Leenie
„Wo willst du hin?", fragte Ethan mich und hielt mich mit seiner Frage mitten auf der Treppe nach oben auf. „Hoch, mich umziehen. Amelia hat mich vollgespukt nach dem Stillen.", antwortete ich und zeigte auf das kleine Malheur. „Warte, ich komm mit.", erklärte er und betrat die erste Stufe der Treppe. „Aber wo hast du unsere Tochter gelassen?", hakte er nach, als er bemerkte, dass ich alleine war. „Bei ihren Tanten. Die beiden schaffen das schon.", sagte ich und deutete auf das Wohnzimmer. Dort lag Amelia auf der Couch zwischen ihren Tanten und nuckelte auf ihrer Faust herum. Ihre Tanten waren hin und weg und kamen aus dem Schäkern nicht mehr raus.
„Dein Wort in Gottes Gehörgang.", erklärte Ethan, nachdem er ebenfalls die Szene beobachtet hatte. Er traute seinen Schwestern immer noch nicht etwas Verantwortung zu, obwohl sie schon sooft das Gegenteil bewiesen hatten. Nicht zuletzt, wenn sie mal auf Max aufpassten.
‚Na das wird lustig, wenn die beiden erklären, dass sie in Frankreich studieren wollen.', grinste ich vor mich hin und liess Ethan an mir vorbei laufen. Gemeinsam gingen wir in den ersten Stock und ich wunderte mich, warum die Tür zum Kinderzimmer geschlossen war. Sonst stand sie doch immer offen. Sven hatte mir bei einem seiner Besuche im Krankenhaus erzählt, dass er das Babybett gemeinsam mit Jon aufgebaut hatte. Aber mehr hatte er nicht zum Kinderzimmer gesagt. Nun war ich natürlich gespannt, was ich alles noch machen musste, damit mein kleiner Engel sich in seinem Heim wohlfühlen konnte.Ich ging ins Schlafzimmer und holte aus meinem Schrank ein anderes Stillshirt heraus. „Wieso drehst du dich eigentlich weg?", fragte ich Ethan, als ich bemerkte dass er sich umdrehte, während ich mein Shirt auszog. „Naja... weil...", druckste er herum. „Weil dir nicht aus dem Kopf geht, dass Ryan mich erneut vergewaltigt hat?", fragte ich direkt nach und zog dabei eine Augenbraue nach oben. Ethan sah auf und wirkte ertappte. „Wusst' ich's doch. Jetzt ist also der Punkt an dem ich dir wirklich zuwider bin und du nur mit mir zusammen bist, weil ich die Mutter deiner Tochter bin.", stellte ich fest und ignorierte den Stich in meinem Herzen. Denn tief in meinem Inneren hatte ich das schon geahnt. Ethan's Verhalten hatte mir mehr als einmal Anlass zu dieser Vermutung gegeben.
„Leenie, so war das nicht gemeint.", sagte Ethan. „Und wie dann? Auf der einen Seite tust du einen auf überbesorgt aber auf der anderen Seite kommst du übers Händchen halten nicht hinaus. Ich hab doch gemerkt, wie schockiert du gestern nach dem Kuss warst. Du musst nicht so tun, als wärst du gerne mit mir zusammen. Wir sind alt und erwachsen genug um zwar als Eltern zu leben aber ohne das Paargedöns.", erklärte ich. „Deinem Vater und allen anderen kannst du vielleicht etwas vormachen, aber nicht mir.", sagte ich weiter. „Das ist es doch nicht...", murmelte Ethan. „Und was ist es dann? Du erzählst mir ja nie etwas. In den ganzen Gesprächen über unsere Beziehung habe am meisten ich erzählt. Aber wir sind nie zu dem Punkt gekommen, an dem du sagst was dich belastet. Ja, du hast gestern gesagt, dass du mich liebst. Aber es sagen und mir zeigen... Das sind zwei Paar Schuhe. Und wenn nicht wir, wer hat dann ein bisschen Glück verdient? Oder haben es am Ende Ryan und Svetlana doch geschafft uns komplett auseinander zu bringen?", redete ich mich in Rage.
„Verdammt Kathleen, jetzt reicht es aber mal! Ich halte mich doch nur zurück, weil du wieder vergewaltigt worden bist und ich dir wieder nicht helfen konnte! Nein, ich musste verdammt nochmal zusehen! Am liebsten hätte ich Ryan umgebracht für das was er dir angetan hat, aber nein, am Ende lag ich in meinem eigenen Blut auf unserem Küchenboden und konnte dir wieder nicht helfen. Hast du eine Ahnung, wie es ist, so hilflos zu sein?", fragte er heftig. „Ja, die habe ich. Besser als du glaubst. Ich war hilflos als meine Mutter krank wurde und ich ihr nur dieses schäbige Hospiz bieten konnte. Ich konnte deine Schwestern nur beschützen in dem ich den Missbrauch von Ryan erduldete. Jedes gottverdammte Mal fühlte ich mich machtlos und jedes mal ein Stückchen weniger wert... Aber am schlimmsten war, als ich damals von Svetlana erfuhr... Ich hatte damals gedacht, dass sich etwas entwickelt hatte zwischen uns. Etwas, was mich aus der Hölle befreien konnte... Doch dann kam deine Freundin um die Ecke. Kurz danach erfahre ich das meine Mutter gestorben war und dann hat mich Ryan fast umgebracht. Am meisten bereut hatte ich in diesem Moment, dass ich nicht einmal mutig gewesen war und dir damals gesagt habe, dass ich dich liebe.", erklärte ich und hatte nun Mühe mir die Tränen zu verkneifen. Das alles hatte ich zwar meiner Therapeutin erzählt, aber niemals dem Mann mir gegenüber.
Ethan sah mich mit großen Augen an. „Und wie hast du es daraus geschafft?Raus aus dieser Hilflosigkeit? Denn ich weiß nicht mehr weiter. Jede gottverdammte Nacht träume ich davon, wie du erneut unter diesem Schwein zu leiden hast. Jede Nacht wache ich auf und muss nachsehen, wie es dir geht und ob du noch lebst. Immer wieder erlebe ich im Traum, dass du vergewaltigt wirst und zwar mit meinem Spielzeug. Weil ich Vollidiot es nie geschafft es weg zu räumen!", erklärte Ethan und ballte die Fäuste. „In dem ich mir Hilfe geholt habe. Meine Therapeutin in erster Linie, aber auch Sven und Sofie waren für mich da. Aber meine Stärke, die mir geholfen hat mich endlich Ryan so entgegen zu stellen wie ich es bei der letzten Attacke von ihm tat, die hatte ich von dir. Du hast mir geholfen zu der Person zu werden, die ich heute bin. Und das möchte ich auch für dich sein. Wenn du mich lässt...", sagte ich, wobei ich den letzten Rest eher flüsterte. Ich war mir mittlerweile zu nichts mehr sicher. Doch statt einer Antwort kam Ethan schnellen Schrittes auf mich zu gelaufen, nahm mich in den Arm und küsste mich wie zuvor. Er küsste mich so, wie in der Zeit, bevor all das geschah.„Meine Stärke... Meine Liebe... Meine Leenie.", flüsterte Ethan zwischen den Küssen und ich merkte, dass Ethan weinte. Ich liess nun ebenfalls meinen Tränen freien lauf und es war mir egal. Jetzt in diesem Moment wusste ich, dass wir es gemeinsam schaffen konnten. Für Amelia, für uns und vor allem für Ethan's Seelenheil.
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Babysitter 4 Bigbrother Part 2
RandomJahre sind vergangen seitdem Ethan und Leenie endlich zueinander gefunden haben. Glückliche Jahre die beide zu einer Einheit zusammen wachsen haben lassen. Doch jetzt bedrohen Schatten der Vergangenheit das Paar. Werden Ethan und Leenie ihre Vergang...