Teil 1

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"Oh mein Gott Klara", höre ich Henry schon durch meine geschlossene Bürotür aufgeregt rufen, bevor er wild wedelnd mit einem Blatt Papier in der Hand rein kommt. Ich blicke an meinem Computerbildschirm vorbei auf meinen Sekretär und besten Freund.

"Hat uns Beyoncé angefragt, oder Daniel Craig?", will ich amüsiert wissen, er lässt sich theatralisch in den Stuhl vor meinem Schreibtisch fallen und ich lehne mich in meinem Stuhl zurück.

"Schätzchen, du hast einen neuen Auftrag und es ist nicht irgend ein Auftrag. Nein. Du sollst einen echten Scheich, also den Sohn von einem Scheich in Dubai bewachen. Ist das nicht aufregend?", er hüpft in dem Stuhl auf und ab und fächert sich mit dem Blatt Luft zu.

"Henry! Beruhige dich und dann versuch mir alles ganz in Ruhe zu erklären", er schlägt lässig ein Bein über das andere und reicht mir mit einer dramatischen Geste die Email. Erst jetzt fällt mir auf, was er wieder für einen ausgefallenen Anzug trägt. Henry hat einen sehr speziellen Modegeschmack, heute hat er einen schwarzen Samtanzug mit verschieden Spielkarten bedruckt an. Grinsend lasse ich mein Blick über sein Outfit schweifen und schüttele leicht mit dem Kopf.

Ich sehe mir die Email genauer an und Henry sitzt kerzengerade gespannt auf seinem Stuhl.

"Okay, die Mail ist von Scheich Zahit Bakir bin Arif Al-Thani, ziemlich langer Name, den kann ich mir nie im Leben merken", ich verdrehe die Augen und lese weiter. Henry tippt nervös mit den Fingern auf seinem Knie rum.

"Hör auf zu tippen", schnaufe ich und er hebt entschuldigend die Hände.

"Ich besorge dir mal einen Kaffee, deine Laune ist unterirdisch."

Henry springt auf und verschwindet in Richtung Küche. Ich stütze meine Ellbogen auf den Tisch, fahre mir angestrengt über die Schläfen und lese weiter. Der Scheich möchte das ich, die Bewachung für neunzig Tage und wenn notwendig vierundzwanzig Stunden am Tag übernehme. Als mein Blick auf das eventuelle Honorar fällt, bleibt mir fast die Luft weg, hundert Tausend Euro, werden mir geboten. Ich lasse das Stück Papier auf mein Schreibtisch fallen und stehe auf.

Stelle mich an das bodentiefe Fenster und blicke auf den Verkehr, der sich zwanzig Stockwerke unter mir durch die Frankfurter Innenstadt quält. Meine Hände gleiten in die Hosentaschen meiner schwarzen Anzughose und ich hole tief Luft, einhundert Tausend, da lässt der Scheich ordentlich was springen für eine simple Bewachung.

"Kaffee Liebes", ruft Henry hinter mir und ich drehe mich um. Er balanciert ein kleines Tablett mit zwei Tassen Kaffee und ein paar Cookies um meinen Schreibtisch.

"Ich will nur den Kaffee, die Kekse kannst du essen", ich schiebe den Teller zu Henry und nehme meine Tasse vom Tablett.

"Hast du dir die Email angeguckt? Meine Güte Klara, das ist ein Haufen Asche, was der reiche Araber dir da bietet. Was mich allerdings etwas stutzig macht, wieso will der eine Frau als Bodyguard?! Die sind doch in den Emiraten so auf Tradition aus."

"Keine Ahnung, in der Mail steht das er sich heute gegen siebzehn Uhr mitteleuropäischer Zeit, wegen der Vertragsdetails noch mal meldet. Dann werde ich wohl mehr erfahren. Für die Firma ist das natürlich ein riesen Deal."

Ich werfe einen Blick auf meine Uhr und sehe das es gleich fünf ist. Nervös gehe ich mit dem Kaffee in der Hand vor dem großen Fenster auf und ab. Der dicke Teppich verschluckt meine Schritte und ich trinke schnell den Kaffee aus.

Wenn mir jemand vor fünf Jahren gesagt hätte, ich soll den Sohn von einem Scheich für hundert Tausend Euro bewachen, dann hätte ich ihn für geistig umnachtet erklärt. Meine Gedanken schweifen in die Vergangenheit ab.

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