Kapitel 33

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Auf einmal ebnete sich das Feld und teilte sich in der Mitte. Ein Mädchen, keine 12 Jahre alt, stand breitbeinig in der Mitte der leeren Flucht. Alle Zweikämpfe verstummten und beobachteten gespannt das Prozedere. Ihr mit Blumen besticktes, blaues Kleid schwebte im Wind, als sie einige Schritte nach vorne ging. Sie schien mit dem farbigen Kleid wie eine Metapher im Schlachtfeld. Ihr Kopf hatte sie dem Boden zugewandt. Ein grosser Kreis bildete sich um sie. Sie hob ihre gestreckten Arme nach vorne. Der Boden begann zu rütteln und dunkles Gas bildete sich um sie und im gesamten Kreis. Kreaturen schossen aus der Erde und stürmten auf Amelias Heer zu. Amelia riss die Augen auf. Starr wie eine Salzsäule blickte sie ins verzehrte Gesicht des Mädchens, während um sie herum der Kampf bereits wieder aufgenommen wurden. Aus rot funkelnden bösen Augen starrte sie das Mädchen an, während es hämisch in einer schrillen Stimme auflachte. Im Hintergrund schrie Eris "Willkommen zurück, Vater!"

"Dämonen und Engel verbündete euch und kämpft Seite an Seite gegen die Verschwörung!" Eris Stimme jagte Amelia einen Schauer über den gesamten Körper. Ihre Augen wurden erst von der Kleinen weggerissen, als sie einen Schmerz an der Hüfte bemerkte. Blut rang aus ihrer Wunde, die sich langsamer schloss als normal. Wut spiegelte sich in ihren Augen. Die grauen leblosen Kreaturen mit den leuchtenden giftgrünen Augen schlängelten sich wie Rauch durch die Massen. Mit der Faust holte sie schwungvoll aus und verpasste dem Dämonen einen Kopfschlag. Schwerfällig fiel dieser zu Boden und blieb liegen. Ihre Gedanken waren irgendwo und es war schwierig für sie sich zu konzentrieren. Amelia kam Eris nicht auf die Schliche, was er mit 'Willkommen zurück Vater' zum Mädchen gemeint hat. Wie konnte so ein unschuldiges kleines Kind solche Kräfte haben? Das war nicht möglich. In Gedanken erledigte sie ein Duzend dieser nutzlosen Dämonen. Sie waren zwar schwach, doch es wurden neue und neue aus der Erde gestampft. Die Trefferquote der Dämonen war gering und doch sah Amelia ihre Kämpfer fallen. Es waren eindeutig zu viele von diesen Biestern. Das hämische Lachen des Mädchens und das böse Grummeln des Königs waren zu hören. Amelia sah ihre Kämpfer leiden und ihr Herz blutete, als sie einem Engel vor ihr brutal einen Feuerball mitten ins Herz donnerte. Ohne einen Wank fiel er zu Boden.

Umzingelt von Dämonen kämpften Gor und Azur, der vor kurzem neu dazugestossen war, Seite an Seite. Azur hatte seinen Bogen am Rücken und fuchtelte wild mit seinem Docht herum. Die Dämonen waren wie Nebel und fielen schnell in sich zusammen. Der Kreis verkleinerte sich und die beiden standen, den Rücken einander zu gewandt, in der Mitte. "Bereit Gor?" Ohne auf eine Antwort zu warten, brüllte Azur und wagte sich hervor den Kreis waghalsig nur mit einem Dolch zu durchbrechen. Ein Loch entstand durch das Gor schlüpfen konnte. Zu viele Gegner hatten sie umzingelt und es schien kein Auskommen mehr. Azur spürte einen zähen Stich im Kreuzbereich und beugte sich auf. Wie eine Explosion breite sich der Schmerz in gesamten Körper aus. Kraftlos fiel er zu Boden und sah in das geschockte Gesicht seines kleineren Mitkämpfers. Seine schmalen Augen verengten sich zu Schlitzen, ehe er mit seinem Schwert mehrere Dämonen gleichzeitig durchschnitt.

Azur hielt sich die Wunde und schrei sein Leiden in die Welt hinaus. Komplett hilflos lag er am Boden und sah Gor alleine gegen die Massen kämpfen. Er wollte ihm helfen, doch es ging nicht. Seine Hand wurde von einer warmen zähen Flüssigkeit überzogen und seine Augen tränten, als er seinen Freund untergehen sah. Mit letzter Kraft setzte er seine Gabe ein und sandte Metallsplitter aus seiner Hand. Dank der kleinen Körpergrösse von Gor traf er nur die Gegner, die sich kratzend und schreiend die giftigen Metallsplitter noch weiter in die Haut hinein rieben. Gor hatte es aus dem gefährlichen Kreis geschafft. Alle getroffenen Dämonen verpufften und die verletzen Feinde waren mit sich und ihren Halluzinationen beschäftigt, die durch das Gift ausgelöst wurden. Erschöpft aber strahlend rannte Gor zu Azur, dessen Hand mit Blut übergossen war. Seine Augen blickten planlos umher. Panisch winkte Gor den Drachen zu sich, der auf einen Schlag mehrere Dämonen mit einem Patzenschlag auslöschte. Auf seinen grossen Krallen stapfte er zu ihnen, schnüffelte an Azur, bevor er ihn sachte wie eine Mutter auf den Rücken zu anderen leicht Verwundeten legte. "Bring in zu den Heilern! Flieg, Drache!" Gor biss sich auf die Unterlippe. Azurs Bewusstsein war drastisch gesunken und eine tiefe rote Pfütze war alles was von ihm übrigblieb, als sich der Drache erhob. Seine Schuppen schimmerten im Sonnenlicht und bald war er lediglich als reflektierender Punkt im Himmel zu erkennen.

So sanft wie möglich landete der Gigant und stupste den herumstehenden jungen Engel an. Er liess sich tief hinunter und mehrere junge Engel kamen angerannt. Während die leicht verwundeten Kämpfer selbst vom Drachen stiegen, wurde Azur von den Helfern geborgen.

Finn gab ihr auf Handzeichen Deckung, als sie in sich hineinhorchte und die Energiefäden zu den verbundenen Personen suchte. Während sie ihre Energie von den Geheilten zurück nahm, verteilte sie diese an die Verwundeten und Schwachen unter ihnen. Sie merkte, wie sich ein kleiner schwarzer Rand um ihr Sichtfeld bildete. Sie durfte nicht noch mehr Energie verschenken. Die Wunde an der Hüfte schmerzte und schien sich nicht ganz schliessen zu wollen. Mit jedem Schritt riss sie erneut auf. Das Klingenwirrwarr um sie herum wurde zu stark. "Ducken, Finn!" Noch im Schreien drehte sie sich um die eigene Achse und liess einen Stahl aus Feuer entstehen. Schreiend liessen sich die Getroffenen zu Boden fallen. Wenige von den Umstehenden waren genug schnell, doch die wurden kurzerhand von einer riesigen Fleischfresserpflanze verschlungen. Andere von schnellwachsendem Efeu zerquetscht. Wut spiegelte sich in ihren Augen. Bäume schossen in einer Reihe aus dem Boden und spiessten die unglücklich Darüberstehenden auf. Zischend schossen die Bäume aus dem Boden und Amelia entflammte die jungen Stämme. Sie liess einen schneidenden Wind aufkommen. Die Bäume wurden aus dem Boden gerissen und alle kämpften gegen den Wind an. Die Blicke waren nur auf sie gerichtet. Die Bäume zischten durch die Luft und prasselten, wie eine tödliche Schar aus brennenden Pfeilen auf das gegnerische Heer und die Dämonen, welche sich durch das Feuer zischend in Luft auflösten. Laute schmerzvolle Schreie und ein übelerregender Duft nach verbranntem Fleisch erfüllten das Schlachtfeld. Ein Pfeil traf auf das junge Mädchen mit dem verspielten Kleid. Ohne einen Laut fiel sie zu Boden und alle Dämonen lösten sich schlagartig in Luft auf. Wut wiederspiegelte sich in Amelias kraftvollen Schreien. "Vater!" Sie spuckte das Wort beinahe aus. Ihre Kleidung war nass vom Schweiss und ihre kurzen haselnussbraunen Haare standen auf alle Seiten ab. "Komm her und kämpfe wie ein Mann für deinen Thron." Das Kinn hatte sie gesenkt und den Blick zusammengekniffen auf Eris gerichtet. Sie musste ihre Energie bündeln. Gutgläubig belächelte er sie. Die beiden Heere waren in ihren Kämpfen erstarrt und standen sich unberührt gegenüber und beobachteten das Familiendramen und die gräulichen Wolken, der verpufften Dämonen. Die meisten chancenlos dem Ganzen zu folgen. Erst als Eris bemerkte, dass niemand mehr kämpfte, richtete er sich auf. Seine Augen begannen, wie die von Amelia, zu leuchten. Nicht smaragdgrün, sondern dunkelrot und böse wie zwei Laser. Ihr eigener Kampf hatte begonnen! Seine tannengrünen dunklen Flügel leuchteten schwarz am Rand und wiesen auf seine dunklen Kräfte hin. Gemurmel aus den Massen war zu hören. Die Heere teilten sich langsam erneut in zwei Gruppen und stellten sich mit genug Abstand hinter den jeweiligen Anführer. Sie kämpften nicht mehr. Die Kraft fehlte. Verletze wurden eingeholt und betreut. Alle andern standen starr, mit Blick auf das Geschehen gerichtet unter ihresgleichen. 

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