<< acht >>

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Ich packte den kleinen Strampler liebevoll zurück in die Tüte und stellte diese in mein Zimmer, wo ich dann noch ein wenig an den Laptop ging. Einfach um die üblichen Seiten wie Twitter und co abzuchecken. Auf Twitter folgte ich lediglich ein paar Musikern, was mich dann aber öfters über die Twitter-Trends rätseln ließ. Da standen dann Dinge wie:

#IchSchaetzeAnDagi #Sturm #FragDner #TeamLouis

Ich frage mich oft, was das dann bedeuten soll und forsche meistens dann auf Twitter herum. Natürlich waren die meisten selbsterklärend, dennoch verwirrte mich dieser eine Hashtag. FragDner. Ich gab in der Suchleiste Dner ein und klickte gleich auf das erste Ergebnis. Doch bei den Bildern klappte mir der Mund auf. Nein! Das durfte doch nicht wahr sein!

Frustriert vergrub ich mein Gesicht in einem Kissen und stöhnte auf. Das Profil war von dem Felix, von dem ich nun schwanger war. Ok, normalerweise wäre es nicht schlimm das Twitter-Profil von jemanden entdeckt zu haben, dennoch hatte Felix dem Anschein nach viele Fans, da er Youtuber war. Und laut einigen Tweets reiste er unheimlich oft und gerne. Mit einem Kind, würde ihm total viel Zeit für seine Hobbys genommen werden. Ich fühlte mich irgendwie total schlecht.

Sollte ich es ihm wirklich erzählen und darauf hoffen, dass er alles für das Kind aufgibt? Oder vielleicht sollte ich es lassen und das Kind alleine groß ziehen. Ich meine, er würde sowieso kaum Zeit haben und ich will die Kleine Erbse keinesfalls enttäuschen. Mein Kind soll nicht mit der Lüge leben, dass sein Vater für sie/ihn da ist, wenn dass gar nicht wirklich der Fall ist.

Ich brauchte Klarheit und zwar dringend. Seufzend schob ich den Laptop von meinem Schoß herunter und schloss gähnend die Augen. Auch wenn es wahrscheinlich total anstrengend ist, freue ich mich auf den ganzen Stress in meinem Leben. Ich war schon immer so eine Person, die nur über die schönsten Momente nachdachte.

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Das nervige Piepsen meines Weckers riss mich aus dem Schlaf und ein wenig genervt haute ich darauf, um ihn auszustellen. Am liebsten, wäre ich noch lange so liegen geblieben, aber das Leben ruft. Schließlich musste ich heute noch arbeiten gehen. Deshalb huschte ich schnell noch ins Bad, um mich fertig zu machen und anschließend anzuziehen.

Als ich die Küche dann mit ein wenig besserer Laune betrat, drückte mir Marie sofort meinen Kaffee in die Hand. Sie ging morgens vor dem Frühstück immer noch eine Runde Joggen und brachte uns immer Kaffee von Starbucks mit. Sie hatte das große Glück, dass sie erst später als Louise und ich aus dem Haus musste.

"Tschüss, Honey" Louise drückte mir einen feuchten Schmatzer auf die Back und stürmte schon aus der Wohnung. Verwirrt blickte ich auf die Uhr und bemerkte, dass ich auch spät dran war. Deshalb hetzte ich zum Kühlschrank und wollte mir was zu Essen nehmen, doch wie so oft auch war unser Kühlschrank leer. Seufzend beließ ich es also bei einem Apfel und verabschiedete mich mit ebenfalls einem Kuss auf die Wange bei Marie.

Schon war ich aus der Wohnung und stöckelte mit meinen High Heels durch die Straßen von Köln. Es war total unbequem, doch leider auch Vorschrift. Mein Chef meinte nämlich selbst als Sekretärin, müsste man professionell rüberkommen. Genervt über die Gedanken an den wahrscheinlich schlimmsten Menschen der Welt, trat ich auch schon in das riesige Glasgebäude ein.

Ich war Sekretairin von irgend so einem Kerl bei der Telekom. Eigentlich hatte er eine wichtige Position und war hoch angesehen, doch mir war sowas schon immer egal. Mich beeindruckte lediglich das Verhalten von Menschen, nicht ihr Beruf.

Stunden, wirklich Stunden hatte ich mir eine Rede von meinem behinderten Chef anhören müssen, als ich ihm erzählt hatte, dass ich schwanger war. Er war vollkommen ausgerastet und meinte, wie ich denn ihn nun bloßstellen würde, da ich ja nicht verheiratet sei oder noch so verdammt jung. Am liebsten hätte ich diesem Arsch einen kräftigen Tritt in seine Weichteile verpasst. Doch ich hielt mich zurück und nickte immer brav.

Zum Glück feuerte er mich nicht und meinte nur seufzend, dass er nun sowieso nichts ändern könne. Außerdem, so wie ich meinen Chef kenne, ist er einfach nur zu faul eine neue Sekretärin zu angagieren und hier einzuführen. Denn dieser Job war ganz schön kompliziert, wenn man sich durch so ein riesen Gebäude zurechtfinden musste.

Seufzend stieg ich aus meine High Heels und schlüpfte in meine geliebten Sneaker, welche ich immer in einer Tasche mitschleppte. Nur um sie nach der Arbeit dann anziehen zu können und meine Füße nicht noch mehr zu belasten. Schon des Öfteren fragte ich mich, wieso ich eigentlich so oft High Heels trug, wenn ich diese Schuhe doch hasste. Mit großer Wahrscheinlichkeit nur wegen dieser Gesellschaft, die dir ständig sagt, dass diese Schuhe dich einfach besser aussehen lassen.

Naja, nun schlenderte ich durch die Innenstadt von Köln und wanderte mit meinem Blick über die Menschen. Doch ihre Gesichter waren viel zu schnell schon wieder weg, als dass ich sie hätte mir genauer ansehen können. Ich ließ meinen Blick weiter schweifen, über die ganzen Pärchen, die eng aneinander gekuschelt die Straßen entlang spazierten.

Ich glaube, deshalb fällt es mir so schwer es Felix nicht zu sagen. Ein kleiner Teil meines Herzens träumt von einer richtigen Familie. Mit Mann und Kind an der Seite. Doch mein schlechtes Gewissen, holte mich immer wieder auf den Boden zurück. Tatsache ist, ich muss es Felix sagen. Allein, da das Kind auch seines ist und ich es ihm schuldig bin. Es wäre falsch es ihm zu verheimlichen.

Deshalb kratzte ich auch meinen ganzen Mut zusammen und machte mich auf den Weg zu Felix Wohnung. Je näher ich dem Haus kam, desto nervöser wurde ich. Mir wurde total heiß und meine Hände wurden unglaublich schwitzig. Man, ich sollte jetzt bloß nicht kalte Füße bekommen und abhauen! Denn das war total typisch für mich.

Doch ich schaffte es bis zu seiner Haustür und betrachtete die Klingelschilder. Wie hieß er noch mal mit Nachnamen? Verdammt, so dumm konnte auch nur ich sein. Seufzend holte ich mein Handy heraus und ging auf Twitter. Ich meiner mich zu erinnern, dass dort auch sein Nachname stand.

"Ähh suchst du jemanden?"

Wie man gemeinsam überlebt (Dner ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt