Kapitel 31

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Leenie

„Leenie.", begann er traurig. „Jetzt komm mir nicht so, Ethan. Ich hab aus den Medien erfahren müssen, was los ist. Ryan ist immer noch flüchtig. Das war mir schon klar. Aber was hat Svetlana damit zu tun?", fragte ich weiter. „Solltest du das nicht vielleicht mit Detective Rose besprechen?", gab er als Antwort. „Ernsthaft? Das ist das Einzige, was du mir als Antwort geben kannst? Natürlich kann sie mich aufklären, aber ich denke, ich hab eine Erklärung von dir verdient!", schoss ich wütend zurück. „Hast du mal auf die Uhr geschaut? Es gibt auch Leute, die arbeiten müssen. Und ich dachte, wir hätten alles geklärt.", meinte Ethan. „Dann will ich dich mal nicht weiter stören.", erklärte ich und legte auf. In dem Moment in dem ich auflegte, verfluchte ich mich selbst. Wieso hatte ich das gemacht? Waren es die Hormone oder doch nur meine eigene Hoffnung, dass es vielleicht etwas anderes gab, was Ethan zu Trennung veranlasst hatte, als das er mich nicht mehr liebte?

Am Ende hatte mir das ganze Telefonat nichts gebracht, außer dass ich mir sicher war, das Ethan seine endgültige Entscheidung getroffen hatte. Er würde Svetlana bestimmt beistehen und es würde sich um eine Verwechslung handeln, dass sie etwas mit Ryan zu tun hatte. Dieser Gedanke gab mir, wenn auch ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Ich konnte und wollte einfach nicht glauben, dass sich jemand mir Ryan zusammen tun könnte. Der Kerl war doch einfach nur krank! Niemand konnte da doch freiwillig mit ihm zusammen arbeiten... Das ergab noch weniger Sinn, als meine andere Vermutung.
Mit diesen düsteren Gedanken überprüfte ich mein Sicherheitssystem erneut und ging dann ins Bett. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Mein kleiner Engel hatte natürlich meine innere Unruhe mitbekommen und war jetzt der Meinung, seine eigene kleine Feier zu veranstalten. Nachdem ich mich mehrere Minuten hin und her gewälzt hatte, beschloss ich etwas zu recherchieren. Vielleicht würde sich dann mein kleiner Untermieter etwas beruhigen. Und so holte ich meinen Laptop nach oben zusammen mit einem frisch aufgebrühten Tee, machte es mir im Bett gemütlich und dann begann ich nach zu forschen. Erst über Ethan, doch all das was ich herausfand, kannte ich schon aus erster Hand. Vieles davon hatte ich von ihm selbst erfahren. Neu war allerdings, dass er sich direkt nach dem Freitod seiner Mutter erst einmal für ein halbes Jahr zurückzog und danach sofort die Firma seines Vaters übernahm. Ich wusste ja, dass seine Mutter damals schwer krank gewesen war und sie nicht dieser Krankheit erliegen wollte. Doch das sich Ethan vollkommen abgeschottet hatte, war mir neu gewesen. Was er wohl in dieser Zeit getrieben hatte?

Als nächstes begann ich etwas über Svetlana herauszufinden und zum ersten Mal verstand ich, was meine liebsten Zwillinge einmal gemeint hatten mit zwei unterschiedlichen. Damals hatten sie den Satz nie beendet, was eine Macke von einer der Zwillingen gewesen war, deswegen hatte ich nie weiter nachgehakt. Aber nachdem ich ein paar Bilder von ihr als aktivem Model gesehen hatte, wusste ich nun was sie meinten. Svetlana trug auf ungewöhnlich vielen Bildern zwei unterschiedliche Kontaktlinsen.

Die ersten Pärchenbilder der beiden entstanden wohl kurz nachdem Ethan wieder auftauchte. Doch mir fiel etwas an ihm auf. Auch wenn er eine Hand um ihre Hüfte gelegt hatte, so wirkte er immer sehr distanziert zu ihr. Man sah den beiden an, dass sie etwas verband. Aber es waren keine innigen Gefühle. Nicht wenn man Ethan im direkten Vergleich mit mir als Partnerin sah. Oft hatte er seinen Arm um mich geschlungen, aber nie Platz zwischen uns gelassen. Er hatte immer der ganzen Welt gezeigt, dass ich ihm gehörte. Das Fragezeichen auf meinem Kopf wurde immer größer und immer drängender wurde die Frage: Wieso ging er zu einer zurück, die er offensichtlich nicht liebte und lies mich alleine?

„Sie sind noch wach?", fragte ich Detective Rose, als sie auf meine Nachricht mit einem Anruf antwortete. „Schon wieder wach. Die Bösen schlafen nie.", erklärte sie lachend. „Das stimmt allerdings.", ergänzte ich. „Leenie, was haben Sie denn auf dem Herzen?", fragte sie mich. Ich seufzte und erzählte ihr von dem TV-Bericht. „Ja, Ryan ist immer noch auf freien Fuß. Leider. Zweimal hätten wir ihn beinah gehabt. Aber er ist uns erneut durch die Lappen gegangen. Er ist es übrigens, der mich grade um den Schlaf bringt.", witzelte sie. „Das tut mir leid.", meinte ich und streichelte meinen Bauch weiter. Das war so eine Angewohnheit von mir, seit er endlich gewachsen war. „Ach, Sie können dafür doch nichts. Ich will dieses Schwein endlich wieder hinter Gitter wissen. Und da ist mir jeder Schlafraub recht, wenn er nur dazu dient, ihn zu fassen.", meinte sie locker. Doch dann wurde sie wieder ernst. „Aber das ist nicht das, was Sie am Schlafen hindert. Hab ich recht?", fragte sie. „Ja, tatsächlich. Es handelt sich um die Freundin meines Expartners. Ich komme einfach nicht drauf, was sie mit der ganzen Sache zu tun hat. Im Tv hiess es nur, sie sei in Gewahrsam und der Fall könnte etwas mit Ryan zu tun haben.", erklärte ich. Am anderen Ende war kurz Schweigen zu hören, bevor sie seufzte und dann fragte: „Hat man Ihnen nichts mitgeteilt?". Ich schüttelte den Kopf und sagte dabei: „Nein. Von wem denn?". „Wenn es nicht strafbar wäre, dann würde ich beide umbringen. Ihr Bruder und Mr Blue sollten Sie eigentlich in den Plan mit einweihen!", antwortete sie. Jetzt verstand ich nur noch Bahnhof. „Plan?", hakte ich nach. „Okay. Dann mach ich das jetzt. Morgen oder übermorgen werden Sie im TV sehen, dass Sie wieder bei Ethan einziehen werden um sich auf die Geburt mit vorzubereiten. Das ganze dient jedoch nur einem Zweck: Wir wollen so Ryan aus der Defensive locken.", erklärte sie. „Wow.", staunte ich. „Ja. Deswegen erschrecken Sie nicht, wenn Sie dem nächst die entsprechenden Meldungen lesen.", erklärte sie weiter. „Da bin ich ja beruhigt. Ich hätte nämlich echt doof aus der Wäsche geguckt.", witzelte ich. Doch dann wurde ich wieder ernst. „Und was wird Svetlana dazu sagen? Das ich wieder bei Ethan einziehe... Immerhin sie beiden doch verlobt.", meinte ich. „Svetlana wird sich dazu gar nicht mehr äußern. Sie sitz in einer Zelle und wartet dort auf ihre Kautionsverhandlung. Aber weswegen ist kein Thema fürs Telefon. Und schon gar nicht in ihrem Zustand. Außerdem wäre es mir lieb, wenn bei diesem Gespräch noch jemand dabei wäre. Ich hoffe Sie können das verstehen?", fragte sie mich. Ich runzelte die Stirn und überlegte kurz. Doch am Ende siegte die Vernunft. „Sie haben recht. Wenn es eine Bombe ist, die Sie dann platzen lassen, dann wäre ich nicht gerne alleine. Allerdings ist das nicht sehr beruhigend.", gab ich zu. „Das kann ich verstehen. Laden Sie doch die Tage ihren Bruder zu sich ein um auf andere Gedanken zu kommen. Und vielleicht erzählt er Ihnen wenigsten das. Wenn nicht stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.", sagte sie. Die Idee mal wieder einen normalen Tag zu verbringen, klang gar nicht so übel. „Vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben.", bedankte ich mich. „War mir ein Vergnügen. Allerdings sollten Sie versuchen jetzt ein wenig zu schlafen.", meinte sie, nachdem ich erneut ins Telefon gegähnt hatte. „Ja, das stimmt. Ihnen wünsche ich einen nicht ganz so anstrengenden Tag.", erklärte ich. „Jeder Tag der Stress bringt, bringt einen Bösewicht hinter Gittern.", witzelte sie und legte dann auf. Ich legte mein Handy neben mich und kuschelte mich ins Bett. Dann übermannte mich der Schlaf und endlich hatte ich ein wenig Ruhe.

Babysitter 4 Bigbrother Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt