Auch Ardy wandte sich nun zu ihm. Taddl hatte ein breites Grinsen im Gesicht und hielt triumphierend einen Schlüssel empor. "Grad noch mal Glück gehabt", schmunzelte Ardy und folgte Taddl in die Wohnung. Mich ließen die beiden natürlich nicht draußen stehen und zogen mich hinein.
15 Minuten später hockte ich dann auf einer Couch, eingewickelt in gefühlte hundert Decken, neben mir ein Eimer (für alle Fälle) und Taddl an meiner Seite. Wir schwiegen uns lächelnd an und warteten auf Ardy, welcher auch kurze Zeit später mit einem Tee durch die Tür spazierte. "Pass auf, der is noch heiß", sagte er während er die Tasse vor mir abstellte und sich neben Taddl platzierte. "Danke Jungs, ihr seit echt super lieb, aber ich komm mir voll komisch vor. Ich meine wir kennen uns doch erst seit gerade eben" Seufzend versuchte ich mich ein wenig unter den Decken zu bewegen und mir mehr Freiraum zu schaffen.
"Hey, hätten wir eine junge fast-Mutter etwa nachts alleine zurück lassen? Ich nenne das Gesunden Menschenverstand" Er zwinkerte mir lächelnd zu und reichte mir die Tasse, damit ich auch wirklich etwas trank. Dankend nahm ich diese an und schlürfte ein paar Schlücke. "Also, willst du uns denn überhaupt erzählen, wie es zu all dem gekommen ist?" Ardy zeigte ein wenig schüchtern auf meinen Bauch und brachte mich zum Lächeln. Irgendwie bedrückte mich das ganze momentan so sehr, dass ich es als Erleichterung empfand, wenn ich es den beiden erzählen würde.
"Naja, viel gibt es da nicht zu erzählen. Ich habe vor etwa sieben Wochen einen Kerl in einem Club kennengelernt. Daraus hat sich halt nur etwas für eine Nacht entwickelt und gestern ist mir halt aufgefallen, dass ich überfällig war. Ja und der Schwangerschaftstest hat meine Vermutungen bestätigt." Ein wenig überrascht zogen nun beide die Augenbrauen hoch.
"Hast du wenigstens eine Ahnung, wie der Kerl hieß?" Ich nickte und biss mir nervös auf die Lippe. Den beiden würde ich nicht erzählen, wer der Vater ist. Denn Probleme hatten sie wahrscheinlich selber noch genug und da sie ihn ja kannten, würden sie sich nur noch unnötige Sorgen machen. "Ja, ich bin ja am nächsten Morgen auch aus seiner Wohnung gekommen." Taddl nickte verstehend und wollte schon die nächste Frage stellen, doch mir wurde mal wieder übel und hektisch griff ich nach dem Eimer, um mich drin auszukotzen. Schwanger sein konnte ganz schön nerven.
"Komm, leg dich erst einmal hin und ruh dich aus. Morgen geht es dir hoffentlich besser", sagte Taddl nach einer Weile einfühlsam. Gähnend nickte ich und macht mich auf der Couch lang. So langsam fielen mir auch schon die Augen zu, weshalb das letzte was ich bemerkte Ardy war, der zuerst meinen Eimer auswechselte und dann wie Taddl vorhin auch den Raum verließ. Irgendwann schlief ich dann auch endgültig ein.
__________________________________________________________
Am nächsten Morgen, weckte mich die raue Stimme von Taddl, welcher mir leise etwas ins Ohr hauchte. "Aufwachen, du Schlafmütze" Ein wenig verwirrt rieb ich mir die Augen und blickte ihn verschlafen an. "Hmm?" Ich setzte mich auf und schaute gähnend an ihm herunter. In seinen Händen hatte er einen Teller mit Toast und eine Tasse Tee. Genau aufs Wort meldete sich dazu mein Magen mir einem Knurren.
"Wusste ich doch, dass du Hunger hast. Und tut mir leid, dass es nur Toast geworden ist, wir haben nichts anderes mehr da" Entschuldigend blickte er mich an und übergab mir anschließend das Essen. "Nicht so schlimm. Mit ein wenig Pech, kommt es gleich sowieso wieder raus" Ich lächelte ihn schief an und begann an meinem Toast zu knabbern. Taddl setzte sich derweil neben mich und guckte schweigend auf seine Hände. Es herrschte ein seltsame Stille zwischen uns, die für mich nach eine Weile unangenehm wurde.
"Sag mal, würdest du dich mal mit mir auf einen Kaffee treffen wollen oder so?", brachte Taddl plötzlich heraus und brach somit das peinliche Schweigen. Zuerst riss ich überrascht die Augen auf und verschluckte mich danach noch an meinem Tee. Ich begann heftig zu husten und schaute ihn geschockt an. "Was?" Mehr brachte ich einfach nicht über meine Lippen, zu tief saß der Schock. Ich meine, erst gestern hatte ich ihm erzählt, dass ich von irgendeinem Kerl schwanger war und dennoch wollte er sich auf ein Date mit mir treffen?! Ein wenig schüchtern spielte er mit dem Saum seines Pullovers und zuckte mit den Schultern.
"Ja, also ich finde dich echt nett und würde sich gerne besser kennen lernen. Halt sozusagen ein Date." Meine Augen weiteten sich und ich lächelte verträumt. Ja, ich lächelte wirklich. Denn das Interesse eines Jungen schmeichelte doch jedem Mädchen. Doch ich fasste mich schnell wieder, denn wenigstens für das kleine Wesen in meinem Bauch musste ich realistisch bleiben.
"Taddl, ich bin echt geschmeichelt, aber ganz ehrlich, wie stellst du dir das vor? In ungefähr 8 Monaten bekomme ich ein Kind von einem anderen Kerl! Ich habe ja noch nicht mal mit dem Vater darüber gesprochen und auch wenn, so etwas könnte ich dir niemals antun. So ein Kind bedeutet viel Stress und Arbeit, da kann ich doch nicht anfangen dich zu daten" Seine Augen weiteten sich und er blickte traurig von mir weg. Schon ließ sich Reue in mir fühlen und enttäuscht von mir selbst, seufzte ich auf.
"Es liegt nicht ja nicht an dir, du bist echt nett und so, aber es geht einfach nicht." Ein letztes mal schenkte er mir ein Lächeln, welches zwar aufgesetzt war, dennoch Trauer in mir freisetzte, stand auf und lief zur Tür. Kurz bevor er verschwand, drehte er sich ein letztes Mal zu mir. "In einer halben Stunde, fahre ich mir Ardy nach Berlin. Bis dahin solltest du besser schon weg sein." Er schloss die Tür hinter sich und ließ mich mit offenen Mund sitzen. Ich verlange normalerweise ja nicht viel von Leuten, aber netter hätte er das jetzt auch sagen können.
Ein wenig verletzt schnappte ich mir noch einen Toast und stand von der Couch auf. Wenn er mich nicht hier haben wollte, konnte ich ja auch gehen! Seufzend griff ich nach meiner Jacke, die auf dem Boden lag und lief in den Flur. Schnell schlüpfte ich noch in meine Schuhe hinein und verließ die Wohnung.

DU LIEST GERADE
Wie man gemeinsam überlebt (Dner ff)
FanfictionDas Leben von Melly schien bisher immer stinknormal, wenn auch ein wenig langweilig. Sie ist gerade mal 19 Jahre alt und lebt schon eine Weile mit ihren Freundinnen in Köln. Alles scheint ganz gut zu laufen - Doch dann begegnet sie Felix und ihr Leb...