Finn war mit den Kobolden vom Drachen gestiegen und verteilten den noch Waffenlosen ihren gewünschten Kampfgegenstand. Erst als jeder einzelne kampfbereit ausgerüstet war und jeder den Schlachtplan kannte, machte er eine kurze Verschnaufpause. Mit prüfendem Blick und der Hilfe von Orak suchten sie die fünf besten Kämpfer. Stolz traten die jeweiligen Anführer einer Gruppe hervor. Akur, ein junger Kobold. Sein Fell war an vielen Stellen noch hell. Mit unzähligen Narben im Gesicht und an den Händen, schien Gor die meisten Schlachten erlebt zu haben. Er nickte Finn zu. Orm besass eine aussergewöhnlich grosse Knollennase und kleine Augen, die ihn noch grimmiger wirken liessen. Seine Waffe war die Keule, ebenso wie die von Vidor. Für einen Kobold war er eher gross und reichte Finn bis unters Kinn. Seine Statur glich beinahe der eines pummeligen Engels und doch war sein Körper definiert und kraftvoll. Der letzte von ihnen in der Reihe, Grek, riss sein Mund auf und eine Biene landete zwischen seinen eckigen grossen Zähnen. Sein Gesicht war sehr kantig und wirkte wegen seinem kahl rasierten Kopf noch stärker. Obwohl sich alle stark voneinander unterschieden, hatten alle etwas gemeinsam. Es war der Wille in ihren Augen, jede Furcht hinter sich zu lassen. Erhobenen Hauptes standen sie in der Reihe. Finn reckte sich, sah zu Orak und nickte. Die Entscheidung war gefallen.
In diesem Moment lief und flog eine Flotte von ausgerüsteten Engeln zu ihnen hin. Ruan stellte sich neben seinen Bruder und sah im tief in die Augen. "Wir teilen uns in fünf verschiedene Gruppen und die Rückzugszone ein. Die Kobolde mit der grössten kämpferischen Erfahrung führen die Gruppen an." Akur, Gor, Orm, Vidor und Grek verteilten sich. Zeitgleich teilten sich die Engel und Kobolde auf die verschiedenen Anführer auf. Ruan koordinierte das Ganze, während Finn Amelia beobachtet, die Elmi und Sam verabschiedete, indem sie die beiden fest drückte, bevor sie die kleinen Azur übergab, der sich sofort in die Lüfte erhob. Ihre Aura war nervös und Sorge übermahnte sie. Wie magisch, blickten sie zu Finn. Dieser reckte den Kopf in die Höhe und symbolisiert ihr, dasselbe zu tun. Er sah, wie sie tief die Luft einzog, ehe sie den Kopf streckte und sich den restlichen Nimsk zuwandte.
Der Angriff stand kurz bevor. Die Nimsk und alle Heiler, oder Engel mit Gaben in der Naturheilkunde, hatten sich vor dem Haupthaus versammelt. Amelia blickte in die Runde. Brigitte schloss die letzten Gläser, in denen sich gelblich braune Flüssigkeit befand und hinter der stillen Truppe, waren jüngere Engel im Trubel die Lazarettzelte aufzubauen, um den Verwundeten Schutz zu geben. Die Vorbereitungen konnten nicht ganz abgeschlossen werden und ein ungutes Gefühl machte sich in Amelia breit. Was wenn der Angriff misslingt? Sie schüttelte den Kopf. Solche Gedanken waren tödlich. Stattdessen blickte sie stark in die Runde und zählte ein duzend Heiler. Zudem waren die Nimsk hier, die kleinere Verletzungen betreuen konnten und allen Schutz garantierten. "Ihr seid unsere Versicherung, den Kampf überhaupt zu beginnen und ich weiss ihr werdet auch ohne Schwerter und Rüstung genauso kämpfen, wie jeder mit Ausrüstung. Denn ich sehe den Kampfgeist in euren Augen. Also lasst uns den Krieg gewinnen und ich verspreche euch Ruhe wird im Land einkehren." Jeder einzelne, ob gross oder klein, Wichtel oder Engel, legte seine feine Hand auf das Herz. Sie wussten was zu tun war. Doch bereits beim Verlassen der Truppe, spürte Amelia die leichte Hektik, die von den Heilern ausging.
Alle erwarteten von ihr, dass sie etwas sagte. Denn alle kämpften für sie. Für die zukünftige Königin. Als Hoffnungsträger und Vorbild erhob sich Amelia mit ihrer schweren Rüstung, die ihren Oberkörper und Lendenbereich schützte, in die Luft. Die gesamte Armee aus Kobolden und Engeln blickte zu ihr hinauf. Es waren viele und Amelia fasste neuen Mut. "Liebe Kämpfer und Kämpferinnen. Der Krieg steht direkt vor uns. Er sieht uns an. Böse und grausam. Doch wir scheuen nicht vor ihm zurück. Das Gute in uns und der Wille Friede zu bringen, hat uns vereint und wird uns in jeder Minute zur Seite stehen. Der Glaube an euch selber und eure Kraft lässt uns alle das gleiche Ziel verfolgen und wir werden nicht aufgeben, bis wir es erreicht haben! Heute wird Geschichte geschrieben. Heute ist der Tag der Helden. Wir werden siegen!" Amelia hatte sich so in Rage geredet, ihre lauten und starken Worte widerhallten an den hohen Felswänden und sie reckte ihr bemustertes Schwert in die Höhe. Die Masse unter ihr jubelte und ein Drang nach Kampf verbreitete sich. Schwerter, Fäuste, Keulen und alle möglichen Waffen wurden in die Luft gestossen und ein Gebrüll, stärker als das eines Bären, breitete sich über den Kämpfern aus. Amelia nahm ihre zweite Hand nach oben und schrei: "Was werden wir?"
"Siegen!"
Sie waren bereit. Finn konnte die vermischten Auren sehen, die wuchsen und ineinander verflossen. Der Kampfgeist war auf alle übergesprungen und die Euphorie ermesslich gestiegen, als Amelia den selben Satz wiederholte und die Kämpfer mit noch grösserem Geschrei antwortete.
"Lasst uns diesen Krieg gemeinsam gewinnen!" Stark wie eine Kämpferin und elegant wie eine Königin schwebte Amelia in der Luft und trieb die Massen an. Finn spürte die losgelösten Kräfte, die auch ihn einnahmen.
Mit Amelia, Ruan und Finn in vorderster Front flogen die Engel über die Baumkronen hinweg. Hinter ihnen das Heer aus Engel und die beiden Drachen beladen mit den Kobolden. Eris Leute konnten nicht mehr weit sein.
Nach wenigen Minuten prallten sie auf das feindliche Heer. Sie befanden sich auf einer offenen Wiese zwischen zwei Wäldern. Perfekt um anzugreifen.
"Angriff!" Amelia schrie aus voller Kehle. Die Engel rasten in Höchstgeschwindigkeit auf das feindliche Heer zu und noch vor der ersten gegnerischen Formatierung waren Klingen und erstickende Schreie zu hören. Eine kleine Gänsehaut breitete sich auf Amelias Haut aus, während sie den Kobolden half, schnellstmöglich vom Drachen zu steigen. Gerade als jeder metrige Zwirbel losgestürmt war und sich Amelia in den Kampf werfen wollte, vernahm sie ein Gurgeln und einen dumpfen Knall. Beim Umdrehen zog Finn sein blutbeflecktes Schwert aus der Brust eines feindlichen Engels, aus dessen Augen die Panik bereits verschwunden war. Finn nahm die Erschrockene kurz in den Arm, sah ihr mit seinen ockerfarbenen Augen tief in die Seele und flüsterte ihr zu. "Ich gebe dir Rückendeckung. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich liebe dich.
Aber wenn ich den Krieg hier nicht zu Ende bringen kann, versprich mir, dass du es tust und Königin wirst. Denn ich werde alles dafür geben, dich zu beschützen. Und wenn es mein Leben ist. Du bist alles wofür es sich zu kämpfen lohnt und vergiss die weisen Worte nicht: Nur du hast die Kraft den Frühling zu retten. Du hast die Macht in dir. Erfülle deine Aufgabe!" Mit diesen Worten umfasste er sie fest. Die Zeit etwas auf seinen Monolog zu erwidern, wurde nicht gewährt. Amelia spürte seine Wärme noch, als bereits die nächsten Feinde auf sie zustürmten. Es war als hatte ihr jemand die Watte von den Ohren genommen, als sie Feuer aus ihren Händen entstehen liess und ihre Gegenüber schreiend um sich schlugen und sich in der Hitze wanden. Amelia hielt die Hände steif und verliess sich auf Finn, der bereits einen anderen Angreifer mit einem Hieb in den Oberschenkel und einem Kopfschlag ausser Gefecht setzte.
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Frühlingskind
FantasyABGESCHLOSSEN "Der Nebel war noch dichter geworden, um sie herum war es stockfinster und sie konnte ihre Begleiter nicht hören und schon gar nicht sehen. Als sie eine weitere Minute nur ihnen eigenen Atem vernehmen konnte, versuchte sie gar nicht er...