Teil 11

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"Freut mich", sagt Djamal mit einem charmanten Lächeln im Gesicht. Er streift seine Schuhe und Socken ab, setzt sich auf eines der dicken bunten Kissen und zeigt auf das Kissen neben ihm. Ich folge der Einladung, lasse meine nackten Füße durch den heißen Sand gleiten und sehe mich vor dem Zelt genauer um. Djamal steht nochmal auf, gießt zwei Gläser Tee ein und reicht mir ein Glas. Schweigend sitzen wir nebeneinander und blicken auf die unendliche Weite der Wüste.

Der Wind wird etwas stärker und die Spuren die wir im Sand hinterlassen haben, verwehen. Genauso ist es wenn man geliebte Menschen verliert, die Spuren des Lebens werden einfach weggeweht. Ich lasse meinen Blick zum Himmel gleiten, einzelne Wolken schieben sich vor die erbarmungslos, brennende Sonne.

"Was denkst du gerade?", will Djamal neben mir wissen und streckt seine langen Beine aus.

"Nicht so wichtig", sage ich mit einer wegwerfenden Handbewegung.

"Das glaube ich dir nicht. Probier mal den Blätterteig, der ist echt lecker", Djamal steckt sich ein großes Stück in den Mund und einzelne Krümel fliegen auf den Boden. Er hält mir ein Stück hin und ich will es ihm ab nehmen. Doch er schüttelt mit dem Kopf und hält es etwas höher. Mit dem Zeigefinger deutet er an, dass ich näher kommen soll. Ich stütze mich mit beiden Händen auf den Boden und mache den Mund auf.

Djamal schiebt mir das süße Blätterteigstück in den Mund und wischt mit seinem Zeigefinger ganz kurz über meine Unterlippe. Ich kaue langsam und lasse ihn nicht aus den Augen, seine braunen Augen weiten sich und er lächelt mich liebevoll an.

"Und lecker, oder?" Ich nicke und schlucke den Rest runter. Trinke einen Schluck von dem Pfefferminztee in meiner Hand.

"Jetzt verrate mir, an was du gerade gedacht hast?"

"Wie schnell Spuren im Sand verschwinden", sage ich leise, drehe mich wieder weg und gucke in die Wüste.

"Ich habe Respekt vor der Wüste, mein Vater hat mir als Kind schon beigebracht das es sehr gefährlich hier draußen werden kann, wenn man sich verläuft. Das hat sich in meinem Kopf eingebrannt. Vor ein paar Jahren, ist eine Gruppe junger Leute auf eine Wüstensafari ohne Guide gefahren, die waren der Meinung das ihnen nichts passieren kann. Aber den Weg zurück haben sie nicht mehr gefunden, nach einer Woche hat man die Wagen mitten im Nirgendwo gefunden, mit ihren Leichen. Du siehst, wenn man sich nicht auskennt, sollte man solche Touren einfach nicht machen. Wir fahren immer mit GPS und haben notfalls einen Kompass dabei."

Ich genieße die Ruhe, die dieser wunderbare Ort ausstrahlt. Keine Ahnung wie lange wir schon schweigend nebeneinander sitzen, aber als ich kurz nach rechts blicke, sehe ich das Djamal tiefer in die Kissen gerutscht ist und friedlich schläft.

Lächelnd sehe ich ihn genauer an, seine schwarzen Haare und der gepflegte kurze Vollbart, verleihen ihm etwas geheimnisvolles. Von dem Draufgänger, den ich kennengelernt habe, ist gerade nichts zu sehen, sondern ein Mann, der die Ruhe der Wüste genießt und einfach frei ist. Ich rutsche ebenfalls tiefer in die Kissen und stütze meinen Kopf in meine Handfläche.

Wie gerne würde ich jetzt über Djamals Haare streicheln. Stopp Klara. Kunde - bald verheiratet - absolut tabu!

Ich schüttele den Kopf über meine Gedanken und lasse meinen Blick nach draußen schweifen. Auch meine Augen werden schwer und mein Kopf sinkt in die weichen Kissen.

Etwas kitzelt mich an der Stirn und ich versuche es weg zu wischen. Doch es kitzelt mich erneut, ich wedele mit einer Hand rum und öffne flatternd meine Augen. Blicke in Djamals warme, braune Augen, er steht leicht gebückt über mir.

"Ich habe schon gedacht du bist tot. Wie kann man denn so leise atmen?", fragt er mich amüsiert. "Hast du Hunger?"

"Ja, was gibt es denn?"

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