Kapitel 14

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Die völlig erschöpfte Amelia lag in seinen warmen Armen und sah ihn an. Finn strahlte wie ein Honigkuchenpferd und zog die Decke weiter über ihre Schulter. Beide genossen die Wärme des anderen. Finn hatte Amelia erzählt wie lange sie im Koma lag und wie überglücklich er war, als sie erwachte. „Du bist so unglaublich stark!", sprach er während er durch ihr weiches Haar fuhr. Leicht lächelte sie. Finn nahm ihr Kinn in seine Hand und drehte es zu sich. Er blickte auf ihre Lippen, die wenige Millimeter von ihren entfernt waren, und wartete auf ihr Einverständnis. Seine Finger waren nervös, wie die Farben von Amelia. Sie strahlten eine Unsicherheit aus. Das letzte Mal, als sie sich geküsst hatten, wäre seine Freundin beinahe gestorben. Amelia wollte es auch. Er sah es ihr an. Sie nahm seinen Nacken in ihre Hände und zog ihn zu sich hinunter. Der Kuss begann federleicht, doch Amelia wollte mehr und biss ihm leicht in die Unterlippe. Er schmunzelte und packte sie fester um die Taille, damit er sie herumwirbeln konnte. Nun lag Finn auf seinen Armen gestützt über ihr und funkelte sie mit seinen klaren, ockerfarbenen Augen an. Seine Fingerspitzen erkundeten ihren Körper und doch unterbrach er nicht den Blickkontakt. Auch er war in ihren grünen Augen gefangen. Ganz langsam zog er ihr sein Nachtshirt aus und grinste sie an, als er es weit weg warf. Die Augenbrauen schnellten in die Höhe und bevor er reagieren konnte, lag seines neben ihrem. Nun grinste Amelia. Sie zog ihn hinunter, beugte ihren Körper ihm entgegen und küsste ihn innig. Ihre Farben waren mit rot, der Leidenschaft, erfüllt. Im Gegensatz zum letzten Mal, waren sie jedoch ein Stück ruhiger und vermischten sich langsam mit den seinigen. Die Gefühle wurden intensiver, als ihre Farben ineinander verflossen und Finn keuchte auf. Das Herz von Amelia schlug schnell und ihre Finger zitterten leicht, als sie über seine Wange fuhren. Finn richtete sich über ihr auf. Ihr Körper war von der leuchtenden Blume leicht beleuchtet und ihre vollen Brüste warfen einen Schatten auf ihren Körper. Er fuhr die Konturen bis zu ihren Brustwarzen und weiter zum Hals hinauf nach. Ihre Augen waren geschlossen und er konnte sehen, wie sie sich entspannte. Seine Hände fühlten sich auf Amelias Körper magisch an und sie liess sich von seinen Berührungen gleiten. Als er an ihrer Unterwäsche ankam, zögerte er eine Sekunde, bevor er diese sachte über ihre Oberschenkel, über ihre Knie, bis zu den Knöcheln und darüber zog. Von der Natur geschaffen, lag sie das erste Mal vor einem Mann und doch fühlte sie sich nicht nackt. Es war ein wunderschönes Gefühl und sie wusste sie müsse sich nicht schämen. Seine Berührungen waren langsam und sanft. Er wollte sie nicht drängen. Und doch sah Amelia die Lust in seinen Augen aufblitzen, als sie vor ihm lag. Mit einem kecken Lächeln wanderten ihre Hände zu seinem stahlharten Hintern und zog an seiner Short. „Bist du dir wirklich sicher?" Achtsam hatte Finn ihre Farben in den Augen. „Wenn du mich jetzt ausziehst, kann ich für nichts mehr garantieren." Finns Mundwinkel waren nach oben gebogen und doch hörte Amelia die Ernsthaftigkeit aus seiner Stimme. Sie wollte es. Sie spürte die Energie, die durch ihre Zellen floss und sie wollte dieses wundervolle Gefühl am eigenen Leib erfahren. Also zog sie weiter daran und streifte sie ihm ab. Sein bestes Stück drückte leicht gegen ihre Schenkelinnenseite, während sie sich gierig küssten. In ihren Köpfen waren nur sie beide. Die Gefühle verdrängten alle Gedanken, bis sie erschöpft nebeneinander einschliefen.

Ihr nackter Körper schmiegte sich tiefer in das weiche Bettlaken. Die Sonne schien bereits durchs Fenster und als sie die Augen öffnete, blickte Finn direkt in ihre. Glücklich gab er ihr einen Gute-Morgen Kuss und strich die Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Amelia riss erschrocken die Augen auf. "Finn, wir müssen zur Arbeit!", meinte sie. Doch dieser lachte. "Es ist Samstag. Auch Hachmared arbeitet samstags nicht, mein Schatz." Erleichtert fiel Amelia zurück in das weiche Kissen, welches leicht Staub aufwirbelte, der im Sonnenschein wie Feenstaub glänzte. Verträumt hielt Amelia ihre Hand in den Feenstaub und brachte die Luft in Bewegung. Der Staub verflog und glitzerte weiter. Finn beobachtete sie. Ein Gefühl der Reue bereitete ihm einen Kloss im Hals. Wegen ihm, war sie beinahe gestorben. Das hätte er sich niemals verziehen. Er verscheuchte den Gedanken, gab seiner Freundin einen Kuss und ging in die Küche.

Als er mit zwei Honigbroten und Tee zurückkam, war Amelia noch eingekuschelt im Bett. Finn grinste und gesellte sich zu ihr. Skeptisch beäugte sie die Honigbrote. «Was ist das?», fragte sie und zeigte mit einem gewissen Sicherheitsabstand auf die Brote. «Das ist Honig, meine Liebe. Probiere, es wird dir schmecken.» Flink nahm sich Finn eines und biss kräftig hinein. Gespannt beobachtete Amelia seine Bewegungen. Es schien alles normal zu sein. So getraute sie sich schliesslich auch eines zu kosten. Sobald sie hineingebissen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören. Sie war begeistert von diesem süsslichen Geschmack, der sich in ihrem Mund breit machte. Und Finn konnte beinahe die Enttäuschung sehen, als sie mit ihrem Brot fertig war. Ihre Augen leuchteten hell. «Woher hast du das?» Finn lachte. «Na, hats geschmeckt?» Er stellte eine rhetorische Frage und grinste. Das findest du auf den Bäumen im Wald. In Bienenwaben, doch nicht alle kommen an die Süssigkeit heran, denn die Bienen beschützen ihren Honig. So ist Honig in Lerimed auch nicht bekannt, denn die Bienen haben sich in den Wald zurückgezogen, wo sie ihre Ruhe haben. Miriam, die Lehrerin von hier kann sich mit den Bienen verständigen. Sie holt nur so viel, dass die Bienen noch genug haben und verschenkt es hier unter den Engel. Deshalb ist es so kostbar und wir verwenden es nur an speziellen Tagen.» Amelia schien nachzudenken. Was ist denn heute für ein besonderer Tag? Der Gedanke schwebte Amelia im Kopf und bevor sie ihn stellen konnte, hatte Finn bereits für sie geantwortet. «Wir feiern, dass du wieder gesund erwacht bist.» Er lachte. Und es kam aus seinem Inneren. Amelias Herz erwärmte sich und sie nahm Finn in den Arm, doch während sie seine Wärme und dieses Glück spürte, verkrampfte sich ihr Körper und sie hustet unerwartet so stark, dass Finn sie stützen musste. Die Anfälle kehrten in ihren Körper zurück und nahmen ihn beinahe gänzlich ein. Bei jeder unerwarteten Gefühlsregung, fing sie an zu husten oder musste sich setzen, weil ihr schwarz vor Augen wurde. Fürsorglich kümmerte sich Finn um seine Liebste, doch sein Herz schmerzte bei ihrem Anblick. Er konnte sie nicht leiden sehen. Die roten Farben umgaben sie so gut wie immer.

Amelia arbeitete täglich in der Bibliothek. Dort gings ihr gut. Sie konnte sich prima mit Brigitte unterhalten und weil die am nächsten Tag vergessen hatte, über was sie geredet haben, hatten sie ein anhaltendes Gesprächsthema. Doch Brigitte war nicht mehr so häufig hier. Sie bräuchte Ruhe, hatte sie gemeint und verbrachte die Tage vermehrt in den eigenen vier Wänden. Amelia beschäftigte sich eifrig mit putzen, sortieren und lesen. Manchmal hatten sie auch Kundschaft. Dies war jedoch eher selten der Fall.

Der Morgen mit Finn war wunderschön gewesen. Sie waren länger im Bett geblieben, als gewollt und so war sie zu spät zur Arbeit erschienen. Mit roten Backen lief sie in die dunkle Bibliothek und war froh, die kaputte Glühbirne beim Rezeptionspult noch nicht ausgetauscht zu haben. Die Leidenschaft, die sie mit Finn teilte, war ihr ins Gesicht geschrieben. Sie grüsste Brigitte nur kurz und verschwand hinter den gewaltigen Regalen. Sie grinste vor sich hin und dachte darüber nach wie glücklich sie mit Finn geworden war. Klar gab es Momente, da vermisste sie ihr Zimmer und ihre Eltern. Aber die Liebe, die sie für ihn empfand, machte dies alles zunichte. Sie war im Dorf aufgenommen worden und fühlte sich hier zu Hause. Sie liebte ihren Job und wurde so akzeptiert wie sie war.

Finn und sie waren bald seit vier Monaten ein Paar und ihre Beziehung konnte nicht besser laufen. Mit einem riesigen Glücksgefühl, trat sie an die Regale heran, musste sich kurz stützen und presste ihre Hand aufs Herz. Seit vier Monaten, als sie aus dem Koma aufgewacht war, wurden jedoch die Attacken immer heftiger. Sie musste, wegen des Asthmas, einige Pausen bis zu Finns Haus einlegen und niemand im Dorf, nicht einmal Ylvy wusste was sie hatte. Mit schmerzverzehrtem Gesicht, setze sie sich auf den alten Ledersessel und wartete bis der Schmerz vorüber war. Danach machte sie sich an die Arbeit, nahm einige Bücher in die Hand, las den Titel und sortierte sie an die richtige Stelle, bis sie bei einem Einband stoppte.

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