Ethan
Endlich war es raus.
Das was mich schon so viele Monate belastete. Und die Scham, die ich dachte zu bekommen, wenn ich meine Schwäche eingestand, war nicht gekommen. Nein, stattdessen fühlte ich mich erleichtert. Erleichtert das Leenie mich verstand. Erleichtert, dass ich nicht alleine mit diesem Gefühl war und erleichtert, dass es endlich nicht mehr mein Geheimnis war.
Viel zu lange trug ich das mit mir rum. Nichtmal Sven erzählte ich davon geschweige denn meinem Vater. Ich war immer der Meinung gewesen, dass man als Mann so etwas alleine mit sich ausmachen musste. Doch das war so offensichtlich falsch, das ich blind dafür war. Mein Licht zeigte mir, dass ich nicht alleine war. Sie gab mir jetzt schon die Kraft, die ich brauchte um das zu verkraften. Ich musste es aufarbeiten und mit ihr an meiner Seite konnte ich das. Denn ich wollte endlich die glückliche Zukunft haben, die wir uns wirklich verdient hatten. Eine Zukunft zu dritt. Und zwar in diesem Haus hier, abgeschieden von der Stadt aber immer noch nah genug am Leben. Hier würden wir unseren sicheren Hafen errichten und ich war mir sicher, wenn das Gerichtsverfahren mit Ryan durch war, dann würden unsere Wunden beginnen zu heilen. Denn dann war er endlich aus dem Weg geräumt und konnte uns nicht mehr gefährlich werden. Und um Svetlana würde ich mich in zwei Wochen kümmern. Das war der Termin, den ich mit Detective Rose noch gestern Abend ausgemacht hatte. Sie hatte natürlich auch das Interview gesehen und war mit meinem Plan einverstanden gewesen. Wenn Svetlana so offen Krieg wollte, dann war unsere einzige Waffe die Wahrheit. Und wir würden sie nutzen, das schwor ich mir. Danach wird sich Svetlana wünschen, sich nie mit mir angelegt zu haben.
„Leenie, was hast du?", fragte ich besorgt, als ich die Tränen auf ihren Lippen spürte. Wir lösten uns langsam von einander und sahen uns an. Doch es waren nicht nur ihre Tränen sondern auch meine, die unsere Gesichter benetzten. „Ich bin einfach nur... glücklich?", sagte Leenie und wischte sich eine Träne von der Wange. „Glücklich darüber, dass ich wie ein Schlosshund heule?", fragte ich leicht grinsend. „Nein, du Blödmann. Ich bin glücklich darüber, dass du mir endlich die Wahrheit erzählt hast. Ich hoffe es wird in Zukunft keine Geheimnisse mehr zwischen uns geben.", erklärte Leenie. „Das kann ich nicht versprechen. Also zumindest kleine Geheimnisse schon. Aber solche Großen, wie Erpressung oder ähnliches.", witzelte ich herum. doch das brachte mir einen Schlag auf die Brust ein. „Darüber macht man keine Witze. Ich nehm an, dass was du mit Detective Rose besprochen hast, ist eines deiner Geheimnisse.", meinte Leenie. „Ja, aber das wird sich in zwei Wochen aufklären. Versprochen. Ich muss mit ihr noch ein paar Sachen klären, deswegen kann ich dir noch nichts genaueres dazu sagen. Aber es wird Svetlana definitiv in ihre Schranken weisen.", gab ich zu und trat einen Schritt zurück. Dabei fiel mir auf, dass Leenie immer noch im Bh vor mir stand. „Willst du dir nicht mal dein Shirt anziehen?", fragte ich und checkte meine Freundin ab. Die Schwangerschaft hatte ihrer Figur keinen Abbruch getan. Nein, ganz im Gegenteil. Ihr Becken war nur noch fraulicher geworden und die kleinen Pölsterchen, die sie noch hatte, waren sehr anziehend. Von ihrem Busen brauchte ihr gar nicht erst anfangen. Dadurch dass sie stillte, war er einfach gigantisch geworden. Alles in allem war meine Leenie immer noch eine wunderschöne Frau.
„Hör auf mich abzuchecken.", rief Leenie empört aus, als sie meinen Blick bemerkte. „Dir kann ich es auch nicht recht machen. Erst stört es dich, wenn ich nicht mehr hinsehe und jetzt mach ich das Gegenteil, und das passt dir auch nicht.", kommentierte ich ihr Verhalten und lehnte mich lässig mit verschränkten Armen an die Zwischentür zum Kinderzimmer. Denn dahinter verbarg sich noch ein Geheimnis.
Doch bevor ich ihr das zeigen konnte, wurde ich mit ihrem Shirt beworfen. „Wofür war das denn jetzt?", fragte ich schmunzelnd und warf das Shirt zurück. „Egal... Aber wenn deine Intention war mich zu ärgern, dann hast du deinen Soll erfüllt und kannst endlich wieder nach unten zu unseren Gästen gehen.", erklärte Leenie und zog ihr Shirt endlich an. „Der Grund, wieso ich mit hochkam, befindet sich hinter dieser Tür. Aber vorher musst du noch die Augen schließen.", sagte ich und deutete mit dem Daumen nach hinten. Leenie sah mich mit einer hochgezogen Augenbraue und fragte: „Und was soll die Überraschung denn sein? Ich weiß doch schon, dass Sven das Babybettchen aufgebaut hat.". „Mehr hätte ich ihm auch nicht erlaubt mit verraten. Ansonsten hätte er sich schon sein eigenes Grab schaufeln können.", knurrte ich und öffnete dann die Tür. Zuvor hatte ich mich jedoch versichert, dass Leenie die Augen geschlossen hielt und wirklich nichts sah. Ich schaltete im Kinderzimmer das Licht ein und führte die Blinde in die Mitte. „So und jetzt, Mama, mach die Augen auf.", erklärte ich.
Leenies überraschten Blick zu sehen war jede Geheimniskrämerei wert gewesen. Sven und ich hatten beim Aufräumen des Hauses Leenies Kinderzimmerplan gefunden und dann eine Firma beauftragt, die das Zimmer genauso eingerichtet hatte. Und es war ein voller Erfolg gewesen, denn Leenie kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mittelpunkt des Zimmers bildete das Babybett mit einem Mobile, welches einen Sternenhimmel an die Decke strahlte. Ganz so, wie sie mir mal erzählt hatte. Passend zum Bett gab es einen Schrank, der gut gefüllt und fein säuberlich sortiert war mit den Babysachen. Die Wickelkommode war ebenfalls in einem weiß gehalten und hatte alles, was man sich als Mama nur wünschen konnte. Das gewaltige Einhorn von Marek hatte seinen Platz neben dem Schaukelstuhl gefunden. Der ganze Boden hatte einen weichen Teppich bekommen und die Deckenlampe strahlte in einem sanften Licht.
„Ethan... das hier ist traumhaft...", staunte Leenie, nachdem sie sich mehrfach um die Achse gedreht hatte. „Ganz so...", begann sie. „Wie du es dir vorgestellt hattest?", fragte ich schmunzelnd. Leenie sah mich fragen an und ich wusste, was sie sich fragte. Woher ich das wissen konnte. „Während du im Krankenhaus ans Bett gefesselt war, haben Sven und ich uns die Schäden hier angeschaut und ein wenig angefangen aufzuräumen. Dabei habe ich den Kinderzimmerplan entdeckt. Ich dachte mir, wenn ich dir diese Sorge abnehme, dann kannst du dich hier noch wohler fühlen.", erklärte ich. „Das hier ist wirklich traumhaft... Besser als ich es mir je vorstellen konnte. Vielen lieben Dank.", sagte Leenie und strahlte mich an. „Na da bin ich ja froh, dass die Überraschung uns beiden geglückt ist.", sagte nun Sven, der weiß Gott wie lange schon in der Tür stand. „Dir natürlich auch vielen Dank.", sagte Leenie und sah sich noch ein wenig um.
Ich trat neben meinen besten Freund und fragte: „Wie lang stehst du da schon?". „Nicht lange. Vielleicht zwei Minuten. Wir haben uns gefragt, was ihr so lange hier macht. Und da sich keiner von deiner Familie von Amelia losreissen konnte, habe ich mich erbarmt und kam her. Und das wohl genau zum richtigen Zeitpunkt. Leenie bekommt ja nicht genug vom Zimmer.", schmunzelte er. Meine Freundin war gerade beschäftigt, die Wickelkommode genauer in Augenschein zu nehmen. „Ohja, ich glaub, sie wird ihr Lager wohl in diesem Zimmer aufschlagen.", witzelte ich. „Das denk ich auch. Übrigens wart ihr eben nicht zu überhören. Ich war auf der Toilette und hab ein bisschen was mitbekommen. Leenies Therapeutin hat noch einen Kollegen in der Praxis. Falls du professionelle Hilfe brauchst.", erklärte Sven. Früher hätte ich ihm die Karte, die er mir gerade hin, hielt aus der Hand geschlagen, doch jetzt lagen die Dinge anders. Nickend nahm ich sie an mich und bedankte mich. „Ich bin auch für dich da. Das weißt du, oder?", fragte Sven. „Danke Mann, dass...", begann ich. „Schon in Ordnung. Wir hatten es alle nicht leicht. Und bei dem was meine Frau noch so alles vor hat, brauche ich meinen Bruder.", meinte er zähneknirschend. Ich verstand und nickte. Dass er Sofie erwähnte, liess nichts gutes vermuten. Doch das war für heute nicht das geeignete Thema, das wusste auch Sven. Still verstanden wir uns. Später würden wir uns damit noch ausgiebiger beschäftigen.
„Leenie, ich unterbreche deinen Freudentaumel nur ungern. Aber wir haben noch Gäste.", rief ich zu ihr. „Oh, klar. Sorry, aber dieses Zimmer ist so traumhaft, da ist es schwer wieder raus zu kommen, aus dem Staunen.", sagte Leenie. „Wir haben es verstanden. Und nun komm, ich will den Grill anwerfen.", erklärte Sven. Und damit hatte er sie. Denn wenn Leenie etwas liebte, dann Svens Grillgerichte. Die waren aber auch legendär.
Zu dritt gingen wir nach unten und gesellten uns zu meiner Familie. Die Weichen waren gestellt. Doch was würde noch alles auf uns zukommen? Svens Aussage liess vermuten, dass wir bald an einer anderen Front kämpfen mussten. Und dann war da noch mein eigener Kampf. Nicht zu vergessen das Gerichtsverfahren mit Ryan und die Aktion mit Detective Rose. Es sah ganz so aus, als würden wir noch eine Weile beschäftigt werden.
Doch jetzt wollte ich erst einmal die Zeit mit meiner Familie genießen.
Ende Part 2
Hallöchen,
eure Autorin meldet sich kurz zu Wort :)
Band 1 wird im September/Oktober diesen Jahres als gebundenes Buch erscheinen :) Ihr könnt euch also den Anfang der Reise von Ethan, Sven und Leenie für euer Bücheregal besorgen :)
Für weitere Details folgt mir einfach auf Wattpad, denn dort (und auch hier in den Kapiteln in Band 3) werde ich auf den Laufendem halten, was das neue Cover für Band 1 angeht, aber auch wann es genau erscheinen wird und wo es erhältlich sein wird.
mit viel Liebe,
eure Autorin. :-*
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Babysitter 4 Bigbrother Part 2
RandomJahre sind vergangen seitdem Ethan und Leenie endlich zueinander gefunden haben. Glückliche Jahre die beide zu einer Einheit zusammen wachsen haben lassen. Doch jetzt bedrohen Schatten der Vergangenheit das Paar. Werden Ethan und Leenie ihre Vergang...