Teil 28

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Flatternd öffne ich meine Augen, blinzele kurz, wegen dem hellen Licht im Zimmer. Die Decke ist weiß und es riecht nach Krankenhaus. Da fällt es mir wieder ein, dass ich mir wohl beim Versuch Djamal vor einem Scharfschützen zu beschützen eine Rippe gebrochen haben muss.

Ich versuche mich aufzusetzen, aber es tut immer noch höllisch weh, so lasse ich meinen Kopf stöhnend zurück in die Kissen sinken. Das Zimmer ist sehr groß und ich bin ganz allein. Ein Überwachungsmonitor piept in einem monotonen Ton neben mir und eine Infusionsnadel steckt in meiner linken Hand. Mein Blick huscht zum Fenster und ich sehe die Spitzen von verschiedenen Hochhäusern, der Himmel strahlt in einem hellblau, vorsichtig drehe ich mich auf die linke Seite, wo sich ein kleiner Nachtschrank befindet.

Darauf steht ein Strauß mit roten Rosen und mein Handy liegt daneben. Ich greife danach, zehn Uhr, aber die Datumanzeige lässt mich stutzig werden. Wie lange war ich bewusstlos? Wegen einem Rippenbruch? Henry hat mir unzählige Nachrichten geschickt und ich wähle seine Nummer, er geht sofort nach dem ersten Klingeln dran.

"Klara?", sagt er aufgeregt.

"Ja", krächze ich leicht und räuspere mich.

"Gott sei Dank, Liebes. Du hast uns vielleicht einen Schreck eingejagt. Wie geht es dir?"

"Warum? Ich habe mir doch nur eine Rippe gebrochen, dass ist aber fünf Tage her. Warum war ich solange bewusstlos?"

"Hast du noch nicht mit deinem behandelnden Arzt gesprochen?"

"Nein, weißt du mehr als ich?"

"Du hast einen Streifschuss abbekommen, als du dich auf Djamal geworfen hast. Du hast keinen Rippenbruch, aber dafür viel Blut verloren, weil eine Arterie getroffen wurde. Djamal geht es gut, du hast ihm das Leben gerettet. Die wollten ihn umbringen, aber warum weiß keiner -", ich unterbreche ihn.

"Halt! Warte mal, woher weißt du das Alles?", frage ich und bin plötzlich wieder voll da.

"Scheich Bakir hat mich informiert und hält mich seitdem Anschlag auf dem Laufenden. Du hast wirklich mit niemanden gesprochen, Schätzchen? Du musst dich erholen, dein Auftrag ist in einer Woche abgeschlossen und Scheich Bakir würde dich vorher aus dem Vertrag lassen, ohne dein Honorar zu kürzen. Schließlich hast du seinem Sohn das Leben gerettet. Sobald du also fit genug bist, kannst du nach Hause kommen", spricht Henry leise weiter.

"Was? Ich kann gehen?", in meinem Hals bildet sich ein Kloss und ich schlucke die aufsteigenden Tränen runter.

"Ja, sei froh, dann ist das Kapitel mit Djamal und dir endlich zu Ende. Klara, ich muss weiter arbeiten, die anderen Leitungen blinken schon wie verrückt. Ruf mich an, wenn du entlassen wirst."

"Mach ich", ich drücke das Gespräch weg. Lasse resigniert das Handy auf meinen Bauch sinken.

Das war's! Mein Auftrag ist abgeschlossen und ich kann zurück nach Frankfurt. Meine Zeit mit Djamal nimmt ein jähes Ende. Aber lieber so, dann muss ich mir die Hochzeit wenigstens nicht mehr angucken. Trotzdem macht es mich gerade unendlich traurig.

Ich schließe die Augen und Tränen laufen ungehindert an meinen Wangen herab. Es klopft und ich wische mir hektisch über mein nasses Gesicht.

"Hallo Frau Stahl. Sie sind wach, wie geht es Ihnen?", will der junge Arzt wissen.

"Danke, den Umständen entsprechend würde ich sagen. Können Sie mir sagen was genau passiert ist, ich erinnere mich nicht richtig."

"Sie haben einen Streifschuss abbekommen und sehr viel Blut verloren. Aber Sie werden sich voll und ganz davon erholen. Der Verband muss allerdings noch jeden Tag gewechselt werden."

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