Dougal hatte einen kleinen Raum auf dem Dachboden für sich beansprucht. Auf dem Schreibtisch stand ein glasierter Kuchen, auf den der Gott anbietend wies, als sie hineinkamen.
Rhys hingegen schüttelte den Kopf. Er war nicht zum Essen hier — diese Einstellung wurde schon alleinig durch seine Ausstrahlung deutlich.
»Was«, murmelte Dougal schließlich. Es klang nicht wie eine Frage, sondern mehr wie eine Forderung nach Aufklärung. Er sah über seine Schulter hinweg und bediente sich selbst am Gebäck. »Was willst du sagen?«
Aus dem Mund des Jungen drang jedoch nur ein kehliges Brummen, als wolle seine Stimme ihn vom Sprechen abhalten. »Zwei Sachen«, brachte er schließlich hervor.
»Dann spann mich nicht auf die Folter.«
Rhys setzte sich auf einen Schaukelstuhl in der Ecke und überkreuzte die Arme vor der Brust. »Es ist nichts nach Plan verlaufen. Wir kamen an, irgendein Magier kam vom Obergeschoss herunter und wusste... Er wusste einfach, dass ich da war, trotzdem ich mich nicht zu erkennen gegeben habe.« Er bemerkte beim Sprechen, wie Dougal mit der Kurzfassung seiner Informationen reichlich wenig anfangen konnte, doch er war zu zerstreut, um sich verständlicher zu machen. Von dem, was passiert ist, verstand er ebenso wenig. »Er hat nach mir gesucht, während ich ein paar Flaschen des Tardacums eingesteckt habe... Aber hier kommt das verrückte.« Rhys hob die Hände, als wolle er die Schuld von sich weisen. »Nesta hat erzählt, dass der Beutel mit dem Tardacum ein anderer gewesen war.«
»Hä? Junge, du redest wie ein altes Weib im Halbschlaf. Drück dich deutlicher aus.«
»Ich weiß es ja selbst nicht! Während wir zurückgegangen sind, zu dir, hat Nesta herumgestammelt. Sie meinte, sie habe die tatsächliche Tasche Tardacum zu Gesicht bekommen. Sie meinte, dass dieser Beutel ein anderer war, als der, den ich ausgeraubt habe.«
»Aber« Dougals Blick raste zu dem Flaschenhaufen auf seinem Bettende. Rhys Worte jedoch brachten ihn nicht genug aus der Ruhe, dass er sein abendliches Dessert liegen lassen würde. Der Gott nahm etwas mehr von dem Kuchen in den Mund und gestikulierte mit der Gabel umher. »Das heißt, dass das da kein Tardacum ist.«
»Ja, genau.«
»Aber was ist das dann?«
Auf diese Frage konnte Rhys nur mit den Schultern zucken.
Er hatte Dougal noch nicht einmal alles erzählt. Die Details musste der Gott auch nicht wissen.
Das Feuer in der Apotheke... Wieso greift Nesta auch zu solch drastischen Maßnahmen?»Gut«, sagte Dougal schließlich. »Aber das Zeug sieht aus und fühlt sich so an wie Tardacum.« Er legte den Kopf in den Nacken. »Ich merke doch die Schwingungen, die von dem Zeug ausgehen. Das ist -.« Er riss die Augen auf und unterbrach sich in seinem eigenen Satz, als er mit der Zunge schnalzte. Er starrte den Beutel an; sein Mund nun ebenso weit geöffnet wie seine Lider.
»Schön, wenn Ihre animalistische Feinfühligkeit Ihnen endlich zeigt, dass mit dem Kram etwas nicht stimmt.«
»Gut, dass Zephyr morgen kommt. Die wird schon wissen, was das ist.« Als Dougal bemerkte, wie der Jugendliche vor ihm wieder aufbegehren wollte, hielt er ihn mit einer Geste davon ab und fragte: »Und die zweite Sache?«
»Ich habe einen Zettel in dem Koffer gefunden, den ich ausgeraubt habe.«
»Aha.«
»Aber mit dem Schriftstück kann ich reichlich wenig anfangen.«
»Und?«
Rhys stieß mit dem Rücken an die Lehne und zischte: »Ich habe hier ihre verdammte Aufgabe gemacht. Jetzt seien Sie doch bitte etwas interessierter und zeigen Sie Anteilnahme. Wir hätten sterben können. Sie wollen ja noch nicht einmal einen ausführlichen Bericht darüber, was passiert ist.«
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Die Raben der Götter
FantasyIn einem Krieg zwischen den sechs Göttern ist eine Gruppe Jugendlicher der Hoffnungsträger, der das Kriegsglück auf eine andere Seite bringen muss. • Als die drei Kinder aus der Sklaverei entfliehen können, in der die Menschen gehalten werden, hatte...