Teil 23

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Ich lasse mir viel Zeit beim duschen, heute sollen wieder fast dreißig Grad werden und so muss ein Outfit her, was Business ist, aber auch luftig. Also entscheide ich mich für ein Seidentop, eine schwarze Chinohose und ein dünnes Jackett. Meine Haare stecke ich zu einem strengen Dutt im Nacken zusammen, ziehe den Waffelholster an und stecke meine Dienstwaffe hinein. Mein Handy verschwindet in der Hosentasche, genauso wie meine Pilotensonnenbrille, die ich gerne zum arbeiten trage. Im Flur suche ich meine schwarzen Sneakers, bis mir einfällt, dass die noch bei Djamal stehen.

Ich hole tief Luft und klopfe an seine Tür, da keiner herein sagt, ist er wohl schon zum Frühstück verschwunden. Leise öffne ich die Tür und ziehe im Flur meine Schuhe an. Als ich ein leises Kichern von draußen höre, verschwinde ich blitzschnell im Ankleidezimmer. Im gleichen Moment wird auch schon die Tür aufgemacht und sofort wieder geschlossen. Hier drin ist es stockdunkel und ich kann meinen eigenen Herzschlag in den Ohren hören.

"Komm schon Djamal, du hast doch noch soviel Zeit. Dein Vater hat gesagt, dass ich mich schnell bei dir frisch machen kann", trällert Faizah, ich stehe stocksteif neben der Tür und halte unwillkürlich die Luft an.

"Dann mach das auch. Ich warte hier", murrt er und bleibt wohl im Flur stehen. Hoffentlich kommt jetzt keiner der Beiden auf die Idee, hier rein zu kommen.

"Faizah, was soll das jetzt? Lass mich los", sagt Djamal auf einmal lauter.

"Vor ein paar Tagen hat es dich doch auch nicht gestört", flötet sie weiter und ich höre wie eine Gürtelschnalle geöffnet wird.

"Verdammt noch mal! Nein! Ich gehe jetzt zurück frühstücken und danach zum Golf. Was du machst, ist mir Scheißegal. Wir sehen uns morgen auf der Gala und jetzt lass mich sofort los!", schreit er Faizah an und ein paar Sekunden später knallt seine Zimmertür zu. Sie gibt ein tiefes Schluchzen von sich und ich höre wie sie kurze Zeit nach Djamal leise die Appartementtür schließt.

Erleichtert stoße ich die angehaltene Luft aus, verlasse schnell das Ankleidezimmer und verschwinde aus Djamals Zimmer. In der Küche herrscht ein munteres kommen und gehen, weil jeder der Angestellten unterschiedliche Arbeitszeiten hat. Livia ist noch da und winkt mich freudestrahlend auf den freien Platz neben ihr.

"Guten Morgen Klara", sie gießt mir Kaffee aus der großen Kanne ein und ich nehme mir eine Scheibe Weißbrot aus dem großen Korb auf dem Tisch.

"Geht es Djamal besser?", flüstert sie.

"Ja, wir müssen in einer Stunde auf dem Golfplatz sein", ich verdrehe die Augen und sie lacht amüsiert.

"Ich verstehe auch nicht was alle so faszinierend an dieser langweiligen Sportart finden. Wenn deine Ankunft ein paar Tage früher gewesen wäre, hätten wir zur Formel 1 nach Abu Dhabi fahren können", schwärmt sie.

"Da hättest du mich nicht zweimal bitten müssen", lächle ich sie an und wir beißen gleichzeitig in unser Marmeladenbrot. Paco kommt rein und begrüßt uns freundlich, aber seine Miene verrät, dass ihn etwas bedrückt.

"Fährst du oder soll ich fahren?", fragt er mich sofort.

"Wann, heute oder morgen zum Flughafen?"

"Wie Flughafen?", fragt er mich leicht verwirrt.

"Mayla kommt morgen und Djamal soll sie abholen."

"Ganz ehrlich, das soll Scheich Bakir selbst entscheiden, mir ist es egal", sagt Paco und trinkt einen großen Schluck von seinem Kaffee. "Warum frühstückst du hier und nicht bei den Herrschaften?", will Paco sichtlich angefressen wissen und stellt seine Kaffeetasse ab.

"Weil ich Angestellte bin, genau wie du oder Livia, oder alle anderen die hier arbeiten. Hast du schlechte Laune? Dann lass sie nicht an mir aus", sage ich etwas lauter und Livia's Hand mit dem Brot schwebt vor ihrem Mund.

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