Schon war ich aus dem Supermarkt heraus gestürmt und lief ein wenig zu schnell den Gehweg entlang. Eigentlich war Pascal ja ein ganz netter Kerl, doch irgendwie mochte ich ihn nicht. Er hatte mir nie etwas getan, aber er hatte irgendetwas aufdringliches an sich. Naja, besser keine weiteren Gedanken über ihn machen und einfach für die nächste Zeit diesen Laden meiden, um ihm nicht erneut zu begegnen.
Mit meinen ergatterten Dingen an mich gepresst lief ich nun den restlichen Weg zu meiner Wohnung und hörte schon meinen Magen knurren. Er freute sich wahrscheinlich schon genau so sehr auf das Essen wie ich innerlich. Eigentlich hatte ich gar keine Ahnung, ob das beides zusammen überhaupt schmecken würde. Doch das war mir vollkommen egal, denn meine Lust leitete mich in diesem Moment voll und ganz.
Mit meiner freien Hand schloss ich dann die WG auf und trat leise summend ein. Schon wieder hatte ich einen Ohrwurm. Dieses Mal hatte es mir Kleiner Drogenrausch von Sudden angetan. Mein Musikgeschmack war schon gewöhnungsbedürftig, aber meinen Freunden machte dass Gott sei Dank nicht viel aus.
Passend zu diesem Thema hörte ich schon aus der Küche die Stimme von diesen. Aber nicht nur Marie und Louise waren anwesend. Mit neugierigen Blicken schaute ich in die Küche hinein und erblickte meinen besten Freund. "Michi!!", rief ich und stellte die Sachen ab, um ihm um den Hals zu fallen. "Na meine Kleine?", lachte er ein wenig überrumpelt und löste sich kopfschüttelnd.
"Was machst du denn hier? Ich dachte du studierst nun in Amsterdam?", fragte ich überrascht. Er zuckte darauf nur mit den Schultern und grinste. "Darf ich dich denn nicht besuchen?", fragte er sarkastisch und lehnte sich an den Küchentisch. Lachend schüttelte ich den Kopf, worauf ich einen gespielten Schmollmund von ihm kassierte.
"Du warst also auch einkaufen?", mischte sich nun Louise ein mit einem prüfenden Blick auf die Erdnussbutter und sauren Gurken. "Ähh..ja" Ich lief sofort rot an und kratze mich am Hinterkopf. "Hatte gerade Lust darauf" Michi zog überrascht die Augenbrauen hoch und starrte auf meinen Bauch. "Ist das nicht eigentlich voll der Schwangerschafts-Fraß?" Marie räusperte sich und zog Louise am Arm aus der Küche, welche bedrückt zu mir herüber sah. "Wir lassen euch mal allein", murmelte sie lediglich noch beim herausgehen.
"Melly? Was ist hier los?" Ein wenig nervös biss ich mir auf die Lippe und guckte auf meine Füße. In diesem Moment schienen sie mir plötzlich so interessant. "Melly!" Michi hatte sich vor mich gestellt und zwang mich mit seinen Fingern unter meinem Kinn zu ihm hochzuschauen. Ich atmete einmal laut aus und deutete ihm sich mit mir an den Tisch zu setzten. Er ließ von mir los, sodass wir uns beide setzten konnten.
"Also?" Er wurde langsam ungeduldig und tippte mit seinem Finger erwartend auf dem Tisch herum. Michi konnte im Gegensatz zu mir, Kinder keineswegs ausstehen. Er verabscheute sie und machte ständig Witze über Eltern. Wenn ich ihm gestehen würde, dass ich schwanger sei , könnte er möglicherweise sogar den Kontakt zu mir abbrechen wollen. Das wollte ich aber auf gar keinen Fall. Er war mir viel zu wichtig und gar nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken.
"Ich bin schwanger", brachte ich mit kratzender Stimme heraus, den Blick gesenkt, um nicht in seine Augen schauen zu müssen. Für einen kurzen Moment nahm ich nicht mehr das leise Atmen seinerseits war und schaute nun erschrocken hoch. Er hatte den Atem angehalten und starrte mich an. Ich schluckte und mir wurde plötzlich ein wenig schwindelig.
"Soll ich mich denn freuen?" Diese Frage ließ mir einen Stein vom Herzen fallen und ich atmete erleichtert aus. Ein warmes Lächeln erschien auf seinen Lippen und er drückte meine Hand. "Ich hatte schon Angst, du würdest mich verstoßen wollen oder so" Er lachte auf und rieb mir beruhigend über die Handfläche. "Das Kind wird zu 50% genau so verrückt sein wie du, wie könnte ich es dann nicht lieben?" Ich schüttelte grinsend den Kopf und schloss ihn in meine Arme.
"Es tut gut zu wissen, dass ich dich nie verlieren werde. Danke, echt:", flüsterte ich und löste mich wieder. Ich kannte Michi schon seitdem ich 5 Jahre alt war und schon immer war er wie ein großer Bruder für mich. Zwar war er 6 Jahre älter, aber wir befanden und im selben geistigen Alter. Ich stand auf und stellte unseren Wasserkocher an. "Tee oder Kaffee?", fragte ich in seine Richtung und holte eine Packung Kekse aus dem Schrank.
Michi blieb noch und wir schauten ein paar Filme, aber musste schon um 6 Uhr wieder gehen. Er war mit dem Zug gekommen, weshalb ich ihn zum Bahnhof brachte. Mit einer langen Umarmung verabschiedeten wir uns dann schließlich, bevor er in den Zug stieg. Schon fühlte ich mich allein. Zwar hatte ich noch meine Freundinnen, die in der WG auf mich warteten, aber jedes Mädchen brauchte einen Kerl an ihrer Seite. Egal ob Bruder, Freund, oder große Liebe.
In Gedanken verloren strich ich mir über den Bauch und blickte darauf hinab. Eine kleine Wölbung war eigentlich schon zu sehen, fiel aber wahrscheinlich nur mir auf. Vielleicht hatte ich einen Mann schon längst an meiner Seite. Vielleicht auch nur ein genau so verängstigtes Mädchen, wie ich es selber war in diesem Moment. Dennoch, egal was es war, ich liebte dieses Kind jetzt schon. Es füllte die Leere ein wenig.
Meine Beine trugen mich langsam weg von dem inzwischen leer gewordenen Bahngleis raus auf die nun dunklen Straßen in Köln. Die Kälte, welche hier herrschte ließ eine Gänsehaut über meine Haut fahren. Ich kuschelte mich noch mehr in meine Jacke hinein und setzte meinen Weg fort.
Schon bald war ich wieder zurück in der WG und durchstöberte die Tüten von dem Shoppingtrip der anderen Mädels. Sie hatten mir ja versprochen etwas mitzubringen! In den ersten war nichts zu finden, jedoch war da eine rosa Tüte mit einer Schleife, worauf mein Name mit Edding geschrieben wurde. Ein wenig verwirrt griff ich nach dieser und lugte hinein. Darin war ein grüner Stoff zu sehen, welchen ich nun heraus holte.
Bei genauerem Betrachten, fiel mir auf, was es war und ich bekam feuchte Augen. Es war ein kleiner grüner Strampler mit Kleeblättern darauf. Dieses kleine Geschenk brachte eine wohlige Wärme in meinen Bauch und ich hielt vorsichtig meine Hand daran. Sie hatten die kleine Erbse jetzt schon akzeptiert und freuten sich also auch genau so sehr auf mein Baby.
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Wie man gemeinsam überlebt (Dner ff)
FanfictionDas Leben von Melly schien bisher immer stinknormal, wenn auch ein wenig langweilig. Sie ist gerade mal 19 Jahre alt und lebt schon eine Weile mit ihren Freundinnen in Köln. Alles scheint ganz gut zu laufen - Doch dann begegnet sie Felix und ihr Leb...