<< drei >>

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Sieben Wochen später

Nervös lief ich im Wohnzimmer auf und ab. Louise versuchte mich die ganze Zeit zu beruhigen, aber ich hörte ihr schon gar nicht mehr zu. Denn meine Gedanken wanderten immer wieder zu der Nacht von vor drei Wochen. Als wir uns volllaufen ließen und ich am nächsten Morgen bei diesem Felix aufwachte. Etwas war schiefgelaufen. Mächtig schiefgelaufen! Denn nicht umsonst war meine andere Freundin Marie gerade auf dem Weg zur Apotheke, um einen Schwangerschaftstest zu besorgen. Meine Gedanken kreisten immer wieder um die Geschehnisse der damaligen Nacht. Wie konnte ich bloß so dumm sein? Ich stützte meinen Kopf auf meine Knie und vergrub meinem Kopf erschöpft in meinen Händen. Das alles wurde langsam zu viel für mich.

Kurze Zeit später öffnete sich dann auch endlich die Tür und Marie hielt mir völlig außer Atem die kleine Verpackung hin. Mit zittrigen Händen nahm ich sie an und schlürfte ins Bad. Mein Unterbewusstsein machte sich schon auf die Auflösung gefasst und dessen Folgen. Ich machte den Test und setzte mich zum Warten auf den Rand der Badewanne. Immer wieder kamen mir Gedanken darüber, wie sich mein Leben verändern könnte und was alles passieren würde. Doch in mir schlummerte immer noch der Funken Hoffnung, welcher fest daran glaubte, dass alles gut werden würde. Die Wartezeit war vorbei. Vorsichtig streckte ich meine Hand danach aus und versuchte ruhig zu atmen. Ich griff danach und wagte einen kurzen Blick darauf

Schwanger.

In mir brach gerade meine einst so heile Welt zusammen. Geschockt ließ ich den Test fallen und brach auf dem Boden zusammen. Heiße Tränen liefen mir über meine Wangen und ich begann laut zu schluchzen. Ich fühlte mich so verantwortungslos und schlampig. Es hämmerte gegen die Tür und Lousie schrie auf mich ein. "Alles okey bei dir?!" Sie fragte zwar, dennoch wusste sie genau, dass der Test positiv ausgefallen war und ich hier heulend auf dem Boden hockte. Ich kroch über den Boden zur Tür und drehte das Schloss um. Direkt danach, wurde die Tür auch schon geöffnet und meine beiden besten Freundinnen stürzten herein. Sie knieten sich neben mich und nahmen mich tröstend in den Arm. "Alles wird gut, Melly Schatz, ja?" Ich nickte zwar tapfer, trotzdem ließen sich die Tränen nicht stoppen.

Nach einiger Zeit beruhigte ich mich dann auch wieder und stand auf. Meine Augen brannten wie verrückt, dennoch wollte ich nichts dagegen machen. Still schlürfte ich in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett. Meine Gedanken kreisten. Ich wollte es einfach nicht wahr haben, jetzt schon schwanger zu sein. Denn ich wollte noch so viel erleben und die ganze Welt bereisen! Außerdem kannte ich ja gerade Mal den Namen des Vaters! Felix. Immer wieder schallte er mir durch meinen so leer scheinenden Kopf. Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und versuchte mich zu erinnern, wo er überhaupt wohnte. Aber ich konnte gar nicht klar denken und somit schlief ich irgendwann ein.

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Mitten in der Nacht schlug ich die Augen auf. Aber ich war gar kein Stück müde, sondern hellwach. Wahrscheinlich war ich gestern eh zu früh schlafen gegangen, sodass ich nun auch nicht weiter schlafen könnte. Mein Blick fiel auf meinen Wecker auf dem Nachttisch. 02:24 Uhr. Genervt stöhnte ich auf und ließ mich zurück in die Kissen fallen. Mal wieder hatte ich nichts zu tun, denn auch wenn unsere WG mal wieder dringend aufgeräumt werden musste, würden mich Louise und Marie für den Krach umbringen.

Nach einiger Zeit des Nachdenkens darüber, ob ich mich in meinen sicherten Tod stürzen würde und somit beschäftigen könnte, entschied ich mich schlussendlich doch dagegen und stattdessen dafür raus zu gehen. Ich war ein totaler Nachtmensch. Denn ich liebte die Dunkelheit, die Kälte, die Sterne, einfach alles daran. Vielleicht war es nachts einfach auch nicht so laut, wie am Tag und so konnte ich besser nachdenken.

Meine Beine schlenderten durch die dunklen Straßen und Gassen. Letzten Endes kam ich dennoch, wie eigentlich immer, am Kölner Dom an. Hier war ich gerne und beobachtete die Lichter des Doms bei Nacht. Es war jedes Mal aufs Neue ein wunderschönes Lichtspektakel und jedes einzelne Mal einzigartig. Ich setzte mich auf eine der Bänke daneben und atmete die frische Luft ein. Es tat gut, Zeit für sich alleine zu haben, denn am Tag war bei mir immer etwas los, seien es meine besten Freundinnen, die mich auf Trab hielten oder mein Chef. Ich hatte nämlich einen dieser nervigen Bürojobs.

Plötzlich wurde ich von ein paar Stimmen aus meinen Gedanken gerissen, wahrscheinlich nur ein paar besoffene, die nicht den Weg nach Hause fanden. Somit stand ich auf und wollte schon abhauen, doch eine der Stimmen kam immer näher und rief nach mir. "Hey Mädchen, warte Mal!" Ich drehte mich darauf zu dem Jungen hin, der mich gerufen hatte. Er schien mir nicht betrunken, denn er war die ganze Strecke zu mir problemlos gerannt. Außer Atem kniete er sich erst Mal kurz hin und stellte sich mir dann lächelnd gegenüber. Er war ein wenig größer als ich, hatte blonde gestylte Haare, welche mit einem Bandana geschmückt waren. Ich muss schon sagen, er sah echt gut aus. Hinter ihm tauchten nun ein paar weitere Jungs auf, welche wahrscheinlich seine Freunde waren.

"Hey, sag mal was machst du hier so ganz alleine um diese Uhrzeit denn hier?", fragte der Große mit dem Bandana. Ich zuckte mit den Schultern und sah zu ihm hoch. Wenn ich mich auf die Zehenspitzen stellen würde, wäre ich wahrscheinlich immer noch kleiner als er. "Ähh, nachdenken", sagte ich wahrheitsgemäß. Ein Junge mit braunen Haaren und Dreads sah mich ein wenig zweifelnd an, lächelte aber.

"Sollen wir dich nicht lieber gleich nach Hause begleiten oder so? Ist nämlich ganz schön dunkel hier, falls du es noch nicht bemerkt hast." Ich lachte laut auf und schaute die Jungs kopfschüttelnd an. "Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Bin sogar schon 19" Der blonde lachte mit mir und zeigte danach auf sich und seine Freunde. "Ich bin Taddl, das ist Ardy, Marley und Flo." Ich winkte auch den beiden anderen Jungs kurz zu und schenkte allen in ehrliches Lächeln. "Melly"

Wie man gemeinsam überlebt (Dner ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt