Lucia
Es waren wieder einige Tage vergangen und ich hatte viel nachgedacht. Ich atmete tief ein und klopfte an Edwards Tür, der Arme musste immer so lange arbeiten und wir sahen uns kaum. Meistens assen wir nicht mal eine Mahlzeit am Tag zusammen.
,,Herein", hörte ich ihn sagen. Das erste was ich sah, war sein durchtrainierter freier Oberkörper. Er zog sich gerade ein T- Shirt an, sein Haar war zerzaust und seine Brille richtete er gerade. Er sah so verdammt süß aus. Ich sah ihn selten in Freizeitkleidung.
,,Lucia?" er schnippte mit den Fingern vor meiner Nase.
,,Oh Sorry", murmelte ich.
Er lachte belustigt.
,,Ist es etwas ernstes was du sagen wolltest oder warum bist so abgelenkt?" fragte er mich lächelnd.
,,Oh ich sollte dich gar nicht stören. Du solltest dich ausruhen, wir sprechen später", redete ich mich aus der Sache raus. Er hatte so gute Laune und generell war er so lieb zu mir, da brauchte ich ihn auch nicht nerven. Ich wollte mich umdrehen, aber er legte eine Hand sanft auf meinem Oberarm und hielt mich auf. Er trat näher und strich eine Strähne die nach vorne fiel wieder zurück.
,,Du kannst jetzt mit mir sprechen, ich weiß, momentan bin ich kaum da, aber jetzt bin ich da. Frag was du wissen wolltest."
Ich biss mir auf die Unterlippe. Er sah mich fragend an und hob seine Brauen.
,,Ich will dir mit meinen Fragen, die Laune nicht verderben", murmelte ich und schaute auf meine Flauschsocken die ich trug.
Er legte zwei Finger unter mein Kinn und hob es leicht.
,,Frag", forderte er mich auf.
,,Ich ... Dad hatte vor Jahren mal gesagt, dass du ..." ich brach mitten drin ab und sah ihn verlegen an. Er sah mich weiterhin gespannt an.
,,Du wirkst überhaupt nicht so, aber warum hast du deinen Vater ..."
,,Ermordet?" sagte er schnaufend.
,,Sorry ich wollte dich nicht verärgert. Charlotte meinte, ich ... also du würdest es mir selber erzählen wollen", erklärte ich.
Er sah mich an.
,,Du brauchst dich nicht entschuldigen meine Schöne, ich bin nicht sauer auf dich. Ich bin auf mich selber sauer, dass ich diesen Kerl aus Wut erschossen habe, er hätte etwas schlimmeres verdient." Es schien als wäre er in ein Flashback geraten, seine Augen wirkten leer. Ich nahm seine Hand und führte ihn zum Bett. Er setzte sich darauf und ich nahm neben ihm Platz und hielt weiterhin seine Hand.
,,Tut mir leid. Ich frage nie wieder", wisperte ich.
,,Nein ich will das du es weißt und ich will das du weißt, dass ich nicht so bin wie er." Er schaute mich an und drückte etwas meine Hand.
,,Mein Vater war ein übler Frauenschläger und Alkoholiker", erzählt er.
,,Meine Mutter war schon viele Jahre Tod, aber sie hat den guten Teil von ihm mitgenommen. Er kam mit ihrem Tod nicht klar!" sagt er fest und etwas sauer.
So hatte ich ihn nie erlebt.
,,Ich war Hals über Kopf in ein Mädchen verliebt, sie hieß Amber."
Ich keuchte.
,,Hieß?"
,,Mein Vater hat sich Nutten ins Haus bestellt und die er geschlagen und missbraucht hat und die haben das mit sich machen lassen, so wie ich es mitbekommen habe. Sie haben Geld dafür bekommen und es war alles in Ordnung am Anfang. Am Anfang hat Dad nur etwas getrunken und hat sich anscheinend die Frauen als Mum vorgestellt und hat sie angeschrieen, warum sie ihn verlassen habe und ja wie gesagt Gewalt und Missbrauch", er seufzte.
,,Dann trank er mehr und mehr. Der Konsum wurde immer größer, er wurde Alkoholiker und du kannst dir vielleicht vorstellen wie betrunkene Schläger sind. Amber kam mich zum ersten Mal zu Hause abholen. Ich hatte sie ansonsten immer fern gehalten, aber an dem Tag hatte sie darauf bestanden. Ich war nicht da...." er brach ab und schüttelte den Kopf.
,,Was genau passiert ist, weiß ich nicht, ich habe nur den Endzustand gesehen. Zerrissene Kleidung, Blut und Blaue Flecken. Du kannst dir also denken was mein Vater getan hat. Durchtrieben von Hass und Wut, habe ich die Waffe des Mafia Mitglieds gepackt und ihn erschossen, direkt in den Kopf. Es war eine Kurzschlussreaktion." Ich nahm ihn in den Arm. Er hatte viel gelitten im Leben und hatte seinen Vater umgebracht, vielleicht hätte ich das selbe getan, wenn jemand Lily etwas getan hätte.
,,Wie ist sie gestorben?" fragte ich ihn vorsichtig.
,,Sie hat sich im Krankenhaus aufgehängt", sagte er einfach ohne Gefühle.
,,Sie kam mit dem Schmerz nicht klar", stellte ich fest, aber Ed schüttelte den Kopf.
,,Nein sie hat entschieden nicht zu kämpfen, natürlich hätte es besser werden können mit professioneller Hilfe. Sie hätte trotzdem ein normales Leben haben können und auch Glück, aber sie wollte für diese Dinge nicht kämpfen. Du hast es doch auch geschafft, obwohl ich für einen Moment befürchtet hatte, dich zu verlieren."
Ich sah ihn überrascht an.
,,Du dachtest, ich würde Selbstmord begehen?"
,,Du bist völlig zusammen gebrochen, hast geweint und getrauert alleine auf der Welt zu sein. Es war für mich so schwer dich gehen zu lassen und das für so lange alleine. Ich hatte die Befürchtung du würdest durchdrehen, aber du hast dich gesammelt und weiter gemacht. Du lebst jetzt das Leben von Lily mit und das ist stark."
Ich beugte mich vor und küsste ihn sanft. Die Art und weise wie er mit mir sprach und mich verstand war unglaublich. Es machte mich glücklich, wenn er mich verstand und Gefühle zeigte, Emotionen für mich zeigte.
,,Sorry ich musste das einfach tun", murmelte ich und stand auf.
,,Es ist spät Ed, du solltest dich hinlegen, du musst morgen arbeiten."
Er schüttelte den Kopf.
,,Der morgige Tag gehört dir meine Schöne, ich habe frei. Du hast öfters Alpträume, willst du vielleicht hier schlafen? Ich passe auf dich auf", bot er mir an.
,,Wirklich? Du... woher weißt du von den Alpträumen?" hackte ich nach.
,,Mein Zimmer ist direkt neben deinem. Ich höre es wenn du schreist. Träumst du von deiner Familie?" fragte er mich mitleidig. Ich senkte den Blick und nickte.
,,Mach dir keine Sorgen, ich bin da."
Er kletterte auf die andere Bettseite und breitete die Decke aus, legte sich hin und hob einladend die Decke hoch. Ich schlüpfte neben ihn und er deckte uns zu, schaltete das Nachtlämpchen aus und ich fiel in den Schlaf.
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Difficult Choice, Eiskalte Lügen
De TodoAlle Teile sind unabhängig voneinander lesbar und in sich abgeschlossen! Difficult Choice Eiskalte Lügen Der Kartell- Rat 2 Man sagt nach einer schweren Zeit kommt eine einfache, aber warum vergessen wir, dass nach einer einfachen auch eine schwer...