte nur ein aggressives "Waffenstillstand" und achtete dabei darauf so leise zu sein, dass seine Mutter ihn nicht hörte.

"...machst den besten Kakao überhaupt", lächelte Maik und nahm sich eines der Gläsern.

"Ich weiß", grinste Lizzy gespielt überheblich, lachte dann jedoch wieder und ging aus dem Raum.

"Wieso schließ sie nie die Tür?", fragte Mason sich selbst kopfschüttelnd und schloss die Tür hinter seiner Mutter.

"Die eigentliche Frage ist doch, wie diese charmante Frau ein Arschloch wie dich als Sohn haben kann", ertönte eine alt bekannte Stimme aus der Ecke hinter mir und ich machte mir gar nicht erst die Mühe, mich umzudrehen.

Gerade noch rechtzeitig konnte ich mir ein 'Das haben wir uns alle gefragt' verkneifen und biss mir auf die Unterlippe, um nicht Grinsen zu müssen.

Das jeder sich im Raum hier sofort anspannte, war nicht zu übersehen. Ich war die einzige, die relativ locker blieb, zu dem Tablett, dass Lizzy mitgebracht hatte, ging und sich einen Kakao holte.

Mhhh, immer noch so köstlich!

Fragend sah ich mich in der Runde um. "Ihr seht alle nicht so aus, als ob ihr Kakao haben wollen würdet", stellte ich für mich fest, "Ich schätze es wäre Verschwendung das gute Zeug einfach hier stehen zu lassen. Aber keine Sorge, ich kümmere mich schon darum...Maik, gib das Glas wider her!"

Ohne zu Zögern stellte Masons Freund es wieder auf das Tablett und sah so aus, als hätte er sowieso kein Schluck runter bekommen.

Mehr für mich!

Grinsend hab ich das Tablett mit den sechs Tassen Kakao darauf an und ließ mich damit auf der Couch, die Mason in seinem Zimmer hatte stehen, fallen.

Raphael und Brian saßen auf der anderen und ich fragte mich mit einem verständnislosen Kopfschütteln, wieso man zwei Sofas in seinem Zimmer brauchte.

Während ich eine der Tassen anhob, um daraus zu trinken, fiel mein Blick auf Blake und ich lächelte ihn unwillkürlich an. "Willst du mal probieren?", hackte ich nach und deutete auf den Kakao, während mein Magen nervös Purzelbäume schlug, weil ich an meine Worte vom letzten Telefonat dachte.

"Vielleicht später", grummelte er mit bedrohlicher Stimme, von der ich froh war, dass sie nich mir galt. Das leichte Zucken seines Mundwinkels, als er mich ansah, konnte man vermutlich nur erkennen, wenn man ihn so gut kannte, wie ich es tat.

Grinsend sah ich von ihm auf die Kakaotassen herunter und nahm einen kleinen Schluck, um gleich weiter sprechen zu können. "Gleich sind sie alle weg." Daraufhin nahm ich einen größeren Schluck, musste jedoch Husten, als Blake mit einem gefährlichen Lächeln auf den Lippen zu Mason sah. "Das habe ich mir auch gerade gedacht."

Auf wen er damit anspielte, was wohl klar.

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