Kapitel 16

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Irgendwie gelingt es mir, die restlichen Tage von Pauls Urlaub zu überstehen, obwohl die an mir nagenden Zweifel mir doch zu schaffen machen. Was, wenn es zwischen Paul und seiner Frau zu einer Aussprache kommt und die beiden plötzlich beschließen, ihrer Beziehung doch noch eine neue Chance zu geben? Was wenn ein totgeglaubtes Feuer im Urlaub neu entfacht wird?

Um mich auf andere Gedanken zu bringen, schraube ich mein wöchentliches Laufpensum in die Höhe, gehe täglich laufen bis meine Muskeln brennen und meine Gelenke quietschen. Außerdem hält mich Kathi mit ihren täglichen Updates über mögliche neue Wohnungen davon ab, mich zu lange meinen Sorgen hinzugeben. Sie hat sich bei der Fachhochschule beworben und ist sichtlich nervös, ob sie denn auch genommen wird. Es waren also in den letzten Tagen mehr Mutter-Tochter-Gespräche nötig als sonst.

Sonntagnacht wälze ich mich unruhig im Bett, als mein Handy am Nachtkästchen pingt. Wie der Blitz greife ich danach und mein Herz macht einen kleinen Salto, als ich die Nachricht von Paul lese.

Bin wieder zurück! Ich hab dich sehr vermisst und brauche dringend eine große Portion Linda. Schick mir ein Lebenszeichen, am besten ein Foto, damit ich von dir träumen kann :)

Das Foto, das er mir von sich im Badezimmer schickt, mit nichts als einem Handtuch um die Hüften geschlungen, bringt die Schmetterlinge in meinem Bauch gehörig zum Flattern. Sein glatter, muskulöser Oberkörper sieht frisch rasiert aus und schreit geradezu danach, von mir berührt zu werden. Doch, was er kann, kann ich auch.

Da ich mir in letzter Zeit angewöhnt habe, nackt zu schlafen, schicke ich ihm ein sexy Selfie, die Decke bis zu meinem Bauchnabel runtergeschoben und eine Hand um meine linke Brust gelegt, mein Nippel zwischen meine Finger geklemmt. Dann tippe ich noch schnell eine Nachricht.

Hab dich auch vermisst und da ist eindeutig zu viel Handtuch um dich herum. Wenn du das nächste Mal zu mir kommst, dann will ich dich nackt in meinem Bett haben :P

Dein Wunsch ist mir natürlich Befehl, aber ich hab einen Vorschlag, der dir gefallen wird. Was hältst du davon, wenn wir meine Idee vom Schreibtisch in meinem Büro endlich in die Tat umsetzen?

Allein bei den Gedanken, Sex mit Paul in seinem Büro zu haben, kribbelt es schon in meinem Bauch.

Klingt nach heiß und verboten, also perfekt. Bleibt noch die Frage: wie komme ich zu einem Termin bei dir in deinem Büro? Soll ich deine Sekretärin fragen, ob sie mich bei dir einschieben kann? xD

Einschieben klingt gut, aber meine Sekretärin lassen wir besser raus aus der ganzen Sache. Die Dame steht kurz vor der Pensionierung xD Ich muss diese Woche mehrmals nach Dienstschluss im Büro bleiben. Du könntest mir ja an einem dieser Tage Gesellschaft leisten und mir meine Überstunden versüßen.

Ich klicke mich kurz durch den Kalender und tippe dann meine Antwort.

Dann trag mich schon mal für Dienstagabend bei dir ein. Wir wärs so um halb sieben? Sind deine Kollegen da schon weg?

Passt perfekt. Und sei pünktlich, damit wir genug Zeit für unser Teamwork haben ;)

Aber sicher doch ;) Jetzt muss ich aber schlafen, muss morgen schon früher in der Redaktion sein.

Süße Träume und ich erwarte dich am Dienstag um 18:30 Uhr, um dir meinen beeindruckenden Schreibtisch zu zeigen xD

Gute Nacht und ich freue mich schon darauf, die Standfestigkeit deines beeindruckenden Schreibtisches zu testen xD

Am Montagnachmittag lege ich eine kurze Shoppingtour ein, um Paul mit einem neuen Outfit zu überraschen. Ein knielanger Bleistiftrock im schwarzen Nadelstreif wandert ebenso in meinen Einkaufskorb wie eine hochgeschlossene weiße Bluse mit einer zum Rock passenden Krawatte, die ich mir aus der Herrenabteilung geangelt habe. Als besonderes Detail gönne ich mir außerdem einen weißen Spitzenstrumpfgürtel und ein Paar hautfarbene Strümpfe. Die Vorstellung, wie ich schon bald in diesem sexy Sekretärinnenoutfit auf Pauls Schreibtisch liegen werde, turnt mich mehr an, als ich erwartet habe. Damit es auch ganz stilecht ist, schnappe ich mir eine dieser neuen Blaulichtfilterbrillen, die aussehen wie Lesebrillen und ein Klemmbrett aus der Schreibwarenabteilung. Weil ich aber eine rebellische Sekretärin bin, kaufe ich eines mit Schlangen und Totenköpfen drauf.

Der gestohlene MomentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt