Kapitel 32

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Ethan

„Willst du mich die ganze Fahrt über die Schweigen bestrafen?", fragte ich meinen besten Freund, während wir im Auto saßen. Natürlich hatte er von dem nächtlichen Anruf Wind bekommen und mich da schon zur Sau gemacht. Und das Mitten in der Nacht, denn mein Pech war, dass Leenie genau zur Flaschenzeit angerufen hatte. Svens Meinung nach hätte ich Leenie nicht so angehen dürfen, sondern hätte da gleich reinen Tisch machen sollen. Doch endgültig mit Schweigen strafte er mich, als am nächsten Tag Detective Rose bei uns in der Firma auftauchte und mich ungespitzt in den Boden rammte. Zu meinem Leidwesen passte sie mich auf der Etage von Sven ab und hielt ihren Monolog in seinem Büro. Mit ihm als Zuschauer inklusive. 

Ihrer Meinung nach hatte ich mehr als nur einen Fehler begannen und würde mich immer noch weigern, dazu zu stehen. Egal wie oft ich das Gegenteil beteuerte, so hatte sie ihre Meinung über mich und scheute sich auch nicht, mir jeden einzelnen Fehler aufzuzeigen: Angefangen von meiner Trennung von Leenie, über die Erpressung Svetlanas mir gegenüber bis hin zur Verheimlichung des Planes. Mein Argument, dass ich es einfach vergessen hatte, liess sie natürlich nicht gelten und stellte mir ein Ultimatum. Entweder ich würde Leenie bis Ende der Woche reinen Wein einschenken oder sie würde das übernehmen und mich in keinem guten Licht dastehen lassen. Nein, sie ging sogar soweit, dass sie die ganze Situation so darstellen würde, dass es mir sogar gefallen hätte, mit Svetlana erneut rum zu machen. Detective Rose setzte also nicht nur die Daumenschrauben an, sondern begann sie sogar schon festzuziehen.

Und als Krönung des Ganzen kam nach diesem peinlichen Gespräch und einer kurzen Verschnaufpause auch noch Sven in mein Büro und stellte mir ebenfalls ein Ultimatum. Doch seines war noch eine Spur härter. Die Frist war die selbe, nur die Konsequenz eine andere. Wenn ich Leenie nichts sagen würde, dann würde er auf ewig dafür sorgen, dass ich mit Leenie nie wieder zusammen käme. Das Sahnehäubchen war jedoch, dass Sven mir versprach, dass er Leenie mit diesem Marek verkuppeln würde.

„Hallo, Erde an Sven?", fragte ich. „Was?", kam die Gegenfrage und bei seiner Tonlage lief es mir eiskalt den Rücken runter. „Schweigen?", erinnerte ich ihn. „Ich hab dich schon verstanden. Und ja habe ich eigentlich vor. Denn du bist der größte Vollidiot, mit dem ich je zu tun hatte. Und mir sind in meiner Laufbahn schon viele über den Weg gelaufen.", erklärte Sven. „Wieso das denn jetzt?", hakte ich entnervt nach. Das ich Fehler begangen hatte, wusste ich ebenfalls. Aber musste mich dafür echt jeder bestrafen? Litt ich nicht schon genug? Sven stöhnte, fuhr entnervt die nächste Ausfahrt raus und hielt dann in einer Bushalte an.
„Weil es so ist. Und wag es dir ja nicht, gleich einen Rückzieher zu machen. Für Leenie wird das ganze sowieso schon nicht einfach zu verdauen sein. Ich hab dich nicht mit angekündigt. Also sei nett. Und wenn sie auch nur einen Wink macht, dass du verschwinden sollst, dann werde ich das persönlich übernehmen. Verstanden?", sagte Sven frei heraus. Und zum ersten Mal hörte ich einen gewissen Hass in seiner Stimme. „Sven, was ist mit dir los?", fragte ich verwirrt nach, ohne auf seine Aussagen einzugehen. „Denkst du wirklich, du bist der einzige, der schlaflose Nächte hat? Ich hab in letzter Zeit über ne Menge nachgegrübelt und kam zu dem Schluss, dass du eine Teilschuld an ihrem Leid trägst. Du mit deinem Egoismus und deiner Verbohrtheit. Du bist zwar immer noch mein bester Freund und Bruder. Und wirst das auch immer bleiben. Aber den Bullshit, denn du hier gebaut hast, kann man nicht so einfach verzeihen. Also entschuldige, wenn ich jetzt Leenie an erste Stelle setzen. Ich tu das, was du hättest von Anfang an hättest tun müssen. Ich setzte Leenie an erste Stelle! Also ja, ich werde dich eine ganze Weile weiterhin mit Schweigen strafen.", erklärte Sven. Und bevor ich etwas darauf sagen konnte, startete er den Motor und fuhr weiter. Doch was sollte ich darauf noch sagen? Er hatte ja Recht. Und so fuhren wir schweigend zum neuem Zuhause von Leenie.

Nachdem wir das erste Tor passiert hatten und wir das Haus zu sehen bekamen, brach ich das Schweigen. „Ich werde Leenie alles sagen, was sie wissen muss. Angefangen von dem Tag an dem Svetlana bei mir aufkreuzte bis gestern. Nur was im Ordner zu sehen war, werde ich ihr erst nach der Schwangerschaft sagen. In Ordnung?", fragte ich. Sven seufzte und stimmte dem zu. Diese Enthüllung könnte neben all den anderen die Schlimmste sein. Immerhin würde Leenie da erfahren, dass Ryan ihre erniedrigsten Momente gefilmt hatte.

Sven parkte und steig aus. Ich seufzte und wappnete mich für das kommende. Dieser Gang war einer der schwersten meines Lebens. Um mich etwas abzulenken, betrachtete ich das Haus vor mir und war erstaunt. Es passte so gut zu Leenie. Sie liebte solche Häuser, nicht umsonst hatte sie es damals selbst heraus gesucht. Es war eines von vielen gewesen. Aber dieses hier hatte ihr am meisten zugesagt. Das hatte ich an ihrem Lächeln gesehen, als sie mir immer und immer wieder das Dossier vor die Nase gehalten hatte. Mich wunderte nur, dass sie noch nicht darauf gekommen war, dass dieses Haus jenes war, welches sie eigentlich mit mir beziehen wollte, wenn all das nicht geschehen wäre.

„Sven! Schön dich zu sehen.", rief sie und riss mich damit aus meinen Gedanken. „Meine wunderschöne schwangere Schwester. Du wirst jedes Mal runder, wenn ich dich sehe.", erwiderte Sven die Begrüßung und nahm Leenie in den Arm. „Nett wir du fett umschreibst. Ich komm mir ziemlich unförmig vor.", erklärte sie lächelnd. „Wenn ich noch einmal das Wort fett aus deinem Mund höre, dann leg ich dich nach der Schwangerschaft übers Knie.", witzelte Sven. „Aber was seh ich da? Ein paar Pölsterchen an der Hüfte? Leenie, welcher deiner vielen Liebhaber bekocht dich so gut?", fragte er und an seinem Ton erkannte ich, dass er mich damit piesacken wollte. „Du Blödian. Ich hab doch keine Liebhaber. Nonna hat sich ein bisschen hier einquartiert und bekocht mich.", erklärte Leenie. „Und sie scheint auch noch zu backen.", meinte Sven. „Jap, einen Pflaumenkuchen. Auf den hatte ich irgendwie Hunger.", bestätigte Leenie und lächelte verlegen. „Na dann ist ja gut, dass ich noch jemanden mitgebracht habe.", erklärte Sven und gab endlich die Sicht auf mich frei. Ich hob eine Hand zum Gruß und sagte: „Hallo Leenie.". Leenie jedoch verschränkte die Arme vor der Brust und sagte nur ein Wort. „Ethan.".
Bis dahin wusste ich nicht, wie kalt man meinen Namen aussprechen konnte, doch Leenie bewies es. Sie sagte es so eiskalt, dass mir das Blut in den Adern gefror. Ich schluckte hart und sagte: „Ich denke, wir sollten reden.". „Ach sollten wir das?", fragte sie. „Und wieso? Letztens als ich dich anrief, war dir dein Schlaf wichtiger als eine Erklärung für mich. Was sollte sich jetzt geändert haben.".

Doch es war Sven, der mir aushalf. „Ethan ist wirklich hier um zu reden. Du kannst gern Detective Rose anrufen, falls du mir nicht glaubst. Aber wollen wir das nicht lieber drinnen besprechen?".

Babysitter 4 Bigbrother Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt