Steel Royal

Teil 13

Die ersten Sonnenstrahlen blenden mich und ich öffne blinzelnd die Augen. Djamals nackter Oberkörper schimmert in der aufgehenden Sonne und ich versuche vorsichtig ein Stück von ihm weg zu rutschen.

"Wo willst du hin?", fragt er mich mit verschlafener Stimme und weiterhin geschlossenen Augen.

"Na ja, die Sonne geht auf, die Nacht war wirklich sehr schön. Aber -", weiter komme ich nicht, weil Djamal sich auf mich stürzt und böse anfunkelt.

"Nichts aber, das war die beste Nacht, die ich je erlebt habe. Wir lassen alles auf uns zu kommen, ich habe noch eine Überraschung für dich", sagt er aufgeregt und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Djamal rutscht von mir runter, zieht seine Boxershorts an und verschwindet nach draußen. Ich stehe auch auf und ziehe meine Unterwäsche an. Gerade als ich meine kurze Hose anziehen will kommt Djamal zurück. Gibt mir einen leidenschaftlichen Kuss und ich schmecke Zahncreme.

"Hey", unterbreche ich den Kuss. "Wieso schmeckst du nach Zahncreme, ich rieche und schmecke wahrscheinlich wie eine alte Kuhherde?!"

Djamal lacht und sagt mir, dass ich alle Utensilien in dem kleinen Zelt mit der Campingtoilette finde. Ich ziehe mich fertig an, mache mich ein bisschen frisch, putze meine Zähne und fahre mir mit den Fingern durch meine verknoteten Haare. Den Haargummi werde ich wohl nicht wieder finden.

Als ich zum Hauptzelt zurück komme, hat Djamal die Türen komplett aufgemacht und es riecht nach frischem Kaffee. Es steht etwas frisches Obst und der Blätterteig von gestern auf dem Tisch. Djamal steht am Gasgrill und gießt Wasser in einen aufsetzbaren Filter.

"Mit dir kann man bestimmt gut campen", sage ich, er guckt über seine Schulter und lächelt mich warm an.

"Wann fahren wir nach Italien?", will er völlig ernst wissen.

Ich lache: "Das werden wir wohl nie gemeinsam erleben, du bist schließlich in ein paar Wochen verheiratet." Djamal dreht sich ganz zu mir, umfasst meine Hüfte und hält mich fest.

"Was ist, wenn ich dir sage, dass ich die Hochzeit einfach absage?", fragt er todernst.

"Das wird nicht passieren", ich höre Motorengeräusche näher kommen und kann so schnell das Thema wechseln. "Wer kommt da?"

"Das wird ja auch mal Zeit", sagt Djamal, greift nach meiner Hand und ich versuche sie sofort weg zu ziehen, doch er hält sie zu fest und zieht mich nach draußen.

Ein weißer Geländewagen, wie der, mit dem wir gekommen sind, nähert sich und stoppt neben dem Wagen von Djamal. Ein junger Mann steigt aus. Bei genauerem Hinsehen ist eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden Männern zu erkennen.

"Said, hast du an das frische Fleisch gedacht?", Djamal geht auf den Mann zu und umarmt ihn.

"Guten Morgen Bruderherz", begrüßt er Djamal. Das ist also Djamals jüngerer Bruder.

"Na klar, ist in der Kühlbox. Ich freu mich schon den ganzen Morgen drauf. Zuhause ist dicke Luft, Vater hat eine Scheißlaune, weil irgendein Ölmogul nicht genug verkauf hat. Obwohl ausreichend Rohöl vorhanden ist. Das Übliche also. Mama habe ich heute noch nicht gesehen und Mayla kommt erst zur Spendengala, sie schafft es vorher einfach nicht."

"Musst du mich an diese Scheißgala erinnern, da habe ich überhaupt keinen Bock drauf", sagt Djamal mit zusammengebissenen Zähnen. Sein Bruder wendet sich von ihm ab und kommt auf mich zu. Er hält mir freundlich seine Hand zur Begrüßung hin.

"Hallo, ich bin Klara. Djamals Bodyguard", begrüße ich ihn, er hält meine Hand weiter fest und guckt mich skeptisch an.

"Das ist sie also? Hübsch, kein Wunder das du so durch den Wind bist", sagt er und lässt mich nicht aus den Augen. Ich gucke zwischen Djamal und seinem Bruder hin und her.