Kapitel 33

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Leenie

„Dann schieß mal los. Was ist so extrem wichtig, dass Sven dich her schleifen musste?", fragte ich, nachdem wir im Esszimmer Platz genommen hatten. Natürlich in gebührenden Abstand zu einander. Auch wenn mein Herz fast Purzelbäume schlug, als es Ethan wieder gesehen hatte, so wusste es doch auch, welchen Schmerz er uns zugefügt hatte. Doch ich wollte endlich die Wahrheit wissen. Und da war mir mein Liebeskummer gerade egal. Vielleicht half mir sogar dieses Gespräch mit Ethan, endlich darüber hinweg zu kommen und einen Neuanfang zu starten?
Ethan holte tief Luft und begann zu erzählen: „Erinnerst du dich noch an den Tag, an dem du bei Sofie zum Mädelsabend warst? An jenem Abend wollte ich ein wenig länger arbeiten, doch im Nachhinein wäre es besser gewesen, ich wäre nach Hause gegangen. Denn Svetlana besuchte mich spätabends in meinem Büro. Sie warf mir etwas auf den Schreibtisch und meinte, wenn ich nicht wollte, dass das an die Öffentlichkeit käme, dann sollte ich schnellstmöglich mich von dir als meine Freundin verabschieden und wieder mit ihr zusammen kommen. Ich sah mir an, was sie mir sozusagen vor die Füße warf und stimmte dem schweren Herzens zu. Ich wollte dich eigentlich nur mit der Trennung beschützen.", erklärte Ethan beschämt und vermied es mir ins Gesicht zu sehen.

„Beschützen wovor?", fragte ich nach und hob eine Augenbraue nach oben. „In dem Ordner waren Bilder von Svetlana und Ethan in eindeutigen Posen zu sehen. Sie drohte damit, es an die Presse zu schicken und zu behaupten, dass die Bilder aktuell seien.", erklärte Sven und half so seinem Freund aus der Patsche. Doch mich beschlich das Gefühl, dass beide mich gerade anlogen. „Wirklich? Und wieso hast du mir das damals nicht gesagt?", fragte ich nach. „Weil ich die Flucht nach vorne am Besten fand. Ich wollte dich aus der Schusslinie bringen, damit das Gift von Svetlana dich nicht erreicht.", beantwortete er meine Frage. „Hat ja echt viel gebracht.", warf ich ein und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn ich damals gewusst hätte, dass Svetlana mit Ryan gemeinsame Sache macht, hätte ich einen anderen Weg eingeschlagen.", warf Ethan ein und sah mich an. Dann runzelte er die Stirn und fragte: „Wieso bist du nicht überrascht? Ich hätte eigentlich gedacht, dass dich das aus der Bahn werfen würde.". Ich seufzte und antwortete: „Weil ich mir das schon irgendwie denken konnte. Immerhin kannte Ryan sich in unserer alten Wohnung mehr als gut aus. Er musste also jemanden kennen, der in unserer Wohnung ein uns aus ging. Das es Svetlana war, fand ich erst kürzlich raus. Ich sah nachts einen Tv-Bericht und da wurde erwähnt, dass sie in Gewahrsam sei und ihr Fall etwas mit Ryan zu tun haben könnte.". „Und dann riefst du mich an, weil du so eine Bestätigung deiner Vermutung haben wolltest?", fragte Ethan. „Sowas in der Art.", gab ich zu. Einen Augenblick herrschte betretenes Schweigen zwischen uns. Selbst Sven, der sonst immer eine Antwort wusste, schwieg. Es schien, als würde einfach zu viel zwischen uns stehen. Zu viele Geheimnisse und zu viel verursachter Schmerz.
„Jedenfalls trennte ich mich von dir und hoffte, dass du somit in Sicherheit warst. Eigentlich hatte ich vorgehabt, niemals mit ihr zu schlafen. Doch sie setzte immer wieder ihr Druckmittel ein, sodass ich mich gezwungen sah, ihr doch zu Willen zu sein.", erklärte Ethan, nachdem er sich doch dazu durchgerungen hatte, weiter zu erzählen. „Und das soll ich dir glauben? Ethan... Ich hab sie in der Wohnung angetroffen, als ich mal meine Sachen heraus holte. Und da sah sie sehr derangiert aus, wenn ich mal nett sein darf. Sie sagte mir ins Gesicht, du hättest mich mit ihr betrogen, weil ich dir nicht geben konnte, was du so nötig brauchst.", erklärte ich und bemerkte, wie mir die Tränen in die Augen schossen.
Wie als wäre es gestern gewesen, stand mir die Szene vor Augen. Es war eine knappe Woche nach unserer Trennung gewesen und ich wollte ein paar Klamotten holen, damit ich nicht immer bei Sofie im Schrank etwas passendes heraussuchen musste. Gleich nachdem ich die Tür aufgeschlossen hatte, war sie aus dem Schlafzimmer gekommen und man sah ihr deutlich an, dass sie gerade Sex gehabt haben musste. Als Svetlana bemerkte, dass ich es war, die in der Tür stand, kam sie grinsend auf mich zu und erklärte mir, dass Ethan nun endlich wieder den Sex hatte, den er bräuchte. Ich hatte mich nicht stören lassen, obwohl mir anders zu mute war und war ebenfalls ins Schlafzimmer gegangen. Vor ihr wollte ich keine Schwäche zeigen, denn Svetlana wusste, wie man die Schwächen des gegenüber nutzen musste. Und meine Schwäche war und würde immer meine Liebe zu Ethan bleiben...

„Als ich damals das Schlafzimmer betrat, bemerkte ich einen seltsamen Geruch und mir war klar, dass sie tatsächlich gerade Sex gehabt haben musste. Ich blendete es aus und packte meine Koffer. Ich wollte so schnell wie möglich aus dieser Wohnung raus. Zumal aus dem angrenzenden Bad die Dusche zu hören war und ich dir in diesem Moment einfach nicht über den Weg laufen wollte.", schloss ich meine Erzählung und musste mir das Weinen verkneifen.

„Das kann unmöglich stimmen.", warf Ethan empört ein. Doch bevor ich nachfragen konnte was er genau meinte, ging Svens Handy los. Ein seltsamer Alarmton, den ich so noch nie gehört hatte, störte unser Gespräch. „Sven?", fragte ich verwirrt nach. „Ein Alarm wurde ausgelöst. Am hinteren Tor.", erklärte er, nachdem er von seinem Telefon aufgesehen hatte. „Wieso bekommst du die Alarme?", fragte Ethan mit hochgezogener Augenbraue. „Um Leenie nicht zu verunsichern, falls es sich mal falsche Alarme handelte. Wir sollten ja jeglichen unnötigen Stress vermeiden.", erklärte Sven und stand auf. „Ich geh mir das mal ansehen. Und ihr zwei, geht euch nicht an die Gurgel, während ich weg bin.", sagte Sven, gab mir einen Kuss auf den Scheitel. Dann lies uns er uns alleine.

„Kam das schonmal vor?", fragte Ethan mich. „Einmal, kurz nachdem ich hier her gezogen war. Da haben Sven und ich beschlossen, dass er die Alarmnachrichten bekommt, da ich bei der letzten Falschmeldung ziemlich in Panik geriet.", erklärte ich und atmete noch einmal tief durch. Doch dann wollte ich etwas wissen: „Bevor Sven gegangen ist, hast du gemeint, dass was Svetlana mir gesagt hatte, könnte nicht stimmen. Wieso?". „Du willst ohne Sven weiter reden?", kam stattdessen die Gegenfrage. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und nickte. „Klar, oder brauchst du unbedingt jemanden an deiner Seite?", hakte ich mit hochgezogener Augenbraue nach.". Erneut seufzte Ethan, doch dann schüttelte er den Kopf. „Dafür brauch ich Sven garantiert nicht. Du hast Antworten verdient... Das mit Svetlana und mir kann zu diesem Zeitpunkt nicht gestimmt haben, denn da habe ich mich noch geweigert gehabt, mit ihr zu schlafen.", erklärte er. Ich runzelte die Stirn und überlegte laut: „Aber mit wem hat sie dann in unserem Bett geschlafen?". Ethan schien dasselbe zu denken, doch bevor er etwas sagen konnte, ging in meiner Küche der Feuermelder los.

Babysitter 4 Bigbrother Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt