Teil 2

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Die S-Bahn nach Bornheim hat mal wieder fünfzehn Minuten Verspätung, na ganz toll. Ich ziehe die Kopfhörer aus meinem Rucksack und stecke sie mir in die Ohren. Friendships von Pascal Letoublon, erklingt von meiner Spotifyplaylist. Gedankenverloren blicke ich über den Bahnsteig, beobachte die Menschen, die am Hauptbahnhof in alle Richtungen strömen. In ein paar Tagen werde ich in der Hitze von Dubai den Sohn eines Scheichs bewachen, ich kann es immer noch nicht glauben. Ich lasse für drei Monate das triste Wetter und ein paar Wochen vom Winter in Deutschland zurück. Endlich fährt die S-Bahn ein und ich freue mich auf zuhause.

Ich wohne noch nicht lange in Bornheim, nachdem mein Ex David, mich mit einer Freundin betrogen hat, war ich froh das der moderne Wohnkomplex gerade fertig geworden ist und ich nun ein Loft im Dachgeschoss mein Eigentum nennen kann. Der Portier hebt lässig eine Hand zum Gruß als ich in den Aufzug in den sechsten Stock steige, ich tippe den Code in das Panel ein und nach kurzer Zeit öffnen sich die Türen zu meinem Reich.

Meinen Rucksack lasse ich genau wie meine Schuhe direkt am Eingang stehen, hänge meine Jacke an die Garderobe, ziehe meine Socken aus und gehe barfuß in die Küche. Dort gieße ich mir ein Glas Weißwein ein und drücke die Fernbedienung für die Soundanlage. Leise Hintergrundmusik erfüllt den Wohnbereich und die Fußbodenheizung wärmt meine nackten Füße. Mit dem Glas in der Hand gehe ich an die große bodentiefe Fensterfront und blicke in den dunklen Frankfurter Nachthimmel, doch richtig dunkel wird es in der Großstadt nie, denn die Hochhäuser und Flugzeuge, die noch starten oder landen, bilden immer eine gewisse Lichtquelle.

Mein Handy klingelt auf dem Küchentresen. Wer stört mich denn jetzt noch in meinem wohlverdienten Feierabend? Doch als ich einen Blick auf das Display werfe, sehe ich das der Scheich erneut anruft.

"Guten Abend."

"Klara es tut mir leid, ich weiß Sie, Entschuldigung, dass du Feierabend hast. Aber ich wollte dir nur mitteilen, dass die Maschine aus New York morgen pünktlich um dreizehn Uhr landet. Dein Flug mit Djamal nach Dubai geht allerdings erst übermorgen um sechs Uhr. Ich schicke dir gleich noch ein Foto von meinem Sohn, damit du ihn erkennst. Gute Reise Klara."

"Vielen Dank, wir sehen uns in zwei Tagen", verabschiede ich mich.

Ich drücke das rote Symbol und sofort erscheint eine Textnachricht mit Fotoanhang. Ich öffne sie und der Kreis über dem noch unscharfen Bild fängt an sich zu drehen, langsam baut sich das Foto auf. Gespannt blicke ich auf das Bild und dann ist es scharf, im wahrsten Sinne des Wortes.

Der Sohn des Scheichs, ist äußerst attraktiv, dunkelbraune Augen, gebräunter Teint, pechschwarze Haare, die er als Undercut trägt. Einzelne Haarsträhnen fallen ihm in die Stirn. Sein Vollbart ist gekürzt und verleiht ihm noch mehr Sexappeal. Dann erscheint noch ein Foto auf dem Djamal in voller Größe zu sehen ist, er trägt einen dunkelblauen Anzug mit einem weißen Hemd, im Hintergrund ist die New Yorker Skyline zu erkennen. Eine Hand steckt lässig in seiner Hosentasche und er blickt lächelnd mit seinen strahlend, geraden weißen Zähnen, frech in die Kamera.

Ich reiße meinen Blick von dem Bild los und wende mich dem Text zu.

Djamal bin Zahit Bakir, meine Güte, warum haben die so ungewöhnliche Namen, hoffentlich kann ich mir das merken. Achtundzwanzig Jahre, einsachtundachtzig groß, Vegetarier, liebt Falkenzucht und Golf. Gott wie öde, dass heißt ich muss ihn zum Golfspielen begleiten, wahrscheinlich auch noch seine Taschen tragen. Na, dass werden wir noch sehen, schließlich bin ich sein Bodyguard und nicht seine Assistentin.

Leicht genervt werfe ich mein Handy auf den Tresen und gehe hoch in mein Schlafzimmer, lasse die Rollläden runter und mache das Licht im angrenzenden Bad an. Ein entspannendes Bad, wird mir vor diesem außergewöhnlichen Auftrag sicher gut tun. Die Fenster im Bad sind verspiegelt, ich stelle das warme Wasser an der Wanne an, gehe in mein Ankleidezimmer, schmeiße meine Klamotten in die Wäschetonne und gehe nackt zurück. Die Wanne ist schon halb voll und ich lasse mich in das warme Wasser gleiten. Gebe etwas Schaumbad hinein und lege meinen Kopf am Rand ab, genießerisch schließe ich die Augen und fange an mich zu entspannen.

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