Eine kleine Hand zupfte an seiner dreckigen Hose. Erstaunt erblickte Finn Sam, als er hinuntersah. Seine Augen wurden gross. "Was machst du denn da! Wir dachten ihr hättet es nicht geschafft! Wo wart ihr denn so lange?" Sein Herz machte einen Freudesprung. Finn war in der Hocke gegangen und flüsterte zu seinem kleinen Kämpfer. Seine rote Zipfelmütze war verdreckt und hatte Risse. Seine Schuhe waren nicht mehr vorhanden und er keuchte stark. "Wir mussten zuerst deine Mutter suchen, sie musste uns ins Schloss einschleusen, was gar nicht so leicht war, wie gedacht und danach mussten wir in diesem riesigen Palast mit unseren kleinen Füssen den hier suchen." Aus seiner Umhängetasche zog er den kreisförmigen Smaragd hervor, der an einem schwarzen Lederband pendelte. Schnell verdeckte Finn die Sicht auf das Amulett. Der gereizte Tonfall von Sam verschwand und beinahe panisch sprach er: "Sie muss es haben, Finn. Sie schafft es nicht ohne!" Seine Worte waren leise und er war gezwungen seinen Satz mehrere Male zu unterbrechen, um schnappartig Luft zu holen. Sam musste ein grosses Stück alleine gerannt sein. "Wo ist Elmi?", wollte Finn zuerst wissen. Sam rollte mit den Augen und zeigte ungeduldig auf Amelia. "Elmi ist sicher. Sie wird von Ylvy betreut. Finn, sie muss es haben und zwar jetzt!" Beide Augenpaare blickten auf das Schlachtfeld, wo Amelia nur in ihrem BH und den langen kaki-braunen Hosen stand. Völlig verwundbar. Ihr leicht flackerndes verkohltes Shirt lag neben ihr auf dem Boden. Mittlerweile hatte sie das Schwert aus dem Boden ziehen können, mit dem sie sich eher kläglich gegen Eris zu verteidigen versuchte. Finn kniff die Augenbrauen zusammen und biss sich auf die Zähne. Seine Hände verkrampften sich und lösten sich erst, als Sam, der zwischen ihnen gefangen war, aufschrie. Entschuldigend blickte er seinen kleinen Freund an. Verzweifelt fuhr er sich durch seine blonden Haare, die vom ganzen Dreck und Blut der Schlacht braun wirkten. Angestrengt suchte er eine gute Lösung. Doch die gab es nicht. Mit schwerem Herzen sah er seine Kämpferin auf dem Feld untergehen. Er wollte nicht mehr zusehen. Ihre Farben wurden mit jedem Schwerthieb, den sie ins Leere gegen Eris machte, schwächer. Sein Lachen wallte durch die Menge. Mit seinen telepathischen Fähigkeiten besass er die Macht, Amelia ungehindert mit kleinen Schnitten an allen ungeschützten Bereichen zu verletzen. Ohne Probleme hätte er sie bereits mit mehreren tiefen Stichen töten können, doch er wollte sie leiden sehen. So fest wie damals ihre Mutter gelitten hatte und noch viel mehr.
Sein Fokus war so auf Amelia fixiert, dass Eris sein Umfeld komplett vergas. Mutig schlich sich der kleine Sam zwischen den nicht zertrampelten hohen Grasbüscheln weiter nach vorne. Das Amulett mit der ganzen Hand fest umklammert, sodass seine Handfläche weiss anlief. Die Angst Eris könnte ihn entdecken war riesig, während er sich näher schlich und jeder Muskel zitterte. Er blickte nicht nach vorne.
Die Schnitte von Eris zogen sich über ihren gesamten Körper und sie merkte wie das warme Blut über ihren Körper lief. Ihre Reaktion war langsamer geworden und Eris schien nicht müde zu werden. Sie kippte auf die Knie. "Schon müde?" Er trieb sich erneut in ihren Gedanken umher. Seine Stimme war wie ein Tinnitus. Eine einzelne Träne bahnte sich den Weg über ihre Backen. An Aufgeben wollte sie nicht denken und doch merkte sie wie ihr die Kraft fehlte gegen ihren Vater Stich zu halten. Sein grosses Schwert zog sich über ihre Taille und verursachte einen weiteren Schnitt. Reflexartig zog sie die Luft ein und fasste sich an die Taille. Gerade als sie für immer liegen bleiben wollte, erkannte sie einen kleinen roten Zipfel zwischen den Gräsern. Erstaunt riss sie die Augen auf, verharrte jedoch in der Position. Eris tänzelte mit seinen Fähigkeiten weiter um sie herum. Auch die weiteren Schnitte waren ihr egal. Sie blieb auf den Händen am Boden liegen und betete, dass Eris ihren kleinen Freund nicht sah.
"Hey König!" Seine Stimme hallte durch die gesamte Menge. Niemand hatte sich getraut den Kampf der Giganten zu unterbrechen. Sein Schwert hatte er gezogen und stand auf der gegenüberliegenden Seite von Sam. Amelia erkannte seine Stimme. Ihr Herz machte einen Satz. Einerseits vor Freude über seine Hilfe, doch andererseits vor Angst ihn zu verlieren. Ein Ablenkungsmanöver!
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Frühlingskind
FantasyABGESCHLOSSEN "Der Nebel war noch dichter geworden, um sie herum war es stockfinster und sie konnte ihre Begleiter nicht hören und schon gar nicht sehen. Als sie eine weitere Minute nur ihnen eigenen Atem vernehmen konnte, versuchte sie gar nicht er...