Kapitel 37

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Ethan

‚Verdammter Sven!', schimpfte ich in Gedanken und räusperte mich. „Die Wahrheit ist, dass das Haus in dem du Schutz gesucht hast, jenes ist, welches du mir noch vor der Schwangerschaft ständig vor die Nase gelegt hast. Damals war ich von einer Idee für ein eigenes Haus ja nicht so begeistert gewesen, aber dann sah ich jedes Mal ein Funkeln in deinen Augen, wenn du das Dossier ansahst, sodass ich beschloss es dir sozusagen als Hochzeitsgeschenk zu kaufen. Ich hab es damals über meine Firmenanwältin abwickeln lassen. Deswegen wusste niemand davon, dass dir dieses Haus gehört. Außerdem hab ich schon deinen zukünftigen Namen als meine Ehefrau eintragen lassen. Es gehört also ganz offiziell dir und nicht Sven...", erklärte ich und vermied es ihr ins Gesicht zu sehen. „Ist das wahr?", fragte Leenie. „Ja... nach der letzten Vergewaltigung wollten wir dich aus dem Schussfeld bringen. Detective Rose mietete eine Wohnung in deinem Namen an um dort einen Köder für Ryan zu legen. Allerdings solltest du laut ihrem Vorschlag in einem Hotel in einer anderen Stadt unterkommen...", erklärte Sven und rieb sich den Nacken. „Und wer kam jetzt genau auf den Plan mit dem Haus?", fragte Leenie noch einmal nach. Wir beide seufzten und ich zeigte auf Sven. „Ich wollte eigentlich, dass du im Krankenhaus bleibst, bis unser Kind auf die Welt kommt. Aber Sven hat mir ordentlich den Kopf gewaschen und am Ende habe ich dem dann zugestimmt. In den Wochen, in denen du noch im Krankenhaus bleiben musstest, habe ich, erneut alles über Firmenanwältin, in dem Haus die höchsten Sicherheitsstandards einbauen lassen und habe über das Konto der Firma den Sicherheitsdienst bezahlt.", erklärte ich. „Danke. Das Haus ist wirklich toll... Ich habe mich sofort darin verliebt, als ich es zum ersten Mal in echt sah.", erklärte Leenie. „Ja, das habe ich gesehen.", stimmte Sven dem zu. „Aber sag mal, darf ich das Haus denn behalten?", fragte sie fast schon schüchtern. „Wieso nicht?", hakte ich mit einer Gegenfrage nach. „Naja... es gehört einer gewissen Kathleen Blue. Aber den Namen gibt es doch noch gar nicht... Also.", druckste sie rum. Und da ging mir ein Licht auf. Sie wollte meinen Nachnamen nicht haben! Aber das Haus schon. Und wer wäre ich, wenn ich es ihr vorenthalten würde?

„Das ist doch kein Problem. Den Namen kann man umändern lassen. Das Haus kann dir ganz alleine zur Verfügung stehen, wenn du es nach den ganzen Ereignissen immer noch haben willst.", erklärte ich. „Wirklich?", fragte Leenie schockiert nach. Aber klang eher erfreut als alles andere. „Natürlich.", wiederholte ich meine Aussage und sah ihr direkt ins Gesicht. Es strahlte und sie wirkte so unendlich glücklich, dass ich nicht anderes sagen konnte, als ein Ja. „Damit wäre das auch geklärt. Wenn der Vollidiot neben mir nämlich nein gesagt hätte, dann hätte ich es ihm abgekauft.", erklärte Sven mit einem Lächeln auf den Lippen. „Darf ich dich an deine damalige Aussage erinnern, dass du kein weiteres Haus kaufen wolltest, weil deines ja erst kindersicher gemacht worden ist und zwar für viel Geld?", wiederholte ich seine Aussage. „Ja, ja du mich auch.", witzelte Sven. Leenie sah zwischen uns hin und her und begann dann herzhaft loszulachen. Sven und ich jedoch sahen uns verwirrt dran. Und ich sah in seinem Gesicht dieselbe Frage: ‚Was zur Hölle war gerade mit Leenie los?'.

„Schön, dass bei euch alles wieder im Lot ist.", stellte sie nach dem Lachanfall fest. „Wie kommst du denn darauf?", fragte Sven mit hochgezogener Augenbraue. „Naja, noch vor ein paar Monaten hättest du ihm für solch einen Spruch ein blaues Auge verpasst.", erklärte sie. Sven und ich sahen uns an und verstanden. Es war wirklich wieder alles im Lot. Zumindest ein bisschen.

„Vielleicht hast du Recht. Aber vielleicht wollte ich ihn eigentlich nur nicht schlagen, weil er sowieso jetzt eine Brille trägt. Und ich schlage keine behinderten Leute.", erklärte Sven. „Darf ich dich daran erinnern, dass du schon seit Jahren Kontaktlinsen trägst?", konterte ich. „Ernsthaft jetzt?", fragte Leenie. „Ja, ich muss ja niemanden auf die Nase binden, dass...", begann Sven. Und ich beendete seinen Satz: „Du eigentlich blind wie ein Maulwurf bist, wenn du sie nicht drin hast.". „Und du musst das natürlich sofort an die Presse herausgeben.", moserte Sven. Ihm war sein Image als harter Geschäftsmann schon immer sehr wichtig gewesen, sodass er kleine Mängel immer vertuschte. Auch wenn es sich dabei nur um das Tragen einer Brille handelte.
„Aber es gibt doch so tolle Brillengestelle. Schau dir doch nur mal das von Ethan an!", meinte Leenie. „Das olle Teil?", hakte Sven nach. „Ich geb dir gleich oll. Das hat immerhin ein paar Hundert Dollar gekostet.", ergänzte ich. „Dafür hättest du dir aber auch ein schöneres aussuchen können und nicht eins in blau.", konterte Sven. „Ich find die Farbe echt toll. Sie passt gut als Kontrast zu deinen Haaren.", erklärte Leenie und wurde ein wenig rot. „Danke.", murmelte ich. „Aber soll ich dir was verraten: Die Optikerin, die mich beraten hat, hat genau dasselbe gesagt.". „Weiber halt. Was Mode angeht, haben sie immer den besseren Riecher.", schoss Sven dazwischen um die eventuelle peinliche Stille zwischen Leenie und mir zu überspielen. „Ach, deswegen rennst du wieder wie ein Teenager ohne Modebewusstsein rum?", konterte ich. „Farbige Anzüge sind im Moment der Modetrend schlechthin, also lach mich nicht aus, nur weil ich heute rot trage.", sagte Sven ganz lässig und lehnte sich zurück. „Das stimmt. Ich hatte in den letzten Wochen genug Zeit um mich mal mit Mode zu beschäftigen und da stand tatsächlich drin, dass der moderne Mann von heute bunte Anzüge trägt. Und vielleicht habe ich das auch mal Sven gegen über fallen lassen.", unterstützte Leenie seine Aussage. „Ich bin grad nicht sicher, auf wessen Seite du gerade stehst?", hakte ich nach. Doch bevor sie antwortete, musste sie erneut gähnen.

„Da haben wir die Antwort. Die Müdigkeit spricht aus ihr. Wir sollten sie schlafen lassen. Immerhin steht ihr, im Gegensatz zu uns bald das schwerste im Leben einer Frau bevor. Da wird sie alle Kräfte brauchen.", sagte Sven, stand auf und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ruh dich gut aus. Ich komm morgen nach Feierabend mit Max vorbei, wenn du möchtest?", fragte er. „Au ja, den kleinen Racker hab ich gefühlt ewig nicht mehr gesehen.", strahlte Leenie. Dann war meine Verabschiedung dran. Ich drückte ihre Hand und sagte: „Schlaf gut. Wir sehen uns morgen, wenn du magst?". „Bis morgen.", war ihre einzige Antwort darauf. Dann verließen wir ihr Krankenzimmer.

„Na, Lust noch einen Kaffee trinken zu gehen?", fragte Sven mich. „In Anbetracht der Umstände wäre mir was alkoholisches lieber, aber da wir beide auf Schmerzmittel sind, bin ich froh über das Angebot. Was macht eigentlich dein Kopf?", fragte ich, während wir zur Mensa gingen. Dort bestellten wir uns beide einen großen Kaffee und setzten uns etwas abseits. „Der brummt ganz schön. Allerdings hatte der Mistkerl nicht genug wumms drauf, sodass ich nur kurz bewusstlos war. Bei seinen Armen hätte ich eigentlich gedacht, dass der mich tot schlägt.", antwortete Sven. „Vielleicht warst du ja einfach nur im Weg...", überlegte ich. „Das ist sogar ziemlich sicher. Er wollte sich mit Leenie vom Acker machen. In seinem gestohlenen Van haben die Beamten diverse Sachen gefunden, die für eine Entführungen sprachen. Das wir dort waren, war echt ein glücklicher Zufall. Wenn Leenie alleine gewesen wäre, hätten wir sie wahrscheinlich nie wieder gesehen.", erklärte Sven. „Woher weißt du das eigentlich alles?", fragte ich nach. „Während du dich geweigert hast aus ihrem Zimmer zu kommen, habe ich ein langes Gespräch mit Detective Rose geführt. Sie wird morgen übrigens mit euch die Aussagen aufnehmen wollen... Sie erzählte mir, was bei Ryan im Auto gefunden wurde und das er ebenfalls in diesem Krankenhaus behandelt wird. Aber nur noch ein paar Tage. Dann wandert er ins Gefängnis und wird auch so schnell keine freie Luft mehr atmen. Er hat einen der Secruity Männer umgebracht um ungehindert auf das Anwesen zu kommen. Dazu noch meine Verletzung, die Freiheitsberaubung von Nonna und eure Verletzungen. Da muss die Jury schon ganz schön blind sein um ihn als psychotisch einzustufen. Der wandert dieses Mal für immer ein. Und wenn der auch nur einen Fuß aus dem Knast macht, werde ich ihn mit meiner Knarre erwarten. Nochmal lass ich mir nicht auf der Nase herumtanzen!", erzählte Sven. „Wow, das sind ganz schön viele Infos auf einmal. Nonna? Was war mit ihr?", fragte ich nach. „Nachdem er mich bewusstlos geschlagen hat, hat er sich von hinten Zugang zum Haus verschafft und Nonna am Herd stehen sehen. Er hat sich ihr von hinten genähert und sie geknebelt. Dann hat Ryan sie in den Keller gesperrt und nur darauf gewartet, dass der Feuermelder los geht. Laut Detective Rose muss er wohl darauf gehofft haben, dass Leenie alleine in die Küche gehastet kommt und in dieser Paniksituation ihn nicht bemerkt .". „Aber er hat nicht mit mir gerechnet.", warf ich ein und nahm einen Schluck von meinem Kaffee. „Das ist sehr wahrscheinlich.", sagte Sven.

Für einen kurzen Moment hingen wir beide unseren Gedanken nach. Es schien, als sei endlich alles vorbei mit diesem Schwein, sah man mal von den Befragungen und der Gerichtsverhandlung ab. Aber dann wären wir ihn endgültig los. Doch eine Frage beschäftigte mich immer noch: „Wieso hast du eigentlich eine Waffe?", fragte ich Sven. „Wir leben in Amerika.", kam die Antwort. „Witzbold. Was hat das mit meiner Frage zu tun?", hakte ich nach. „Das schätzungsweise jeder zweite Amerikaner eine eigene Waffe besitzt. Sein Glück war, dass ich nur die Kleine mit hatte. Bei meiner Winchester wäre es aus mit ihm gewesen.", grummelte Sven. „Du besitzt ein Gewehr?", hakte ich noch sprachloser nach. „Jetzt sei mal nicht so empört. Dein Vater hat einen ganzen Waffenschrank voller Gewehre. Wundert mich, dass du keine Waffe besitzt.", meinte Sven. Darauf konnte ich nun nichts mehr erwidern.

Babysitter 4 Bigbrother Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt