Kapitel 40

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Leenie

„Und bereit, unser Heim zu betreten?", fragte Ethan mich, als wir auf der Veranda standen. Amelia lag munter in ihrer Babyschale und sah sich um. Zumindest wirkte es so, denn ihre Augen sahen überall hin. Ich betrachtete meine Tochter und nickte. „Ja, wir sind bereit.", erklärte ich.

Ethan öffnete die Tür und was mich dahinter erwartete übertraf meine kühnsten Erwartungen. Im Hausflur hatte jemand ein rosafarbenes Banner aufgehängt, auf dem „Willkommen daheim, Amelia und Leenie.", stand. Überall waren rosa und silberfarbene Helium - Luftballons angebracht und ein leckerer Duft begrüßte uns. Doch was mich am meisten erstaunte waren die Leute, die in meinem Wohnzimmer auf uns warteten. Dort standen Nonna und Jon, die mich als Erstes aus der Truppe umarmten. Jon, mit sichtlicher von Stolz geschwellter Brust, schlug nach dem Anblick seiner Enkeltochter Ethan auf die Schulter und rief: „Alles gut gemacht und jetzt bekomm das mit Leenie wieder richtig hin! Ansonsten werd ich dir als Vater und Großvater die Leviten lesen!". „Bin schon dabei, Dad.", erklärte Ethan verschmitzt und nahm unsere Tochter aus der Babyschale. Nonna, die zum Glück bei Ryans Überfall nur leichte blaue Flecken abbekommen hatte, nahm mich in den Arm und flüsterte mir ins Ohr: „Wie es scheint brauchst du meine Hilfe nicht mehr. Ich freu mich für euch zwei. Endlich ist das wieder zusammen, was zusammen gehört.". „Dennoch würde ich mich freuen, wenn du und Jon uns öfter besuchen kommt.", erklärte ich und wischte mir eine Freudenträne aus dem Augenwinkel. „Aber natürlich. Ich werde meine Enkeltochter genauso verwöhnen, wie meine anderen Töchter. Wir werden nach der Reise, die mir Jon geschenkt hat, damit ich das traumatische Erlebnis verarbeite..., Das sind seine Worte und nicht meine..., ganz oft herkommen. Das verspreche ich. Und nun gehe ich mal die kleine Amelia aus den Klauen ihres Opas befreien.", erklärte Nonna, gab mir noch mal einen letzten Kuss auf die Wange und gesellte sich zu Ethan und Jon.
Doch lange hatte ich keine Zeit, durch zum Atmen, denn die Zwillinge rannten mich förmlich um. Sie drückten mich fest an sich und wollten mir versprechen, mich nie wieder alleine zu lassen. Doch da wirkte ich sofort dagegen. „Nichts da. So verliebt, wie ihr zwei in Paris seit, werdet ihr dort auch weiterhin euer Praktikum machen. Oder habt ihr eurem Vater immer noch nichts davon erzählt, dass ihr dort studieren wollt, wenn das Praktikum vorbei ist?", hakte ich nach. Betreten sahen mich beide an und ich wusste, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. Doch heute wollte ich das Thema ruhen lassen. Ich nahm jede einzeln noch mal fest in den Arm und bedankte mich für die kleinen Plüschbärchen, die mir jede geschenkt hatte. Natürlich mit eigenen kleinen Feinheiten, die jede besonders auszeichnete. Einer trug kurze Haare und enge Sachen, was unverkennbar das Merkmal von Susi geworden war. Der andere Bär besaß lange Haare mit Blumen darin. Sein weißes Kleid wurde eben geziert von Blumen, was mich sofort an Anna erinnert hat.
„Weißt du, Leenie.", begann Susi und Anna erklärte weiter: „Die Bären haben wir ganz alleine designt. Unser Ausbilder war extrem stolz auf uns. Sie sind zwar noch nicht perfekt, aber Unikate.". Und Susi fragte besorgt nach: „Wir hoffen, sie gefallen dir.". „Aber natürlich. Schon vorher und jetzt wo ich weiß, dass ihr so viel Herzblut rein gesteckt habt, werde ich sie in Ehren halten.", erklärte ich. Und damit waren alle Dämme gebrochen. Meine Zwillingen heulten los wie Schlosshunde und umarmten mich noch einmal ganz fest. Nur mit Müh und Not konnte ich an mich halten und bat mit einem kurzen Blick zu Sven mir zu helfen. Dieser hatte sich bis dahin noch im Hintergrund gehalten, trat neben mich, reichte Anna seinen Sohn und schickte die beiden in die Küche. „Max hat Hunger und ihr zwei dürft ihn heut nach Herzenslust verwöhnen.", erklärte Sven und hatte damit zwei Dinge erreicht. Die Zwillinge waren abgelenkt und Max war wieder glücklich, der da war ein wenig nörglich geworden.

„Ich dachte, die zwei hören niemals auf zu heulen.", gestand ich. Schon bei unseren Telefongesprächen hatten sie meistens nur geheult und sich die Schuld an all dem gegeben. Die beiden waren doch tatsächlich der Meinung, dass wenn sie ebenfalls im Haus gewesen wären, Ryan keine Chance gehabt hätte uns fertig zu machen. Es hatte viel Fingerspitzengefühl und gutes Zureden gebraucht, bis sie von dieser fixen Idee abkamen.

„Dann sei froh, dass ihr keine halbe Stunde eher gekommen seit. Als wir von Ethan hörten, dass ihr euch verspätete, weil Amelia nochmal Hunger hatte, haben die beiden gedacht, es wäre wieder etwas passiert und begannen erneut zu Heulen.", erzählte Sven. „Hoffentlich sind diese Zeiten endlich vorbei.", meinte ich nur seufzend. „Ich denk mal schon. Aber jetzt komm erstmal her. Schön dich wieder so gesund und vor allem glücklich zu sehen.", sagte Sven und nahm mich ganz fest in die Arme. „Dieses Kind dort, ist nach Max, das schönste Kind auf der ganzen Welt.", erklärte Sven. „Ich weiß...", sagte ich verträumt und sah zu meiner Familie. Ethan hatte es endlich geschafft, Nonna seine Tochter aus dem Arm zu nehmen und schaukelte sie. Dieses Bild war einfach göttlich.
„So wie du strahlst, könnte man meinen, dass bei euch beiden wieder alles im Lot ist.", überlegte Sven und grinste mich dann dreckig an. „Naja, im Lot würde ich jetzt nicht sagen. Wir hatten viele Gespräche und uns auch geküsst. Aber dann kam das Interview gestern und irgendwie reden wir seitdem nicht mehr darüber. Er war auch auf dem Weg hierher sehr schweigsam.", erklärte ich und seufzte. „Gib ihm einfach die Zeit, die er braucht. Dieses Mal muss er nicht nur verkraften, dass dir etwas geschehen ist, sondern das beinah eurer Tochter etwas geschehen wäre. Und nicht zu vergessen, dass er selbst Opfer war. Das ist für einen Mann wie Ethan, der gerne die Kontrolle behält schon viel zu verarbeiten.", meinte Sven. Und ich wusste ja, dass er recht hatte. Aber dieses Mal wollte ich für ihn da sein so wie er für mich.

„Ihr zwei redet doch wieder über mich. Habe ich Recht?", fragte Ethan, der mit Amelia im Arm zu uns getreten war. Ich nahm ihm unsere Tochter ab und schüttelte den Kopf. „Nö, oder Sven.". Und Sven bestätigte meine Aussage. „So wichtig bist du nun auch wieder nicht.", sagte Sven. Ethan sah mit gerunzelter Stirn zwischen uns hin und her und entschied, dass er uns wohl erstmal glauben musste. „Ich werd Amelia wohl nochmal anlegen müssen.",stellte ich fest. „Schon wieder?", hakte Ethan etwas verwundert nach. „Ja, die Hebamme meinte, dass gerade am Anfang die Kleinen öfter an der Brust liegen als später dann.", erklärte ich und zog mich auf die Couch zurück. Zum Glück hatte ich bei einer meinen kleinen Shoppingorgien daran gedacht, mir Klamotten zu kaufen, die sich perfekt fürs Stillen eigneten. So musste ich mich nicht komplett nackt machen, sondern nur meine Brust freilegen.

„Wow, das ist ja echt krass.", staunte Susi, die sich von ihrer Schwester und Max lösen könnte und ebenfalls auf der Couch Platz nahm. „Was denn?", fragte ich, während ich Amelia stillte. „Na, das Kinder so ihre Nahrung bekommen. Im Internat haben die Schwestern das nicht so wirklich erklärt. Sie meinten nur, dass es die natürliche Aufgabe der Frau sei Kinder zu bekommen und sie zu erziehen. Aber nichts genaueres über das Stillen.", erklärte Susi. „In welchem Jahrhundert sind denn die Schwestern hängen geblieben?", fragte ich verwundert nach. „Ja, das haben wir uns alle auch gefragt. Eine war irgendwie tief im Mittelalter hängen geblieben und beschrieb Sex als ein Muss für die Frau und dass wir deswegen einmal im Monat leiden müssen, weil das unsere Bürde sei.", erzählte Susi. „Wow, die muss wohl um die zweihundert Jahre alt gewesen sein, was?", witzelte ich. „Komm dem Nahe. Ich meine, die anderen Schwestern und Ordensbrüder waren echt cool. Aber bei diesem spannenden Thema hatten wir die alte Hexe. Und sie sagte auch, dass Milchpulver Gift für die Kinder sei.", sagte Susi und schüttelte den Kopf. „Gift? Aber es gibt doch auch Frauen, die nicht stillen können.", warf ich empört ein. „Außerdem meinte meine Hebamme, dass das die heutige Milchnahrung in Pulverform fast so gut sei wie die Muttermilch. Keine Mutter muss sich also Vorwürfe machen, wenn sie nicht stillen kann. Dank vieler Forscher können Kinder auch ohne Stillen groß und kräftig werden.", erklärte ich weiter. Amelia war mittlerweile fertig und bereit für ihr kleines Bäuerchen. Ich verpackte mein Brust und hob meine Tochter hob. Dann klopfte ich ihr sacht auf den Rücken. „Papa hat die Hexe dann feuern lassen, nachdem Anna ihm einen detaillierten Bericht über der ihr Verhalten geschrieben hat.", erklärte Susi. „Nach dem die Alte dann weg war, war das Internat echt cool.", sagte nun Anna, die ohne Max in die Stube gelaufen kam. „Das hör ich doch gerne. Immer wenn ich euch nach eurer Schule gefragt habe, habt ihr nur vom Thema abgelenkt.", meinte ich. „Naja, auch wenn die Schule cool war, so haben wir doch die Zeit mit dir vermisst.", sagte Anna und klang mit einem Mal sehr traurig. Auch Susi sah alles andere als erfreut aus. „Ihr habt mir auch gefehlt, meine Süßen. Aber ich bin froh zu sehen, dass aus euch beiden zwei wunderschöne junge Frauen geworden sind, die bald in Frankreich Mode studieren werden.", erklärte ich stolz und drückte er Susi und dann Anna die Hand. Doch bevor die beiden etwas darauf sagen konnten machte Amelia ihr Bäuerchen und ein nur allzu bekannter Duft stieg mir in die Nase. Ich musste mich wohl oder übel umziehen gehen.

Babysitter 4 Bigbrother Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt